Die Sage vom Ritter Einaug von Scharfeneck

Laut einiger Sagen war der Ritter Einaug von Scharfeneck ein böser Schlossherr. Die Bauern des Dernbachtales mussten ihm den Zehnt geben, ihm Frondienste leisten und Zins zahlen. Er überfiel und tötete auch einige vorbeiziehende Kaufleute und Geistliche. Wer in seinem Wald Holz holte, wurde mit Kerkerhaft bei Wasser und Brot bestraft. Wer heiraten wollte musste die erste Nacht in seiner Burg in getrennten Zimmern verbringen, manch Jungfrau soll er dabei entehrt haben. Außerdem begehrte er die Gemahlin seines Nachbarn, des Ritters von Ramberg auf der Ramburg. Alle Versuche des Einaug, sie zu überreden, ihren Mann zu verlassen und ihn als Gemahl zu nehmen, scheiterten. Er versprach daher seinem Knecht eine hohe Belohnung, wenn er seinen Rivalen ermorden wolle. Der Knecht kletterte nachts unbemerkt auf die Mauern der Ramburg. Als der Ritter von Ramberg sich in früher Morgenstunde über den Hof in Richtung der Kapelle begab, schoss ihm der Knecht einen vermeintlich tödlichen Pfeil durch die Brust und konnte unerkannt entkommen.

Doch der Ritter von Ramberg überlebte und genas schnell. Der Einaug nannte seinen Knecht einen Stümper, gab ihm aber eine zweite Chance. Gemeinsam ritten sie zur Ramburg und besuchten den Ritter von Ramberg unter dem Vorwand, dass sie sich um ihn sorgen und sich seiner guten Genesung sicher gehen wollten. Der Ramberger ahnte den Betrug nicht und freute sich über den Besuch. Zusammen zechten Sie bis in die Nacht hinein.

Der Ramberger lud seine Gäste ein über Nacht zu bleiben. Bevor sie ihre Zimmer bezogen, merkte sich der Knecht das Zimmer des Rambergers. In der Nacht suchte er dieses auf, um den Ritter mit seinem Dolch zu töten. Das Zimmer war aber leer, der Ramberger war kurz austreten gegangen. Der Knecht vermutete sich im falschen Zimmer und wählte die nächste Tür. Hier schlief jedoch sein eigener Herr. Erst als er ihn erstochen hatte bemerkte er seinen Fehler. Vom Ramberger auf frischer Tat ertappt, wurde der Knecht wegen Mordes erhängt.

Wegen seiner Freveltaten kam Einaug in die Hölle. Als Geist soll er auf der Burg Scharfeneck sein Unwesen treiben, weil er seit seiner Ermordung keine Ruhe mehr findet. Von Zeit zu Zeit soll er in dunklen Nächten auf dem Schlossberg und im nahe liegenden Ort Dernbach auftauchen und vergrault alle, die einem unehrlichen Beruf nachgehen.

Eines Tages folgte der Geist des Einaug einem Pottaschesieder (:= Aschenbrenner) von Dernbach durch den Wald bis zu dessen Hütte. Der Pottaschesieder sah in ihm nur einen blassen und erbärmlichen Mann, er bat ihn in seine Hütte und war gastfreundlich. Der Geist des Einaug bat den Pottaschsieder, ihn von seiner 700-jährigen Verwünschung zu befreien. Der Pottaschsieder stimmte zu. Der Geist des Einaug gab ihm eine goldene Rose, mit dieser müsse er in die Burg Scharfeneck gehen und im letzten Gemach eine schwarze Kiste öffnen, dann sei er erlöst von seiner Verwünschung. Bei der Burg sah der Pottaschesieder ein großes Tor, wie er es zuvor noch nie auf der Burg gesehen hatte. Er durchschritt es sowie viele Räume, in denen Rüstungen an den Wänden hingen oder in einem anderen eine feine Gesellschaft am reich gedeckten Tisch saß. Im letzten Raum entdeckte er die Kiste, doch darauf saß ein großes und dunkles Untier. Gerade als er die Rose in das Schloss stecken wollte, riss das Untier sein Maul auf. Der Pottaschesieder bekam es mit der Angst zu tun, ließ die Rose fallen und rannte davon. Wenn die 700 Jahre noch nicht vorüber sind, geht der Einaug immer noch als Geist umher.

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Aus  https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Neuscharfeneck ; Quelle: Viktor Carl: Pfälzer Sagen und Legenden. Edenkoben 2000, ISBN 3-9804668-3-3, S. 387–396.

Die Sage gibt es auch als Video auf    

https://www.youtube.com/watch?v=HGtbRDUCB2M