Wichtigste Handfeuerwaffen des 13. bis 17. Jahrhunderts

Stangenbüchse
aus: Bellifortis Frankfurter Universitätsbibliothek Ms. germ. qu. 15

Das Standrohr ist eine der ersten Pulverwaffen und ist ab Mitte des 13. Jhdts in Quellen dokumentiert.

Ein 20-60cm langes (Feuer-)Rohr wurde auf einer bis zu 2m langen Holzstange befestigt. Aus dem Bronzerohr verschoss man Bleikugeln. Auf einem Holzgestell aufgelegt wurde die Stangenbüchse per Hand gezündet.

Mit der Waffe konnte eine beachtliche Reichweite von bis zu 300m erreicht werden, wenngleich die Durchschlagskraft bei Entfernungen über 100m deutlich abnahm. Die Schussfrequenz war niederer als bei Bogen oder Armbrust. Ein gezielter Schuss war nicht möglich. Damit taugte die Stangenbüchse vor allem als Belagerungswaffe, weil ihr Reichweitenvorteil gegenüber Langbogen/Armbrust zum Tragen kam. Für eine (beweglich geführte) Feldschlacht war die Waffe eher ungeeignet.

Die Büchse war deutlich schneller und kostengünstiger als eine Armbrust zu fertigen. Ihre Bedienung erforderte keine langwierige Ausbildung. Das machte die Waffe für die breite Ausrüstung von Truppen interessant.

Erste Handrohre wurden bereits um 1300 entwickelt und blieben bis etwa Mitte des 16.Jahrhunderts in Gebrauch.

Die Waffe bestand am Anfang aus einer kurzen bronzenen, später eisernen Röhre von 190 – 600mm Länge und einem Kaliber von ca. 18-20 mm. Die Röhre war auf einem nach hinten auslaufenden Stiel befestigt, der beim groben Richten und Zünden unter den linken Arm geklemmt wurde. Ein Anschlag, wie bei einer modernen Panzerfaust auf der Schulter liegend, war ebenfalls möglich.

Mit der Verbesserung des Schießpulvers konnte das Volumen der erforderlichen Treibladung verringert werden, was auch half, Wandstärke bzw. Gewicht des Rohres zu reduzieren und ihre Handlichkeit zu verbessern.

Das Anlagen der Lunte mit der Hand und die Art des Anschlages ließen noch kein genaues Zielen zu. Es dürfte aber ausgereicht haben, um einen Feind in Deckung zu zwingen (niederzuhalten), während sich Sturmtrupps mit Leitern der zu erklimmenden Mauer nähern konnten. Die Waffe ist als Offensivwaffe (d.h als eine Waffe des Angreifers) einzustufen.

Die frühen und schweren Hakenbüchse aus der Mitte des 14.Jahrhunderts waren noch eine klobige Weiterentwicklung des Faustrohrs, das man allerdings mittels Kolben und Luntenschloss entscheidend verbessert hatte. Später gab es unzählige Varianten unterschiedlicher Kaliber bis 40mm.

Eines ist den Hakenbüchsen gemein: Auf ihrer Unterseite ist ein Haken angebracht, den man beim Anschlag in der Mauer oder einem Prellholz einhängte, um den Rückstoß beim Abfeuern der Waffe abzufangen. Der namensgebende eiserne Haken war von der Mündung aus gesehen im ersten Drittel oder Viertel des Rohres angebracht und zwar entweder vor dem Gewehrschaft , der sich im Laufe des 15.]hdts. entwickelte, oder aber dessen vorderes Teil durchbrach.

Verschossen wurde Eisen-, Steinkugeln, Steinschrot, Flusskiesel, Blei- u. Eisenschrot. Reichweiten bis 600m waren theoretisch möglich, die wirksame Kampfentfernung war jedoch deutlich geringer und lag zwischen 100m gegen Gerhanischte oder 200m gegen Ungepanzerte. Der Haken eignete sich aufgrund seines relativ hohen Gewichts von ca. 30kg und seiner Schwerfälligkeit ausschließlich als Verteidigungswaffe.

Arkebuse (Halber Haken).  Cod. Pal. germ. 126, Mönch, Philipp, Kriegsbuch — Heidelberg, 1496 
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg126/0070

Aus der Hakenbüchse wurden Anfang des 16. Jahrhunderts die deutlich handlichere Arkebuse entwickelt. Ihr Kaliber betrug nur die Hälfte des eines Hakens, weshalb auch die Bezeichnung Halber Haken gebräuchlich für eine Arkebuse ist. Obwohl der “Haken” Namensbestandteil auch der “Arke”buse ist, so finden wir ihn dennoch bei der Arkebuse nicht mehr.

Aufgrund des geringeren Gewichts und der verbesserten Handlichkeit gilt die Arkebuse sowohl als Angriffs- wie auch als Verteidigungswaffe.

Zweistufiger Eisenlauf, vorne runder und hinten achtkantiger Außenquerschnitt, Kombiniertes Rad- und Luntenschloss

Der Doppelhaken gehörte ab der 1. Hälfte des 16. Jh. zur den Standardwaffen auf Burgen. Wegen des hohen Gewichts war er ausschließlich als Verteidigungswaffe einsetzbar. 

Das Rohr des Doppelhakens misst 1 ,5 – 2 Meter und wurde entweder auf einem häufig mit Eisenspitzen versehenen Fuß gestützt oder auf einem Bock mit Rollrädern oder auch nur auf die Brüstung der Mauer gelegt. Weder Haken noch Doppelhaken besaßen Visiereinrichtungen (Kimme, Korn). Verschossen wurde aus ihnen eiserne Kugeln, Bleikugeln oder eiserne mit Blei ummantelte Kugeln.

Der Doppelhaken wurde später durch sog. “Wallbüchsen” verdrängt.

Radschlossmuskete (um 1600), verzierte JagdwaffeRadschlossmuskete (um 1600), verzierte Jagdwaffe
Radschlossmuskete (um 1600), verzierte Jagdwaffe

Die Muskete entwickelte sich bis ins 17.Jhdt. schrittweise zur Hauptwaffe der Infanterie (“Musketiere”) und löste damit die Arkebuse ab. Die Muskete ist länger als die Arkebuse und konnte somit eine höhere Geschossgeschwindigkeit erzielen, was einherging mit einer Erhöhung der Reichweite und der Treffgenauigkeit.

 

Stangenbüchse
aus: Bellifortis Frankfurter Universitätsbibliothek Ms. germ. qu. 15

Das Standrohr ist eine der ersten Pulverwaffen und ist ab Mitte des 13. Jhdts in Quellen dokumentiert.

Ein 20-60cm langes (Feuer-)Rohr wurde auf einer bis zu 2m langen Holzstange befestigt. Aus dem Bronzerohr verschoss man Bleikugeln. Auf einem Holzgestell aufgelegt wurde die Stangenbüchse per Hand gezündet.

Mit der Waffe konnte eine beachtliche Reichweite von bis zu 300m erreicht werden, wenngleich die Durchschlagskraft bei Entfernungen über 100m deutlich abnahm. Die Schussfrequenz war niederer als bei Bogen oder Armbrust. Ein gezielter Schuss war nicht möglich. Damit taugte die Stangenbüchse vor allem als Belagerungswaffe, weil ihr Reichweitenvorteil gegenüber Langbogen/Armbrust zum Tragen kam. Für eine (beweglich geführte) Feldschlacht war die Waffe eher ungeeignet.

Die Büchse war deutlich schneller und kostengünstiger als eine Armbrust zu fertigen. Ihre Bedienung erforderte keine langwierige Ausbildung. Das machte die Waffe für die breite Ausrüstung von Truppen interessant.

Erste Handrohre wurden bereits um 1300 entwickelt und blieben bis etwa Mitte des 16.Jahrhunderts in Gebrauch.

Die Waffe bestand am Anfang aus einer kurzen bronzenen, später eisernen Röhre von 190 – 600mm Länge und einem Kaliber von ca. 18-20 mm. Die Röhre war auf einem nach hinten auslaufenden Stiel befestigt, der beim groben Richten und Zünden unter den linken Arm geklemmt wurde. Ein Anschlag, wie bei einer modernen Panzerfaust auf der Schulter liegend, war ebenfalls möglich.

Mit der Verbesserung des Schießpulvers konnte das Volumen der erforderlichen Treibladung verringert werden, was auch half, Wandstärke bzw. Gewicht des Rohres zu reduzieren und ihre Handlichkeit zu verbessern.

Das Anlagen der Lunte mit der Hand und die Art des Anschlages ließen noch kein genaues Zielen zu. Es dürfte aber ausgereicht haben, um einen Feind in Deckung zu zwingen (niederzuhalten), während sich Sturmtrupps mit Leitern der zu erklimmenden Mauer nähern konnten. Die Waffe ist als Offensivwaffe (d.h als eine Waffe des Angreifers) einzustufen.

Zweistufiger Eisenlauf, vorne runder und hinten achtkantiger Außenquerschnitt, Kombiniertes Rad- und Luntenschloss

Der Doppelhaken gehörte ab der 1. Hälfte des 16. Jh. zur den Standardwaffen auf Burgen. Wegen des hohen Gewichts war er ausschließlich als Verteidigungswaffe einsetzbar. 

Das Rohr des Doppelhakens misst 1 ,5 – 2 Meter und wurde entweder auf einem häufig mit Eisenspitzen versehenen Fuß gestützt oder auf einem Bock mit Rollrädern oder auch nur auf die Brüstung der Mauer gelegt. Weder Haken noch Doppelhaken besaßen Visiereinrichtungen (Kimme, Korn). Verschossen wurde aus ihnen eiserne Kugeln, Bleikugeln oder eiserne mit Blei ummantelte Kugeln.

Der Doppelhaken wurde später durch sog. “Wallbüchsen” verdrängt.

Die frühen und schweren Hakenbüchse aus der Mitte des 14. Jahrhunderts waren noch eine klobige Weiterentwicklung des Faustrohrs, das man allerdings mittels Kolben und Luntenschloss entscheidend verbessert hatte. Später gab es unzählige Varianten unterschiedlicher Kaliber bis 40mm.

Eines ist den Hakenbüchsen gemein: Auf ihrer Unterseite ist ein Haken angebracht, den man beim Anschlag in der Mauer oder einem Prellholz einhängte, um den Rückstoß beim Abfeuern der Waffe abzufangen. Der namensgebende eiserne Haken war von der Mündung aus gesehen im ersten Drittel oder Viertel des Rohres angebracht und zwar entweder vor dem Gewehrschaft , der sich im Laufe des 15.]hdts. entwickelte, oder aber dessen vorderes Teil durchbrach.

Verschossen wurde Eisen-, Steinkugeln, Steinschrot, Flusskiesel, Blei- u. Eisenschrot. Reichweiten bis 600m waren theoretisch möglich, die wirksame Kampfentfernung war jedoch deutlich geringer und lag zwischen 100m gegen Gerhanischte oder 200m gegen Ungepanzerte. Der Haken eignete sich aufgrund seines relativ hohen Gewichts von ca. 30kg und seiner Schwerfälligkeit ausschließlich als Verteidigungswaffe.

Arkebuse (Halber Haken).  Cod. Pal. germ. 126, Mönch, Philipp, Kriegsbuch — Heidelberg, 1496 
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg126/0070

Aus der Hakenbüchse wurden Anfang des 16. Jahrhunderts die deutlich handlichere Arkebuse entwickelt. Ihr Kaliber betrug nur die Hälfte des eines Hakens, weshalb auch die Bezeichnung Halber Haken gebräuchlich für eine Arkebuse ist. Obwohl der “Haken” Namensbestandteil auch der “Arke”buse ist, so finden wir ihn dennoch bei der Arkebuse nicht mehr.

Aufgrund des geringeren Gewichts und der verbesserten Handlichkeit gilt die Arkebuse sowohl als Angriffs- wie auch als Verteidigungswaffe.

Radschlossmuskete (um 1600), verzierte JagdwaffeRadschlossmuskete (um 1600), verzierte Jagdwaffe
Radschlossmuskete um 1600

Die Muskete entwickelte sich bis ins 17.Jhdt. schrittweise zur Hauptwaffe der Infanterie (“Musketiere”) und löste damit die Arkebuse ab. Die Muskete ist länger als die Arkebuse und konnte somit eine höhere Geschossgeschwindigkeit erzielen, was einherging mit einer Erhöhung der Reichweite und der Treffgenauigkeit.

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