Burgenkunde
Die salierzeitliche Turmburg
- Vorbemerkungen
- Burgenbau in der Pfalz
- Über das Recht, Burgen zu bauen
- Zur Burgbautechnik im Mittelalter
- Burgtypen
- Sonderform: Die Felsenburg
- Sonderform: Die Ganerbenburg
- Fliehburg als “frühe” Befestigung
- Die salierzeitliche Turmburg
- Die Burg in der Stauferzeit
- Ausbau zur “Kanonenburg”
- Das Burgsterben in der Pfalz
- Logbuch der Zerstörung von Burgen
Die salierzeitliche Turmburg des 11. Jh. wurde in ihren wichtigsten Elementen bereits aus Stein gebaut . Mit dem Schlössel (bei Klingenmünster) ist noch eine dieser frühen Turmburgen aus der Salierzeit in der Pfalz in Bauresten zu finden. Auch Trifels, Anebos, Scharfenberg sowie Steinenschloss haben ihren Baubeginn bereits in der Salierzeit. Freilich klassifiziert man diese in Folge ihres späteren Ausbaus nicht nicht als “Turm(hügel)burg”, sondern als “Höhenburg”.
An dieser Stelle soll noch nicht die Einzelbesprechung der Burg Schlössel erfolgen, sondern vielmehr deren typische Baumerkmale herausgearbeitet werden. Als solche sind zu nennen:
- Hochburg auf lichter Höhe, bestehend aus Kern- und Vorburg (Abb. 1)
- Kernburg
- Steinbauten aus unregelmäßig großen, glatt behauenen Quadern, teilweise mit Mustern (Abb. 2)
- Freistehender Wohnturm (rund o. eckig) mit kleinen Lichtschlitzen und Wehrplattform (offen o.überdacht)
- Ringmauer um die Kernburg mit vorgelagertem Burggraben und einem Burgtor
- Kleiner Wirtschaftshof mit Funktionsgebäuden, überwiegend in Fachwerkbauweise
- Vorburg
- Meist größer als die Kernburg, Platz für weitere Wirtschaftsgebäude, Gesindewohnungen, allesamt n i c h t aus Stein
- Umgeben mit eigenem Graben und eigenständig gesichert durch Wall und/oder Mauer und/oder Palisade
- Zur Kernburg gerichtete Seite blieb offen zur besseren Verteidigung
Führt man sich vor Augen, dass dem Burgverteidiger im 11. Jhdt allenfalls Wurfspieß, Bogen und (erst gegen Ende des 11. Jh.) die Armbrust als “Fern”-Waffen zur Verfügung standen, so wird klar, dass eine kleine Burg mit vielleicht 15 Mann Besatzung gegen einen mit Sturmleitern zahlenmäßig überlegenen Angreifer so gut wie nicht rundum zu verteidigen war.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die wehrtechnische Reife dieses Burgentyps noch nicht weit entwickelt war. Verglichen mit der Burg des 13. Jh., für deren Planung die wehrtechnische Erfahrung aus den ersten Kreuzzügen einflossen, ist die salierzeitliche Turmburg, vereinfacht gesagt , nicht m e h r als eine steinerne Ringmauer mit Toranlage und einem kombinierten Wehr- und Wohnturm. Diese war weder gemütlich zu bewohnen noch besonders wehrhaft zu verteidigen. Sie war aber als neue Form der Adelsburg ein Startpunkt, der die kommenden Entwicklungen erst ermöglichte.
Die Eckquader am Turm der Burg “Schlössel” weisen 3 verschiedene Bearbeitungsmerkmale auf: Rillen- oder Fischgrätmuster, gepickte und gefläschte Quader. Die Rillenmuster sind die älteste, bis ca 1035 gebrauchten Bearbeitungsspuren. Sie dürfen keinesfalls mit Steinmetzzeichen verwechselt werde. Diese wurden im deutschen Sprachraum nicht vor der Mittedes 12. jhdt angewendet.
Guter Hinweis, vielen Dank. Ich habe die entsprechende Bildbeschriftung auf der Seite “Die salierzeitliche Turmburg” abgeändert.