Angriff auf Burgen im Hochmittelalter

Vorbemerkungen

Der Auslöser

Graf Gerhard von Aarberg-Valangin sendet Bern den Fehdebrief, 1339
Quelle: Spiezer Chronik des Diebold Schilling, Bern, Burgerbibliothek https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Deutsche_Geschichte5-309.jpg

Der Kampf um eine Burg entbrannte häufig als Ergebnis der Absage (Ankündigung) einer Fehde. Hierbei ging es um das Brechen der wirtschaftlichen und militärischen Machtbasis eines Gegners aufgrund eines widerfahrenen Unrechts und um eine ausreichende finanzielle Kompensation bei erfolgreichem Ausgang. In dieser alten Form der Selbstjsutiz war die Burg als Zentrum der Macht und Besitz des Adels folglich das Hauptziel während der Fehde. Erst mit der Eroberung der Burg war der Sieg vollkommen, konnte der Unterlegene zu Sühneleistungen und Schadenersatz durch den Fehdeherrn gezwungen werden. Als Fehdegegner standen sich häufig Ritter gegenüber, aber auch Ritter gegen Städte.    Mehr zur Fehde des Hochmittelalters

Zum Kräfteverhältnis

Im Hochmittelalter war die Belagerung einer Burg ein für Angreifer und Verteidiger verlustreiches, langwieriges und insbesondere für den Belagerer kostspieliges Unterfangen, welches gut geplant sein wollte. Sollte der Angriff und die Einnahme einer Burg Aussicht auf Erfolg haben, so war eine zahlenmäßige Überlegenheit des Angreifers unabdingbar. Denn es bedurfte eines deutlichen Kräfteübergewichts, um als Angreifer gegen Verteidiger hinter starken Mauern und Türmen erfolgreich durchdringen zu können. Das änderte sich ab Mitte des 15.Jahrhunderts, als Belagerungsartillerie zur Verfügung stand und steinerne Burgmauern dem Beschuss nicht mehr trotzen konnten. Im Zeitalter der Kanonen wurde die Ausstattung des Angreifers mit Artillerie zum entscheidenden Erfolgsfaktor.

 

Die Strategie des Angreifers

Am einfachsten und auch am risikoärmsten war es wohl, eine Burg durch Verrat an sich zu bringen. Die Taktik war, einen Knecht oder einen Torwächter zu bestechen, damit sie eine Pforte öffneten oder die Zugbrücke herunterließen, durch die ein bereitstehender Sturmtrupp eilig eindringen und die Burg im Handstreich nehmen konnte.
 
 

Sage:  Wie die Burg im Lindelbrunn im Bauernkrieg zerstört wurde   

Quelle:  Wikiwand

(..) Als es dem Bauernhaufen in einigen Versuchen nicht gelang die Burg niederzubrennen und ein Blutbad anzurichten, da die Burg von der Ritterschar und den Knechten gut verteidigt wurde, zogen die Bauern mit herben Verlusten ab und gaben auf. Die Ritter auf der Burg feierten ausgelassen ihren Sieg, als vor dem Tor ein Bürgerlicher stand, um von der Aufgabe der Bauern zu berichten. Man ließ ihn ein und setzte ihm ein Mahl vor. Er lobte den Schlossherrn und welches Glück doch mit ihm sei. Ihn in Sicherheit wähnend ließ man den Bürgerlichen in der Burg übernachten. Doch als fast das ganze Schloss von der Feier betrunken sich zur Ruhe legte, nutzte der Bürgerliche die Chance. Er ließ die Zugbrücke herunter und der vor der Burg wartende Bauernhaufen stürmte herein. Der richtete ein Blutbad an, raubte was er konnte und brannte die Burg nieder.”

War kein Bestechlicher greifbar, so war der Handstreich, z.B. durch (möglichst lautloses) Überwinden der Mauern mit Sturmleitern im Schutze der Nacht oder durch die Überlistung oder Überrumpelung des Torwächters und die Einnahme sowie das Halten des Burgzugangs bis zum Eintreffen der Hauptstreitmacht, ein taktisch erfolgversprechender Ansatz.

Gelangen weder List noch das Ausnutzen des Überraschungsmoments, so wurde die Burg von der Versorgung abgeriegelt und belagert. Zweck der Belagerung war es, die Eingeschlossenen durch fortschreitenden Mangel an Nahrungsmitteln und – noch wichtiger – von Wasser moralisch und körperlich zu zermürben. Die Übergabe der Burg war dann unausweichlich. Da der Angreifer aber häufig nicht im Bilde über den Umfang der durch den Burgherrn rechtzeitig angelegten Vorräte war, wurde der Faktor Zeit auch zum Kostenfaktor für den Belagerer. Denn schließlich war während einer langen Belagerung auch das eigene Kontingent zu versorgen. Die Strategie der Burgbesatzung war in diesem Fall darauf ausgerichtet, dass der Belagerer aus Mittelknappheit unverrichteter Dinge abziehen musste, ohne den Fall der Burg herbeigeführt zu haben. Auch war eine Belagerung im Winter nicht aufrecht zu erhalten.

Würde eine Aushungerung also zu lange dauern, so gab es noch den kräftezehrenden Ansatz der Unterminierung. Dabei wurden unterirdische Stollen unter die Fundamente der Türme oder Mauern getrieben, um diese durch Feuer oder im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter des aufkommenden Schießpulvers, durch unterirdische Sprengung (“Pulverkammer” mit Lunte zur Explosion gebracht) zum Einsturz zu bringen. Durch die Breschen der einstürzenden Mauern konnte der Sturm in die Burg erfolgen. Der Sturmangriff war angesichts der nummerischen Überlegenheit des Angreifers und der schlechten körperlichen Verfassung der ausgehungerten Verteidiger der letzte Akt. Die Unterminierung gewann im Zeitalter des Schießpulvers noch an Bedeutung. “Mineure” waren eine eigens dafür geschaffene Truppengattung.

 

 

Was passierte nach der Einnahme der Burg mit dem geschlagenen Verteidiger?

Wurde die Burg kampflos übergeben, so war der freie Abzug der Burgbesatzung unter Zurücklassen jeglichen Hab und Guts sowie der Ausrüstung die Regel. Die Burg wurde dann geplündert und danach zerstört, d.h. in Brand gesetzt, die Mauern eingerissen, im Spätmittelalter gesprengt, so dass sie fortan kein Machtinstrument mehr darstellte. Die Freilassung gefangen genommener Adeliger erfolgte meist erst nach der Zahlung beträchtlichen Lösegelds.

Anders verhielt es sich, wenn die Burg nicht übergeben, sondern nach Kampfhandlungen erobert wurde. So wissen wir, dass nach der Wegnahme von Ruppertsecken 1470 durch KF Friedrich I. v.d. Pfalz von 35 Gefangenen fünf direkt gehängt wurden, weil sie sich der Verschleppung von Bauern in die Burg schuldig gemacht hatten. Die anderen 30 Gefangenen wurden nach Alzey abgeführt, um dort fortan in Turmverließen zu schmachten

(..) und es geschah ihnen Leid in Türmen, bis sie zu Tode kamen und mit Fäulnis verdorben waren.”

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