Zerstörung im 30-jährigen Krieg

Über Hergang und das genaue Datum der Zerstörung von Neuscharfeneck liegen keine Dokumente vor,  auch sprechen mir zugängliche Quellen von verschiedenen Zeitpunkten. Möglicherweise sind die unterschiedlichen Quellen alle zutreffend, so dass der Grad der Zerstörung während des 30jährigen Krieges sukzessive anwuchs.

Nordverdickung der Schildmauer mit sichtbaren Spuren der Sprengung durch die Schweden im Okt. 1634. Die Qualität des Pulvers reichte noch nicht aus, um die Schildmauer gänzlich zum Einsturz zu bringen.

So zitiert Rolf Übel (Quelle 4) ein Dokument des Staatsarchives Wertheim, in dem bereits 1624 über  Zerstörungen an der Burg gesprochen wird. 

Scharpfeneckh ist ruiniert und verbrannt, ist allda nichts zu würdigen als das“.

Als die Burg 1625 von Kaiser Ferdinand II.  an den katholisch gebliebenen Nachfahren Johann Diedrich, den später gefürsteten Familienzweig Löwenstein-Wertheim-Rochefort, übergeben wurde, wird die “vestung selbers (als) ruiniert und verbrannt” beschrieben. Der Originallehensbrief wurde zum Landauer Hof und nicht mehr auf die Burg selbst gebracht. Ein klares Indiz, dass der Löwensteiner die Geschicke der Burg nicht mehr vor Ort lenkte.

In Quelle 1 wird von einer Zerstörung  1629 durch die Kaiserlichen gesprochen, während Quelle 2  von einer Zerstörung durch “schwedisch Volck” 1633 spricht.  Quelle 4 präzisiert, dass noch 1633 die Schweden die Herrschaft besetzt hielten und die Burg sogar wieder instand gesetzt werden sollte. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen, denn nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen (06.09.1634) mussten die Schweden aus Südwestdeutschland abziehen. Hierbei kam es im Oktober 1634 zu der Sprengung, welche die vollständige Unbrauchbarmachung der Burg und ihrer Wohn- und Wehrelemente herbeiführte.

Fest steht, dass die Zerstörung gründlich war, denn Neuscharfeneck wurde später nicht mehr aufgebaut. Das mag auch an der finanziellen Ausblutung der Herrschaft durch den Dreißigjährigen Krieg bedingt gewesen sein. 1651 heißt es über die Burg:

“(..) so ist auch das Haus und Schloß Scharpffeneck nicht mehr in esse, sondern hiervor von dem Kriegsvolck mit Pulver zersprengt und in die lufft geschickt worden, also dass nichts mehr als das Gemeuer oder die rudera davon zu seh (..) “

Die mächtige Schildmauer von Neuscharfeneck wurde beim Abzug der Schweden im Oktober 1634 mit Pulver (lediglich) “angesprengt”. Der massive Baukörper konnte nicht vollständig zum Einsturz gebracht werden.

Weiterführende Quellen, Literatur

  1. Keddigkeit, Jürgen / Burkhart, Ulrich / Übel, Rolf: Pfälzisches Burgenlexikon III, I – N, Kaiserslautern 2005
  2. Braun, Eckhard : Pfälzische Burgen und Feuerwaffen, Hauenstein 1997
  3. Übel, Rolf: Burg Neuscharfeneck bei Dernbach, Kreis Südliche Weinstraße, ISBN: 3-929893-04-5, 2. verb.Auflage 2016
  4. Übel, Rolf: Die Zerstörung der Burg Neuscharfeneck, 2013, aus: Heimat Jahrbuch … Bd. 35, Jg. 2013 – S.171 – 173