Mit Pulverwaffen gegen Burgen

Belagerung in der Frühen Neuzeit (Maximilianische Zeit)

Ich habe zwei Belagerungen des frühen 16. Jahrhunderts ausführlich beschrieben, ich will daher eine Wiederholung an dieser Stelle vermeiden. Es handelt sich um die

    1. Gescheiterte Belagerung von Trier (“Trierer Fehde” des Franz v. Sickingen 1522)
    2. Belagerung und Zerstörung der Burg Nanstein 1523

Einsatzgrundsätze, die man aus der zeitgenössischen Schlachtenskizze  ableiten kann:

    • Kartaunen- und Schlangengeschütztypen auf Lafetten ersetzten die typologisch veralteten Steinbüchsen (Metzen). Sie konnten mit Pferdergespannen (10-16 Pferde) auch über längere Distanzen herangeführt und in die Stellung gezogen werden. (Abb. 1)
    • Die Auswahl einer überhöhten Stellung für den Feuerkampf war vorteilhaft. Das Schussfeld musste notfalls freigeräumt / gerodet werden. Abb. 2 zeigt die Überhöhung der trierer, hessischen und kurpfälzischen Stellung leider nicht.
    • Die Aufstellung der Geschütze erfolgte in einer Zielentfernung von ca. 300 Meter, was der damaligen Kampfentfernung für mauerbreschende Waffen entsprach
    • Geschützstellungen (Abb. 3) wurden hinter aufgeworfenen Erdschanzen eingerichtet, die “Laden” sind nur noch bei schweren Legestücken anzutreffen. Die mit Erde verfüllten Schanzkörbe und Erdwälle waren ein guter Schutz vor gegnerischem Abwehrfeuer.
    • 1523 zeigte sich, dass die Nachladezeit von 2 Stunden für das schwere Legestück zu lang war. Kartaunen konnten in der Stunde drei Schüsse abgeben, Schlangen sogar vier.
    • Die Feuerleitung kam auf. Das neue Schießverfahren des “Taktschießens” erforderte die Aufrechterhaltung von Treffern im Abstand von 90 bis 120 Sekunden. Damit wurde der Wehrbau in Schwingung versetzt, wodurch sich das Mauerwerk allmählich lockerte und zum Einsturz führte. Dieses Schießverfahren erforderte eine straffe Feuerleitung, die aufgrund der Entfernung zwischen den Geschützen vermutlich mit Flaggenzeichen erfolgte.
Abb. 1: Artillerie auf dem Marsch

Quelle: Jean Théodore de Bry, 1614 (gemeinfrei)

Belagerung und Beschießung der Burg Nanstein 1523
Abb. 2: Beschuss der Burg Nanstein 1523

Quelle: Sturm, Casper: “Bellum Sickinganum Blatt 37, gemeinfrei.

Abb. 3: Zum Schutz der Stückmeister und des Pulvers wurden Schanzkörbe mit Sand oder Erdreich verfüllt und zur Deckung aufgestellt.

Quelle: Erhard Schoen
Belagerung von Münster
Kupferstich Ausschnitt 1. Hälfte 16. Jh.

0
Eine lebendige Diskussion auf dieser Seite ist möglich und erwünscht. Bitte teile Deine Sicht mit uns.x