Geschichte Neuscharfenecks

Neuscharfeneck kurz vor dem 30-jährigen Krieg Quelle: Modell Rekonstruktion von Erwin Merz 2012

Neuscharfeneck wurde vermutlich Mitte des 13. Jh. mit einer Oberburg auf und einer Unterburg um den Zentralfelsen herum erbaut, den man – wie bei den Felsenburgen der Pfalz häufig anzutreffen – mit Buckelquadern verkleidete. Das verlieh der Burg ein wehrhaftes Antlitz und betonte die  Macht und Überlegenheit ihres Besitzers. Ein Bergfried ist im Baubefund nicht nachweisbar. Wichtigstes Wehrelement war die quer zur Hauptangriffsrichtung angelegte – später überbaute und erweiterte – Schildmauer, die mit einem aus dem Sandsteinfelsen ausgeschroteten Halsgraben gegen das Heranführen von Belagerungsgerät zur Feindrichtung geschützt war. Der Zugang erfolgte über eine Brücke, die nächst zur Schildmauer als Zugbrücke ausgeführt war, durch die Schildmauer. Dieser Zugang wurde später zugemauert.

Nach dem Aussterben der Herrn von Scharfeneck 1416 fiel die Burg an Kurpfalz. Kurfürst Friedrich I. (der Siegreiche) von der Pfalz baute die Anlage zwischen 1469 und 1472 schließlich zum mit Kanonen bewehrten Renaissanceschloss aus, wobei die “alte” Kernburg auf dem Felsen weitgehend abgetragen und den Neu- und Erweiterungsbauten wich. Die Schildmauer wurde zum 58 Meter langen, in der Südhälfte bis zu 12 Meter breiten und bis zu 20 Meter hohen Kanonenträger mit eingelassenen Kasematten und einer Geschützplattform ausgebaut. Zu jener Zeit der Erweiterung glaubten betuchte Burgherren noch, feindlicher Feuerkraft mit dickem Mauerwerk begegnen zu können. Spätestens seit der Zerstörung der Burg Nanstein (Landstuhl/Pfalz) im Jahre 1523 war klar, dass die “Steinerne Burg” als Wehrbau ausgedient hatte.

Im Bauernkrieg wurde Neuscharfeneck vom Nußdorfer Haufen 1525 ohne große Mühe eingenommen. Angesichts der schlechten Versorgungslage war es nicht mehr möglich gewesen, rechtzeitig und in ausreichender Menge Munition für die Feuerwaffen zu bevorraten und die Besatzung zu verstärken. Aber alleine die numerische Überlegenheit der Bauern war so enorm, dass die Burg auch mit Schießpulver nicht zu verteidigen gewesen wäre. Übrigens setzte sich keine der Pfälzer Burgen 1525 den Bauern zu Wehr. Trotz der Zusage, die Burg zu schonen, ging sie in Flammen auf und brannte völlig aus. Mit ihr gingen auch die im Burgarchiv gelagerten Urkunden unter, was erklärt, warum wir heute so wenig über die frühe Burggeschichte wissen und Vorgenanntes zum Baubefund auf Einschätzungen beruht.

Die steinerne Substanz der Burg war nach dem Brandschaden von 1525 wohl erhalten geblieben. Denn bis 1531 wurde Neuscharfeneck von Graf Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck, einem Enkel des vorgenannten Friedrich I. v. d.Pfalz, wieder instand gesetzt, umgebaut und in Teilen sogar noch erweitert. Die maßgebliche Verstärkung der Schildmauer fällt in diesen Bauabschnitt.

Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg 1625 zunächst von Truppen der katholischen Liga besetzt und dann im Oktober 1634 von den Schweden durch Sprengung so nachhaltig zerstört, so dass sie nicht mehr nutzbar war und in der Folge zur Ruine verfiel. Fortan und für zweieinhalb Jahrhunderte diente Neuscharfeneck als Steinbruch für die umliegenden Dörfer. Seit 1971 kümmert sich der Neuscharfeneck-Verein e.V. um den Erhalt dieses bedeutenden Kulturdenkmals der Pfalz und stemmt sich gegen den weiteren Verfall.

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