Analyse der Wehrfunktion der Burg Neudahn
Der Doppelbatterieturm - HerzstĆ¼ck der Kanonenburg
- Unsere Neudahn-Souvenirs (Shop)
- Burgvideos
- Lage und Erreichbarkeit
- Grundriss
- Geschichte Neudahns kompakt
- Geschichte Neudahns auf dem Zeitstrahl
- Neudahn damals & heute
- Zeitreise ins Jahr 1535 – Tolle Rekonstruktionen
- Baubeschreibung (Bildergalerie)
- Analyse der Wehrfunktion
- Wasserversorgung auf Neudahn
- WeiterfĆ¼hrende Informatioen
MenĆ¼
![25 Meter hohe ZwillingsbatterietĆ¼rme](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/25-meter-hohe-zwillingsbatterietĆ¼rme/1046409770.jpg)
25 Meter hohe ZwillingsbatterietĆ¼rme
Neudahn wurde um 1530, nach dem Bauernkrieg, zur Artillerie tragenden (“Kanonen-“)Burg, ausgebaut. Das KernstĆ¼ck der Verteidigung sind die knapp 25 Meter hohen ZwillingsbatterietĆ¼rme, die eigentlich gar keine “TĆ¼rme” sind, da sie innen miteinander verbunden sind und den Wohnbereich in der Bauhƶhe nicht Ć¼berragen. Auf vier Ebenen sind verschieden ausgerichtete und groĆe SchieĆscharten angeordnet, die sich in ihrer Form zwar Ƥhneln, aber unterschiedlich bestĆ¼ckt waren. Die hochrechteckigen Ćffnungen in der etwas eingerĆ¼ckten Mitte des Doppelturmes sind Fenster, zugleich nutzbar als SchieĆƶffnungen fĆ¼r Handwaffen (Arkebusen, Doppelhaken auf Bocklafette). Welche Kanonentypen auf welcher Ebene zum Einsatz kam, wird nachfolgend erlƤutert.
![Grundriss Ebene 1](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/grundriss-ebene-1/3339668532.png)
Grundriss Ebene 1
Der Baukƶrper besteht aus zwei unterschiedlich mƤchtigen RundtĆ¼rmen von 10,4 und 7,2 m Durchmesser, die mit einem ZwischenstĆ¼ck verbunden sind. Zur untersten Ebene gelangt man Ć¼ber eine Treppenspindel aus dem 1.OG aber auch ein an der Nordseite des Ostturms vorhandener direkter Zugang von auĆen ist vorhanden.
Besprechung der unteren (1.) Geschossebene mit ihren zwei groĆen GeschĆ¼tzstƤnden und einer Fensterƶffnung.
![Lƶwen-Maulscharte im Westturm](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/lƶwen-maulscharte-in-der-eg-ebene-des-westturms/1223131442.jpg)
Lƶwen-Maulscharte in der EG-Ebene des Westturms
Die zweite Lƶwen-Maulscharte in der EG-Ebene des Westturms Ƥhnelt der zuvor besprochenen Scharte des Ostturmes sehr. Sie ƶffnet jedoch nach WestsĆ¼dwest. Hier kam das schwerste StĆ¼ck der Burg, nƤmlich eine KurzrohrausfĆ¼hrung einer Halbkartaune mit 24 Pfund Geschossgewicht, zum Einsatz. Da der Ostturm der grƶĆere der beiden BatterietĆ¼rme ist, hƤtte man eine umgekehrte Anordnung erwartet. Wenn aber aus dem Westturm auf die bedrohliche Ćberhƶhung des SƤgkƶpfchens gewirkt werden sollte, so lag das Zielgebiet jenseits der kritischen 500-Meter-Marke, wo die Kampfentfernung einer kurzrohrigen Viertelkartaune im 16.Jhdt endete. Daher wird angenommen, dass der grƶĆere der beiden auf Neudahn stationierten Kartaunentypen im EG des Westturms eingesetzt wurde.
![Maulscharte im Erdgeschoss des Batterieturms](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/maulscharte-im-erdgeschoss-des-batterieturms/501688861.jpg)
Maulscharte im Erdgeschoss des Batterieturms
Aus statischen GrĆ¼nden kamen die schwersten GeschĆ¼tze der Burg im Erdgeschoss des ZwillingsgeschĆ¼tzturmes zum Einsatz. Die Lƶwenmaulscharte des Ostturms misst innen etwa 60cm in der Breite und fast 40cm in der Hƶhe und erlaubte den Einsatz einer Viertelkartaune des Kalibers 114mm, mit der 12-pfĆ¼ndige Eisenvollkugeln verschossen wurden. Die Kanone war nach Beurteilung der Gegebenheiten auf einer niedrigen Vierrad-Wandlafette gelagert und besaĆ ein etwa 2 Meter – verglichen zur normalen KartaunenrohrlƤnge – kurzes Rohr. Die Maulscharte ist im Gegensatz zu den SchieĆscharten der darĆ¼ber liegenden Ebenen nicht als Brillenscharte geformt. Sie wartet aber auĆen mit einer kunstvollen Lƶwenfratze als Verzierung auf.
![Licht- und BelĆ¼ftungsƶffnung](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/licht-und-belĆ¼ftungsƶffnung-im-mittelteil-des-baukƶrpers/2271356906.jpg)
Licht- und BelĆ¼ftungsƶffnung im Mittelteil des Baukƶrpers
Die bizarr geformte Ćffnung in dem leicht eingerĆ¼ckten Mittelteil des Baukƶrpers ist eine Licht- und BelĆ¼ftungsƶffnung. Ihre Form ist nicht original und entstand wƤhrend SicherungsmaĆnahmen im letzten Jh.. Das EinrĆ¼cken des mittleren Mauerteils entzog diesen einem direkten Beschuss und die MauerstƤrken konnte daher geringer gehalten werden als an den Rundungen des Ost- und Westturmes.
![Tonnengewƶlbe auf der 1. Ebene](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/durchgƤngiges-tonnengewƶlbe-auf-der-1_-ebene/1395355510.jpg)
DurchgƤngiges Tonnengewƶlbe auf der 1. Ebene
1. Ebene (EG): Das EG weist ein durchgƤngiges Tonnengewƶlbe auf. Der Raum wird durch zwei SchieĆscharten und ein Rechteckfenster spƤrlich erhellt. Links hinten erkennt man den einzigen AuĆenzugang zum Turm, ansonsten gelangte man nur Ć¼ber eine Treppenspindel (hinter der linken Mauerrundung links vorne) zur nƤchsten Ebene.
Bedenkt man, dass die im Turm eingesetzten Kanonentypen alle Vorderlader waren, die zum Rohrreinigen und Laden bis 3 Meter hinter die Scharte zurĆ¼ckgezogen werden mussten, und zudem Kanonenrohre von erheblicher LƤnge besaĆen, wird deutlich, dass nur ein durchgƤngiger Raum den Einsatz schwererer Kanonen (12-24 PfĆ¼nder) ermƶglichte.
![Grundriss Ebene 2](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/grundriss-ebene-2/1785047030.png)
Grundriss Ebene 2
Auf der 2.Ebene (von unten) befinden sich die meisten SchieĆscharten des Doppelbatterieturmes. Sie sind als Brillenscharten gestaltet, die auĆen – Im Gegensatz zur Ebene 3 – nicht mit einem Wulst versehen sind. Es folgt nun die Besprechung der zweiten Geschossebene (1.OG) mit ihren fĆ¼nf GeschĆ¼tz- und einer Fensterƶffnung(en).
![Maulscharten im Ostturm](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/maulschartenƶffnungen-auf-der-1_ebene-des-ostturms/3467586136.jpg)
Maulschartenƶffnungen auf der 1.Ebene des Ostturms
1.Ebene, Ostturm, Maulschartenƶffnungen fĆ¼r den Einsatz von kurzrohrigen 6-PfĆ¼nder GeschĆ¼tzen auf vierrƤdriger Kasemattlafette. Die rechte der beiden Scharten ist zum Mittelbau angelegt und zeigt in sĆ¼dwestliche Richtung auf den Mehrsberg und ins Tal hinab. Die Schussbahn fĆ¼hrt (aus Sicht des Kanoniers) rechts am Torturm vorbei.
![](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/tonnengewƶlbe-auf-der-unteren-ebene/925341223.jpg)
Tonnengewƶlbe auf der unteren Ebene
Das 1. OG (Ebene 2) besitzt ein Tonnengewƶlbe, man sieht aber auch starke Sanierungsspuren, so dass sich Ć¼ber die ursprĆ¼ngliche Gewƶlbeform keine abschlieĆende Aussage treffen lƤsst.
![Maulscharte fĆ¼r eine Viertelkartaune](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/maulscharte-fĆ¼r-eine-viertelkartaune/3183977802.jpg)
Maulscharte fĆ¼r eine Viertelkartaune
Burgberge waren im Mittelalter stets abgeholzt, um freies Schussfeld zu erlangen, das Zielen zu ermƶglichen und um FeindannƤherungen frĆ¼hzeitig zu erkennen. Der Blick durch die Scharte verdeutlicht den Kampfauftrag fĆ¼r den hier vmtl. eingesetzten 6-PfĆ¼nder: Kampf gegen Feindstellungen auf dem Hƶhenkamm oberhalb des Wieslautertales Richtung Dahn sowie der Hagelschuss (vergleichbar eines Schrotschusses) gegen bis an die Mauern vorgedrungenes FuĆvolk war denkbar. Die wirksame Kampfentfernung der kurzen Viertelkartaune betrug mit 12 Pfund Eisen und einer 15-20Ā° Rohrerhƶhung etwa 500m. Mehr erfahren Sie hier.
![Brillenscharte der 2.Ebene (1. OG) im Westturm](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/brillenscharte-im-westturm/2602026637.jpg)
Brillenscharte im Westturm
Blick auf eine Brillenscharte der 2.Ebene (1. OG) im Westturm. Der obere Teil der Scharte ist leicht ausgebrochen. Es fƤllt auf, dass alle Brillenscharten der 2. Ebene ohne einen schmĆ¼ckenden Wulstrand auskommen, wƤhrend auf der 3. Ebene ebensolche vorzufinden sind. Aus der Scharte ist vermutlich ein 6-PfĆ¼nder GeschĆ¼tz zum Einsatz gekommen. Sie zeigt nach West in Richtung des 550 Meter entfernten SƤgkƶpchen.
![](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/grundriss-ebene-3/2438742601.png)
Grundriss Ebene 3
Auf der 3. Ebene (2. OG) wurden bei der Restaurierung in den 1930er und SicherungsmaĆnahmen in den 1970-80er Jahren die FuĆbƶden – man glaubt es kaum – um bis zu einem Meter abgesenkt, was dazu fĆ¼hrt, dass die Schartenƶffnungen fĆ¼r den heutigen Betrachter sich auf Brusthƶhe ƶffnen. Dies kann zu falschen Folgerungen hinsichtlich des Waffeneinsatzes fĆ¼hren, indem man nun glaubt, dass selbst der Einsatz von auf hochrƤdrigen Wandlafetten gebetteten GeschĆ¼tzen nicht mƶglich war. TatsƤchlich lƤsst die Innenabmessung der (allesamt) Brillenscharten von 33 * 21 cm den Einsatz von 2-PfĆ¼ndern zu und auch die Statik und die Analyse des Wirkungsbereiches stĆ¼tzt die Annahme, dass hier kleinere GeschĆ¼tze eingesetzt wurden.
![Wohntrakt auf der 3. Ebene](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/wohntrakt-auf-der-3_-ebene/2129952561.jpg)
Wohntrakt auf der 3. Ebene
Das 2. OG (3.Ebene) hat ein Kreuzgratgewƶlbe, dessen Untergurten teilweise erneuert wurden. Vorne rechts erkennt man die Treppenspindel, durch die man vom Wohntrakt auf der 4. Ebene weiter hinab steigen kann. Im Hintergrund ist ein einfaches groĆes Rechteckfenster sehen, welches sich nach Westen ƶffnet. Aus diesem Fenster konnte Problemlos auch eine Handwaffe eingesetzt werden.
![SchlĆ¼sselscharten auf der 3.Ebene](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/neudahn-2017-05-16-p1050314-1100px/3078474995.jpg)
Neudahn-2017-05-16-P1050314-1100px
Die beiden weiteren SchlĆ¼sselscharten auf der 3.Ebene (2.OG) sind nach SĆ¼den ausgerichtet und aus ihnen konnte hinab in das Moosbachtal, wo ein mƶglicher Anmarschweg von Feindkolonnen lag, oder flankierend vor die Vorbastion auf eine denkbare Kanonenstellung eines auf dem ƶstlichen HƶhenrĆ¼cken aufziehenden Feindes gewirkt werden.
Wie bei allen hoch angeordneten Scharten erkauft man sich die Erhƶhung und die bessere Reichweite mit einem groĆen toten Winkel, einem nicht bestreichbaren Raum.
![Brillenscharte im ƶstlichen Batterieturm](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/brillenscharte-auf-der-2_-ebene-im-ƶstlichen-batterieturm/2486545195.jpg)
Brillenscharte auf der 2. Ebene im ƶstlichen Batterieturm
Blick auf die nach Nordosten ƶffnende Brillenscharte im 2. OG (3.Ebene) des ƶstlichen Batterieturms. Gut zu erkennen ist der ƤuĆere Zugang von der Inneren Burg in den Ostturm des Batteriebaus. Die Scharte wird in der nƤchsten Abbildung nƤher betrachtet.
![Schartennische auf der 3. Ebene](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/schartennische-auf-der-3_-ebene/1023897444.jpg)
Schartennische auf der 3. Ebene
Auf der 3. Ebene (2. OG) wurden bei der Restaurierung in den 1930er und SicherungsmaĆnahmen in den 1970-80er Jahren die FuĆbƶden – man glaubt es kaum – um bis zu einem Meter abgesenkt, was dazu fĆ¼hrte, dass sich beispielsweise die im Bild gezeigte Schartennische fĆ¼r den heutigen Betrachter auf Brusthƶhe ƶffnet und somit als reine Handwaffenscharte klassifiziert wird (vgl. Quelle 3) . TatsƤchlich ist der Einsatz eines 2-PfĆ¼nders nach meiner Meinung die einzig sinnvolle BestĆ¼ckung dieser Scharte (siehe vorheriges Bild), aus der mit ausreichender Schussweite noch hinab ins Wieslautertal gewirkt werden konnte.
![Brillenscharte auf der 2. Ebene des ƶstlichen Batterieturms](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/neudahn_2017_p1020282_1100px/3385511171.jpg)
Brillenscharte im ƶstlichen Batterieturm
SchieĆscharte im ƶstlichen Batterieturm in der Zoom-Ansicht von Innen:
Die Brillenscharte hat Innenabmessungen von 33 * 21 cm und ist (entgegen der Beschreibung in Quelle 3, Seite 703) nie und nimmer eine reine Handwaffenscharte, denn sowohl die SchartengrƶĆe als auch die erforderliche Reichweite zur BekƤmpfung von Zielen im Wieslautertal sprechen eindeutig fĆ¼r den Einsatz eines KleingeschĆ¼tzes (2-PfĆ¼nders), wenn nicht sogar eines 6-PfĆ¼nders zur UnterstĆ¼tzung des Feuers vom nƶrdlichen Flankierungsturm in das Wieslautertal. und die entlang fĆ¼hrende StraĆe.
Die ganze Schartennische ist in der nƤchsten Abbildung (16/18) zu sehen.
![](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/neudahn-wohnbereich-und-dachebene/656997780.jpg)
Neudahn Wohnbereich und Dachebene
Luftbildaufnahme vom Wohntrakt Neudahns im 3.OG, der 4. (Plattform-) Ebene. Gut zu erkennen ist die Wendeltreppe (Bildmitte), die zu den GeschĆ¼tzstellungen im Baukƶrper fĆ¼hrt. Auf der Dachplattform kamen – Ƥhnlich wie auf den FlankierungstĆ¼rmen im Norden und SĆ¼den – Schlangen zum Einsatz.