Analyse der Wehrfunktion der Burg Neudahn
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!["Schiffsbug" und die ihn umgebende Vorbastei](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/schiffsbug-und-vorbastei/3294603263.jpg)
“Schiffsbug” und Vorbastei
Das markante Verteidigungswerk an der Ostseite der Burg besteht aus Mauerkeil (“Schiffsbug”) und die ihn umgebende Vorbastei. Da diese beiden Elemente in ihrer Kombination im pfälzer Raum ohne vergleichbares Beispiel sind, ist viel über die Rolle der Vorbastei diskutiert worden. So wurden Ansätze der italienischen Festungsbauweise hineingedeutet und ihre Funktion mit der “altitalienischen Manier” verglichen. Meiner Meinung nach reicht die Bestückung der Vorbastei mit 2 Kleingeschützen in seiner Spitze nicht aus, um den Charakter einer Manier als starke Feuerstellung für Frontal -und Flankierungsfeuer, das einen Feind auf Distanz halten konnte, zu attestieren. Die spitze Form diente der Ablenkung feindlichen Feuers zur Seite .
![Keilmauer mit Scharten](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/keilmauer-mit-scharten/2352934520.jpg)
Keilmauer mit Scharten
Die Mauerstärke der Batterietürme auf Neudahn war, verglichen zu den anderen pfälzischen Kanonenburgen, relativ gering. So erklärt sich die Anlage eines spitzen Keils in die Feindseite, der die Funktion zu übernehmen hatte, feindliches Flachfeuer abzulenken. Die Keilmauer weist 3 hochrechteckige Ausschussöffnungen auf, die tief (auf dem Niveau des Felsens) liegen. Für den Einsatz von Geschützen waren die Scharten mit Sicherheit viel zu klein.
Im Pfälzischen Burgenlexikon (Quelle 3) wird aufgrund der geringen Größe und der tiefen Anordnung der Öffnungen sogar bezweifelt, ob es sich überhaupt um Schießscharten handele. Bei der mittleren möchte ich in den beiden folgenden Abbildung widersprechen.
![Hochrechteckige Öffnung im Mauerkeil](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/hochrechteckige-Öffnung-im-mauerkeil/1508661783.jpg)
Hochrechteckige Öffnung im Mauerkeil
Blick von außen durch die hochrechteckigen seitlichen Öffnungen im Mauerkeil: Der Verhältnisse sind sehr beengt und bei der Auswahl des Schützen wird man einen von kleiner Statur gewählt haben müssen. All das ist natürlich Spekulation, genauso wie die Frage, ob es sich aufgrund der Enge überhaupt um eine Scharte handelt. Falls es eine Scharte war: Aus ihr hätte maximal eine kürzere Pulverhandwaffe (Arkebuse, Pistole) zum Einsatz gekommen sein mit dem Kampfauftrag, den Raum seitlich des Mauerkeils gegen vorgedrungenes Fußvolk zu überwachen.
![Schießscharte im Keil der Vorbastion](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/schießscharte-im-keil-der-vorbastion/1847276710.jpg)
Schießscharte im Keil der Vorbastion
Blick in die mittlere der 3 Schießscharten des Keils von der den Keil umgebenden Vorbastion gesehen. Breite, Höhe und eine beträchtliche Länge der Scharte würden einen Liegendanschlag einer Pulverhandwaffe erlauben. Obgleich Arkebuse und Doppelhaken Vorderlader waren, so ist es durchaus vorstellbar, dass eine abgefeuerte Waffe zurück gereicht und außerhalb der Stellung durch einen “Ladeschützen” nachgeladen wurde, während ein bereits geladenes Rohr zur Fortsetzung des Feuerkampfes nach innen gereicht wurde.
![Schießscharten im Keil](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/schießscharte-im-keil/3621841544.jpg)
Schießscharte im Keil
Die Hauptkampfrichtung aus der Scharte in der Bugspitze war entlang des Höhenkamms in die vermutete Hauptkampfrichtung. Für den Einsatz eines Kleingeschützes, so wie auf der Madenburg im Sporn, ist die Scharte zu schmal.
![Drei Maulscharten in der südlichen Burgmauer](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/drei-maulscharten-in-der-südlichen-burgmauer/4038333046.jpg)
Drei Maulscharten in der südlichen Burgmauer
Um einen von Fußsoldaten gegen die Burg vorgetragenen Angriff abwehren zu können, mussten neben den Kanonenstellungen weitere Feuerstellungen für Handwaffen, die flankierend vor das Tor und den “Schiffsbug” wirken konnten, angelegt werden.
![Maulscharten in der südlichen Burgmauer](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/maulscharten-in-der-südlichen-burgmauer-für-handwaffen/1427342158.jpg)
Maulscharten in der südlichen Burgmauer für Handwaffen
Die drei brillenförmig ausgebildeten Maulscharten in der südlichen Burgmauer zwischen Keil und östlichem Batterieturm sind nur für bestimmte Handwaffen geeignet. Die Scharten wurden zum Schutz der Besatzung klein gehaltenen.
![](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/geschützstellungen-in-der-spitze-der-vorbastei/100143386.jpg)
Geschützstellungen in der Spitze der Vorbastei.
Blick auf die Innenseite der beiden Geschützstellungen in der Spitze der Vorbastei. Die heutige Verfüllung mit Erdreich und sonstigem Schutt führt dazu, dass die Scharte als solche nicht mehr wahrgenommen wird. Nach Untersuchungen soll hier Platz für zwei kurzrohrige Zweipfünder-Geschütze gewesen sein, die das Feuer des östlichen Batterieturmes sowie von den Dachplattformen der beiden Flankierungstürme nach Südosten entlang des Hauptannäherungsweges des Feindes verstärken konnten. Wie diese Vorderlader in den nach hinten ebenfalls beengten Verhältnissen ausgewischt und geladen werden konnten, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.
![Reste des Burgtors mit Schlitzscharte](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/reste-des-burgtors-mit-schlitzscharte/4146251888.jpg)
Reste des Burgtors mit Schlitzscharte
Vom früheren Burgtor sind nur noch Reste erhalten. In der den Zugang überwachenden Quermauer, die an den östlichen der Batterietürme angelehnt ist, ist eine schmale querrechteckige Schlitzscharte für den Einsatz einer Handwaffe eingearbeitet.
![Schießschartennische mit einer sich nach vorne leicht verengenden Maulscharte.](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/schießscharte-mit-maulscharte-am-tor/3208324538.jpg)
Schießscharte mit Maulscharte am Tor
Ein Kampfstand für eine Handwaffe ist direkt neben dem Tor zu finden. Aus der Stellung konnte sicherlich eine Armbrust eingesetzt werden, als Feuerwaffe kam aber auch der Einsatz einer Arkebuse in Frage, die genügend Platz zum Schwenken hatte und damit einen immensen Wirkungsbereich hatte. Keinesfalls reicht die Größe der Scharte für den Einsatz von Doppelhaken oder für Kleingeschütze aus.
![Blick durch Maulscharte am Tor](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/blick-durch-maulscharte-am-tor/2159734440.jpg)
Blick durch Maulscharte am Tor
Der Kampfauftrag aus dieser Scharte wird beim Blick durch dieselbe klar: Bekämpfen feindlichen Fußvolkes, welches gegen den Torbereich der Burganlage vorgedrungen ist. Gemeinsam mit Schützen aus dem flankierenden Torturm und aus den Scharten des. 1. und 2. OG des Doppelbatterieturmes konnte ein wirkungsvolles Kreuzfeuer vor dem Torbereich unterhalten werden. Aus der Stellung konnte sicherlich eine Armbrust eingesetzt werden, als Feuerwaffe kam aber auch der Einsatz einer Arkebuse in Frage, die genügend Platz zum Schwenken hatte und damit einen immensen Wirkungsbereich hatte. Keinesfalls reicht die Größe der Scharte für den Einsatz von Doppelhaken oder für Kleingeschütze aus.
![Zwei kleine Brillenscharten](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/zwei-kleine-brillenscharten-im-rechteckhaus/506717038.jpg)
Zwei kleine Brillenscharten im Rechteckhaus
An der gegenüberliegenden Gebäudewand des RRechteckhauses” finden sich mehrere Öffnungen, die zur nördlichen Unterburg zeigen. Links und rechts, etwa 1 m über dem oberen Abschluss des geteilten Doppelfenster sind zwei kleine Brillenscharten für Handwaffen zu erkennen. Aus ihnen konnte in den nördlichen Burghof gewirkt und das durch den Rundbogen führende Doppeltor überwacht werden. Obgleich diese Gebäudewand bei Sicherungsarbeiten im 20. Jhdt. ausgebessert und ergänzt worden ist, sind das Rechteckfenster und die Brillenscharten noch im ursprünglichen Zustand erhalten.
![Schmale Brillenscharten im "Rechteckhaus"](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/eine-von-zwei-schmalen-brillenscharten-im-rechteckhaus/3954546285.jpg)
Eine von zwei schmalen Brillenscharten im “Rechteckhaus”
Eine von zwei schmalen Brillenscharten im “Rechteckhaus”, vom nördlichen Burghof aus betrachtet. Die Brillenränder sind zur Hofseite vertieft, so dass eine Waffen im Anschlag auch nach unten gerichtet und damit der tote (nicht durch Feuer bestreichbare) Winkel reduziert werden konnte. Die Enge der Scharte bietet nur einen geringen Seitenrichtbereich und die geringe Höhe erlaubte nur den Einsatz einer Arkebuse oder einer Pistole, keinesfalls eines Doppelhakens.
Die Wand selbst war aus kleinen, wenig qualitätsvoll gearbeiteten, Steinen errichtet und – wie der Treppenturm rechts daneben – vermutlich verputzt gewesen.
![Schießöffnung für Handwaffe im "Rechteckhaus"](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/schießöffnung-für-handwaffe/947862503.jpg)
Schießöffnung für Handwaffe
In den Resten der Südostwand des “Rechteckhaus(es)”) in der inneren Burg ist eine Schießöffnung für Handwaffen oder Armbrust zu erkennen.
![Nordöstlicher Flankierungsturm (Feldseite)](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/nordöstlicher-flankierungsturm-feldseite/439590945.jpg)
Nordöstlicher Flankierungsturm (Feldseite)
Der 7 Meter durchmessende (abgegangene und rekonstruierte) nördliche Flankierungsturm war mit einer heute völlig abgegangenen Ringmauer verbunden. Der geschlossene Rundturm war über einen Wehrgang entlang der Zwingermauer zu betreten. Auf seinem Obergeschoss war eine – möglicherweise überdachte – Kanonenplattform für ein vermutlich langrohriges Geschütz (aus der Gruppe der Schlangen) eingerichtet. In die Mauerschale waren – wie üblich – Scharten für Handwaffen eingelassen, um entlang und vor die Zwingermauern zu wirken.
![Nordöstlicher runder Flankierungsturm (Innenseite)](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/nordöstlicher-runder-flankierungsturm-innenseite/332595201.jpg)
Nordöstlicher runder Flankierungsturm (Innenseite)
Der geschlossene Rundturm im Nordosten war über einen Wehrgang entlang der Zwingermauer zu betreten. Auf seinem Obergeschoss war eine möglicherweise überdachte Kanonenplattform für ein vermutlich langrohriges Geschütz (aus der Gruppe der Schlangen) eingerichtet.
![Südlichjer Flankierungsturm am Tor](https://burgen-pfalz.com/wp-content/uploads/cache/2018/11/südlicher-flankierungsturm/2230735410.jpg)
Südlicher Flankierungsturm
Dem südlichen Flankierungsturm kam die Aufgabe zu, das Tor zu sichern und von seiner Dachplattform bot sich der Einsatz eines Schlangentyp-Geschützes an, u.z. mit Wirkungsbereich auf Sägköpfen, in das Moosbachtal, den Mehrsberg und entlang des östlichen Höhenkamms linkerhand Für den Einsatz von Pulverhandwaffen besitzt der Turm vier – in Form von hochrechteckigen Fenstern – falsch restaurierte – Scharten. Seine frühere Höhe lässt sich aus dem Baubefund nicht näher ermitteln, er dürfte allerdings nicht mehr als 2 Ebenen mit einer nicht überdachten Dachplattform gehabt haben, denn ein höherer Turmkörper hätte ansonsten das Schussfeld vom Batterieturm empfindlich eingeschränkt. Ob das Geschütz der Witterung permanent ausgesetzt war oder fallweise hochgehievt wurde, muss im Spekulativen bleiben.