Baubeschreibung der Burg Neudahn in Bildern

Nordöstlicher Flankierungsturm
Der 7 Meter durchmessende (abgegangene und restaurierte) nordöstliche Flankierungsturm war mit einer heute völlig abgegangenen Ringmauer verbunden. Der geschlossene Rundturm war über einen Wehrgang entlang der Zwingermauer zu betreten. Seine zum Artillerieträger ausgebaute Plattform war für ein vermutlich langrohriges Geschütz (aus der Gruppe der Schlangen) mit hoher Reichweite und Zielgenauigkeit eingerichtet. Die Plattform dürfte zum Schutz der Kanone(n) überdacht gewesen sein.

Blick auf die Zwillingsgeschütztürme
Blick aus SW auf die beiden Zwillingsgeschütztürme, die nach dem Bauernkrieg gegen 1530 entstanden sind. Der Baukörper weist sorgfältig bearbeitetes Quadermauerwerk auf und ist heute noch 24 Meter hoch. Oben aufgesetzt befand sich ein Wohnbereich, der optisch gut erkennbar über einem umlaufenden gekehlten Gesims mit Fensteröffnungen lag. Im Vordergrund erkennt man noch die wenigen Reste des westlichen Bering.

Erdgeschoss der Batterietürme
Im Erdgeschoss der östlichen wie auch des westlichen Rundung des Zwillingsturmes befinden sich zwei Maulscharten, aus denen die größten der Neudahner Geschütze eingesetzt wurden. Von außen haben die mit Löwenfratzen verzierten Maulscharten eine wehrhafte Ausstrahlung auf Gäste (und Gegner). Die große Öffnung in der Bildmitte ist eine Lichtöffnung und nicht etwa ein Zugangstor zum Turm oder gar eine rechteckige Scharte.

Batterietürme mit 4 Ebenen
Um auf einen Feind am Höhenkamm östlich der Burg (rechts) zu wirken, benötigte es Geschützstellungen, die eine Höhenausrichtung der Kanonen gegen die Feindseite erlaubten. Als bautechnische Umsetzung wurden u.a. Geschützstellungen auf vier Ebenen im Körper und auf der Plattform des Zwilling-Batterieturms angelegt. Der Umbau zur Kanonenburg erfolgte um 1530, also nach dem Bauernkrieg und der Sickingischen Fehde (1523).

Hauptzugang zur Burg
Der Hauptzugang zur Burg war durch den südlichen, 7 Meter durchmessenden, Flankierungsturm, von dem nur noch Fundamentreste stehen, gesichert. Zwischen diesem Turm und dem Zwillingsturm befand sich das Burgtor. In vorliegenden Rekonstruktionsskizzen findet man vor dem Tor noch einen mit einer Brücke überspannten Halsgraben, dessen Existenz aber in der heutigen Geländebeurteilung nicht bestätigt werden kann.

Renaissance Treppenturm
Vom Renaissance Treppenturm auf der Südwestseite der Anlage gelangt man zu den höher gelegenen Wohn- und Wehrebenen. Über dem hofseitigen Eingang erkennt man eine kielbogige Vertiefung, in der früher vermutlich ein Wappenstein oder eine Schrifttafel angebracht waren. Das Mauerwerk besteht aus unregelmäßigen Quadern und Bruchsteinen und ist von minderer Qualität , die allerdings durch einen hellen Verputz kaschiert wurde.

Wohnebene im Batterieturm
Über die Treppenspindel (rechts) gelangt man von der (obersten) Wohnebene hinab in die 3. Ebene des Geschützturmes. Diese hat ein Kreuzgradgewölbe und an der Westseite ein großes Rechteckfenster. Durch ein verbindendes Zwischenstück wirken die beiden “Türme” des Batteriebaus innen wie ein großer Raum, weshalb die Bezeichnung “Batterieturm” irreführend ist. “Batterie-Baukörper” wäre die zutreffendere Bezeichnung.

Flankierungsturm am Tor
Der auf der Südseite stehende, 7 m durchmessende, Flankierungsturm überwachte das Tor und mögliche Annäherungswege des Feindes. Vier Öffnungen (falsch restauriert) sind auf einem vorspringenden Sockel heute sichtbar, wobei die untere im Bild der Turmzugang war. Aus diesem Turm dürften Pulverhandwaffen eingesetzt worden sein und zusätzlich auf der Plattform ein langrohriges kleines Feldgeschütz (Schlangentyp).

Brillenscharte im Batterieturm
Blick durch eine Brillenscharte auf der zweiten Geschützebene des Batterieturmes in den Bereich vor das Tor, der vermutlichen Hauptannäherungsrichtung eines Feindes. Im Mittelalter war der Burgberg abgeholzt, um freies Sicht- und Schussfeld zu haben und – sehr zur Erhöhung des Bu

Wohngebäude (“Rechteckhaus”)
Reste eines Wohngebäudes (“Rechteckhaus”) der inneren Burg. Nur noch Teile der Ost- und Westwand sind original. Die rechts der beiden Türöffnungen zu sehenden Nordwand wurde bei Sanierungsarbeiten zu großen Teilen neu aufgemauert. Der Zugang zu den oberen Geschossen erfolgte über den Treppenturm.

Wohngebäude (“Rechteckhaus”)
Reste eines Wohngebäudes (“Rechteckhaus”) der inneren Burg. Bei der Vertiefung im Felsboden handelt es sich vermutlich um eine Zisterne. Zu erkennen ist auch eine Handwaffenscharte an der Ostwand des Gebäudes.

Runder Treppenturm
Runder Treppenturm mit hochrechteckigen Fenstern und Zugängen zum 1.OG und 2.OG des links daneben liegenden Wohngebäudes und zum Wohntrakt der Oberburg.

Tankzisterne im Kernfelsen
Über dem gut sichtbaren Kernfelsen ragen noch mit Buckelquadern verkleidete Mauerreste eines Wohnbaus aus dem 13. Jh. auf. Darunter sind an der glatten Seite des Felsens eine schräg abwärts verlaufende Nut und Mauerlöcher zu erkennen, Diese belegen, dass hier einst eine Bebauung vorhanden war. Von dieser ist nach einem Felssturz, der eine Tankzisterne (Bildmitte) freilegte, nichts mehr zu erkennen. Wenn diese Bebauung mit der Zisterne im Zusammenhang stand, so dürfte es sich um ein kleines Brunnenhaus gehandelt haben,

Rundbogentor in der Unterburg
Von rechts nach links: (1) Kernfelsen (2) In der Nische: Reste einer Zisterne (3) runder Treppenturm mit hochrechteckigen Fenstern und Zugängen zum 1.OG und 2.OG des links daneben liegenden Wohngebäudes und zum Wohntrakt der Oberburg (4) neu aufgemauerte Wohngebäudewand mit rundbogigem Tor, einem zweiteiligen original erhaltenen Rechteckfenster und 2 kleinen Brillenscharten (5) Reste der ehemaligen Zwingermauer

Neudahn aus der Vogelperspektive, Blick nach Osten.
Der spitze Mauerkeil zeigt in die Feindannäherungsrichtung. Mit diesem, einer Schildmauer ähnlichen, Bauelement wollte man flaches Geschützfeuer auf die Burg ablenken. Die Oberburg hat eine unklare Raumstruktur und zeugt von beengten Wohnverhältnissen. 1552 war der frz. König Henri II. während eines Kriegszuges gegen Kaiser Karl V. Übernachtungsgast auf Neudahn .

Feuerstellungen für Handwaffen,
Um einen von Fußsoldaten gegen die Burg vorgetragenen Angriff abwehren zu können, mussten neben den Kanonenstellungen weitere Feuerstellungen für Handwaffen, die flankierend vor das Tor und den “Schiffsbug” wirken konnten, angelegt werden. Die drei brillenförmig ausgebildeten Maulscharten in der südlichen Burgmauer sind nur für kleinere Handwaffen geeignet. Sie wurden zum Schutz der Besatzung klein gehaltenen.

Spitzer Keil “Schiffsbug”
Die Mauerstärke der Batterietürme auf Neudahn war, verglichen zu den anderen pfälzischen Kanonenburgen, ein bis zwei Metern relativ gering. So erklärt sich die Anlage eines spitzen Keils in die Feindseite, der die Funktion zu übernehmen hatte, feindliches Flachfeuer abzulenken. Die Keilmauer weist 3 Handwaffenscharten und die den anstehenden Felsen umgebende flache Bastei weitere zwei Ausschussöffnungen für kleine Geschützkaliber auf.

Planierten Kernfelsen mit Wohnbereich
Blick auf den planierten Kernfelsen mit dem Wohnbereich, der vom Renaissance-Treppenturm (rechts hinten) und über eine Treppenspindel (Bildmitte) zugänglich war. Sämtliche Mauerzüge innerhalb des ehemaligen Wohnbereichs (Mitte und rechts) wurden um 1980 erneuert. Der Wohnbereich der Anlage trug noch eine weitere Geschossebene. Vorne ist die Plattform des östlichen Batterieturmes für den Einsatz von ein bis zwei langrohrigen Schlangengeschützen.