Der Kugelturm ("Dicker Turm")
Beschreibung
Abb.1: An der Nordostecke der Hardenburg steht der mächtige, zweigeschossige und 18 Meter durchmessende Dicke Turm, auch “Kugelturm” genannt.
Das Obergeschoss steht zur Burgseite offen und erlaubt das Betreten vom Burghof (Abb. 2). Die sich hier öffnenden Scharten messen innen etwa 100 – 130cm, und 90 cm in der Höhe. Die Seitenwände der Scharten sind im Original erhalten, während die oberen Schartenabschlüsse restauriert sind. Es ist anzunehmen, dass die Kanonen hinter Brüstungen (Aufmauerungen bis zum Rohr) standen, die den Geschützbedienungen im Feuerkampf Schutz gegen kleinkalibrige Geschosse und Splitter geben konnten.
Einsatzauftrag:
Die Geschütze in den Scharten erlaubten
- das Überwachen der Anmarschwege zur Burg aus Westen und Osten auf höchste Kampfentfernung sowie
- das (offensive) Bekämpfen gegnerischer Stellungsräume auf den Höhen im Norden. Aus den beiden in Abb. 1 des Kugelturms sichtbaren Scharten konnten Ausfall- und Lustgarten überschossen und weit in das Isenachtal hinein in Richtung Limburg gewirkt werden. Damit unterstützte man das Feuer aus dem Ostwerk (Münze) und des Torrondells mit großen Kanonen beim Abriegeln des südlichen Burgweges.
In den Stellungen konnten Geschütze bis zum Kaliber der 42-pfündigen Ganzkartaune zum Einsatz gebracht werden. Denkbar ist auch der Einsatz von großen weitreichenden Schlangengeschützen, mit denen Punktziele – z.B. frisch aufgeworfene feindliche Geschützschanzen – treffsicherer als mit Kartaunen getroffen werden konnten.
Abb. 3: Aus der linken Schießscharte sollte ein Doppelhaken, vermutlich auf einem Schießbock (Dreipunktlafette), gegen Schützen an der nördlichen Mauer des Marstalls wirken. Der Einsatz einer Hagelbüchse in der rechten Öffnung der Scharte wäre zwar vorstellbar, Schäden an dem gegenüber aufragenden Gefängnisturm und an Fenstern der Wohnbebauung aber in Kauf zu nehmen (Abb. 4)