Burgenkunde
Die Felsenburg
- Vorbemerkungen
- Burgenbau in der Pfalz
- Über das Recht, Burgen zu bauen
- Zur Burgbautechnik im Mittelalter
- Burgtypen
- Sonderform: Die Felsenburg
- Sonderform: Die Ganerbenburg
- Fliehburg als “frühe” Befestigung
- Die salierzeitliche Turmburg
- Die Burg in der Stauferzeit
- Ausbau zur “Kanonenburg”
- Das Burgsterben in der Pfalz
- Logbuch der Zerstörung von Burgen
Ein besonderer Typ des mittelalterlichen Wehrbaus ist die Felsenburg. Der Burgenforscher Otto Piper verwendete die Bezeichnung Felsenburg für Burganlagen, die über künstlich aus dem Burgfelsen ausgehauene Hohlräume verfügen. Besonders häufig ist dieser Burgentyp dort anzutreffen, wo weiches Gestein das Aushöhlen des (Burg-)Felsens begünstigte. Die Sandsteinriffe der Pfalz, insbesondere des Wasgaus, boten beste Voraussetzungen für den Bau von Felsenburgen.
Im Unterschied zu “gewöhnlichen” Höhenburgen, die den anstehenden Fels als Untergrund für die einzelnen Bauten nutzen, wurde bei Felsenburgen die gesamte Anlage in den Fels, auf den Fels und um den Fels herum umgesetzt.
Als besonders ausgeprägte Beispiele dieses Burgentyps gelten Drachenfels, Berwartstein, Blumenstein, Tanstein, Grafendahn, Meistersel., Nanstein, Falkenburg. Bei ihnen wurden Wohn und Funktionsräume sowie Keller (Ramburg) aus dem Felsen herausgeschrotet und mit Gängen oder Treppen verbunden. Das ermöglichte eine hocheffektive Raumnutzung. Allerdings wird das Raumklima in den klammen Felsenkammern, insbesondere in den kalten Jahreszeiten, für manche Rheumaerkrankung ihrer Bewohner verantwortlich gewesen sein.
Die Wasserversorgung im Belagerungsfall aber auch im Alltag war bei Felsenburgen immer ein Problem. Man hatte wenig Raum für Filterzisternen und musste das Wasser in Felsbecken (Drachenfels, Neuscharfeneck, Blumenstein) auffangen, worunter die Wasserqualität gelitten haben mag. Wo immer möglich, versuchte man die Wasserfrage durch das Bohren von Brunnenschächten (z.B. Berwartstein, Neuscharfeneck, Trifels, Meistersel, Madenburg, Wegelnburg), das mehrere Jahre in Anspruch nehmen konnte, und / oder die Anlage von Zisternen (Drachenfels, Neuscharfeneck, Neudahn, Landeck, Steinenschloss, Blumenstein, Grafendahn, Tanstein) zu lösen. Auch Pferdetränken (Trifels, Drachenfels u.a.) wurden häufig aus Platznot in den Fels eingearbeitet.
Die aus Holz oder Stein errichteten Gebäude auf und am Burgfelsen nutzen den Burgfelsen als Fundament oder Wand. Die Lage der Holzbauten lassen sich jedoch heute nur noch an Balkenlöchern oder -auflagen erkennen.