Angriff auf Burgen im Hochmittelalter
Vorbereitung der Belagerung
Wie im Kapitel “Ausbau zur Kanonenburg“ ausgeführt, änderte sich die Wirksamkeit von Belagerungsmaschinen und -waffen gegen Ende des 14. Jhdts. signifikant. Es macht Sinn, dass ich die “konventionelle” Belagerungstechnik und Kampfführung des Hochmittelalters getrennt vom Kanoneneinsatz gegen Burgen aufbereite.
Im Kapitel “Fehde – Ritterliche Selbstjustiz” wurden die Gründe und rechtlichen Voraussetzungen für die Auslösung der Belagerung einer Burg (oder Stadt) behandelt.
Im Kapitel “Kampf um Burgen – Überblick” wurden bereits die taktischen Optionen beim Angriff auf eine Burg angerissen. Immer ausgehend von einem Übergewicht des Angreifers wurde das Spektrum von der listigen und schnellen Überrumpelung bis hin zur langwierigen Belagerung unter Einsatz von Antwerk beleuchtet. War der schnelle Sieg nicht zu erreichen, so richtete man die Belagerung ein.
Die beste Zeit für den Beginn einer Belagerung war im Sommer, weil die Vorräte aus der Vorjahresernte aufgebraucht waren und die neue Ernte noch nicht eingebracht war.
Zu Beginn der Belagerung wurde das Feldlager aufgebaut und gesichert sowie der Nachschub von frischem Wasser und Lebensmitteln zur Burg abgeschnitten. Der Belagerer besetzte außerdem bereits beim Anmarsch die burgzugehörigen Dörfer und Bauernhöfe und requirierte dort alles, was weggebracht werden konnte. Denn es galt, die eigenen Truppen möglichst ressourcenschonend zu verpflegen. Sofern man die Gehöfte jahreszeitlich im Winter nicht für die eigene Truppe benötigte, wurden sie in aller Regel niedergebrannt.
Auf beiden Seiten war Eile geboten, denn nach Übergabe des Fehdebriefes stand dem Fehdegegner noch 3 Tage zur Vorbereitung auf die Fehde zur Verfügung. Die Aufstockung der Vorräte in der Burg gehörte zu den mit Priorität verfolgten Maßnahmen. Doch das war noch lange nicht alles, was der Befehdete zu organisieren hatte.
Erstürmung einer mittelalterlichen Stadt um 1350
Dauer 10:21
Gepostet von https://www.youtube.com/user/thommestom (gemeinfrei)
Ob nun Angriff auf Burg oder Stadt. Der Ablauf einer Belagerung ist ähnlich. Die Stummfilm-Animation (Daumenkino) der Gebrüder Diehl aus Gräfelfing bei München von 1943 zeigt 10 Minuten lang die Erstürmung einer mittelalterlichen Stadt in der vorartilleristischen Zeit. Die Verteidiger ergreifen alle möglichen Abwehrmaßnahmen, können letztendlich dem Einsatz eines Wandelturmes nichts mehr entgegensetzen.
Mein Tipp:
Öffnen Sie das von mir erstellte “Drehbuch” mit Zeitangaben, welches die jeweilige Kampfhandlung und das dabei eingesetzte Antwerk beschreibt und lesen Sie dieses begleitend zum Film.