Schildmauer
Schildmauer
Definition
Im Unterschied zur Ringmauer schirmt eine Schildmauer die besonders gefährdete Angriffsseite einer Burg auf voller Breite ab. Durch ihre immense Höhe und dem breiten Mauerwerk deckte die Schildmauer die dahinter liegenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Meist kommt sie bei Sporn- oder Hangburgen mit einer deutlichen Überhöhung zur Feindseite hin vor. Da die Schildmauer die Funktion eines Schildes für dahinter befindliche Wohn und Wirtschaftsbauten einnahm, konnte man gelegentlich – nicht zuletzt aus Kostengründen – auf den Bau eines Bergfrieds verzichten.
Beispiele aus der Pfalz
Beispiele für Pfälzer Burgen mit Schildmauer und ohne Bergfried sind Ramburg, Tanstein, Grafendahn, Blumenstein, Spangenberg, Wolfsburg, Neuscharfeneck und der (hochmittelalterliche) Berwartstein.
Wir finden Schildmauern mit Bergfried beispielsweise auf der Wachtenburg, der Madenburg, Burg Falkenstein, Burg Hohenecken und Burg Neu-Wolfstein.
Besondere Formen
Die Schildmauer hat oft eine abgerundete oder abgeschrägte Form, um den Beschuss von Geschossen zur Seite abzulenken.
Im Schildmauersporn der Madenburg wurde sogar eine Kanonenscharte für ein kleines kurzrohriges Geschütz untergebracht, das im Nahkampf mit Hagel in den äußeren Halsgraben hineinwirken sollte.
Einen spitzen Mauerkeil in die Feindseite finden wir auch auf Neudahn. Er hatte die Funktion zu übernehmen, feindliches Flachfeuer zur Seite abzulenken.
Die Schildmauern von Neu-Dahn, Neuscharfeneck, Falkenstein und Madenburg wurden im 15.und 16. Jh. noch für den Kampf mit Pulverwaffen aufgerüstet. In den mächtigen Mauern wurden Kasematten für kurzrohrige Geschütze mit Verbindungstunneln eingebrochen und beschusssichere Pulverkammern im Innern der Schildmauer eingerichtet. Der Ausbau der Schildmauer zum Waffenträger für Kanonen war dort mit einer deutlichen Erhöhung und Verstärkung der Mauern verbunden. Auf der oberen und überdachten Schildmauer-Plattform wurden leichtere Kanonen, zumeist Schlangengeschütze (Falkonet, 1-Pfünder), mit einer großen Reichweite und Zielgenauigkeit platziert.
Burgtor in der Schildmauer
Die Lage des Burgtors musste gut geplant sein. Üblicherweise befindet sich der Zugang in die Burg auf der feindabgewandten Seite. Dort, wo die Steilheit eines Bergsporns das Herumführen des Burgwegs um die Burg nicht gestattete, mussten andere Lösungen gefunden werden. So wurde beispielsweise auf Landeck, Madenburg und Falkenstein das Haupttor durch die Schildmauer geführt. Zusätzliche Befestigungen vor dem Tor waren dann erforderlich, so wie hier auf Burg Falkenstein mit einem tiefen Graben mit Zugbrücke und Flankierungstürmen.
Auch auf Neuscharfeneck war der Burgweg zunächst über den Halsgraben und durch die Schildmauer geführt (1) worden.
Als im 15. Jh. die Schildmauer mit Kasematten für Kanonen versehen wurde, konnte der “alte Zugangsweg” nicht mehr aufrechterhalten werden. Der Zugang wurde daraufhin durch die Nordverdickung der Schildmauer geführt (2). Erst viel später wurde der westliche Zugangsweg südlich um die Burg herum zum Westtor und weiter durch den Südzwinger geführt (3).
Halsgraben vor der Schildmauer
Es war die Regel, vor der Schildmauer von Höhenburgen einen tiefen und breiten Halsgraben anzulegen, der die Burg auf der Bergseite (zugleich Feindseite) vom ansteigenden Hang abtrennte und dem Feind den unmittelbaren Stoß auf die Schildmauer verwehrte. Beispiele sind Madenburg, Falkenstein, Landeck, Meistersel, Blumenstein, Neu-Wolfstein, Neuscharfeneck und Frankenstein.