Geschichte der Burg Neuscharfeneck auf dem Zeitstrahl
Bau der Burg
Die Burg Neuscharfeneck wurde vom Scharfenecker Geschlecht , das damals noch die Burg Alt-Scharfeneck bewohnte, vermutlich um 1250 erbaut. Diese stauferzeitlichen Burganlage war jedenfalls viel kleiner verglichen zum heute vorfindbaren Baubestand. Von der ersten Burg wissen wir wenig: Ihr Wohntrakt lag auf dem mit Buckelquadern ummantelten Zentralfelsen. Der Zugang erfolge über einen höher gelegenen Eingang auf der Nordseite des Felsens. Eine Schildmauer ist ebenfalls der stauferzeitlichen Anlage zuzuordnen. Diese wurde 200 Jahre später deutlich verstärkt und an ihrer Nord- und Südseite überbaut.
Gegen 1250Kurpfalz erhält Öffnungsrecht
Die Herren von Scharfeneck stammten aus der Reichministerialität im Umfeld des Trifels. Nach dem Ende der Stauferherrschaft konnten sie ihre unabhängige Stellung nicht mehr halten und lehnten sich an die Kurpfalz als den mächtigsten Territorialherren im Pfälzer Raum an. 1363 erhielt der Kurfürst das Öffnungsrecht an der Burg. Die Scharfenecker trugen ihm im selben Jahr ihre Burg als Lehen an und erhielten sie als Mannlehen zurück. Aus ehemaligen Reichsvasallen wurden nun Dienst- und Lehensleute der Kurfürsten von der Pfalz.
1363Herrschaft Scharfeneck stirbt aus
Nachdem Friedrich von Scharfeneck als der letzte des Geschlechtes derer von Scharfeneck-Metz verstorben war, zog Kurfürst Ludwig IV. den Besitz als erledigtes Lehen ein. Der Wittelsbacher Kurfürst von der Pfalz behielt es in seinem Besitz.
1416Auslösung aus der Pfandschaft
Friedrich I. , genannt der Siegreiche (1425-1476), löste die verpfändete Burg vor 1469 wieder aus und plante ihren Ausbau zum Versorgungssitz (Wittum) für seine bürgerliche Gattin Clara Dett und seinen in der Kurfolge nicht erbberechtigten jüngeren Sohn Ludwig von Bayern (1463-1523).
1468Erste große bauliche Erweiterung
1469 - 1472Ausbau zum Renaissanceschloss
Kurfürst Friedrich I. (der Siegreiche) baute die Burg zu einer modernen Anlage mit starken Befestigungen und repräsentativen Wohnbauten aus. In diese Umbauphase fiel die Verbreiterung der Schildmauer, die Verlegung des Toreinganges durch die Nordbastion und der residenzartige Ausbau des Palas. Weiterhin wurde eine Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden und eine Zwingeranlage hinzugefügt. Zu diesem Zweck wurde die "alte" Oberburg von 1250 fast vollständig abgetragen und die Ummantelung des Zentralfelsens mit Buckelquadern als Baumaterial genutzt. Außerdem wurde die Burganlage nach dem Stand der Technik für Feuerwaffen ertüchtigt und bestückt.
1469 - 1472Ludwig von Bayern wird Reichsgraf und nimmt Sitz in Löwenstein
Ludwig von Bayern, Sohn des Friedrich I., wurde 1477 zum Besitzer der Burg und nannte sich danach "Freiherr von Scharfeneck". 1494 wurde Ludwig vom römisch-deutschen König Maximilian I. in den Reichsgrafenstand erhoben. Da er somit zugleich Graf von Löwenstein (Nähe Heilbronn) war, wurde er zum Begünder der Linie "Löwenstein-Scharfeneck". Ludwig verlegte seinen Wohnsitz auf Burg Löwenstein, behielt aber neben Neuscharfeneck auch in Landau seit 1585 einen Freihof, auf dem sich gelegentlich aufhielt.
1494Graf Ludwig wird ermordet
1524 ermordeten zwei seiner Knechte den Grafen Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck in der Stadt Löwenstein.
1525Zerstörung im Bauernkrieg
Während des Bauernkrieges konnte der Nußdorfer (bzw. Mörlheimer) Haufen die Burg kampflos einnehmen. Der Burghauptmann soll es versäumt haben, im Vorfeld genügend Schießpulver zu bevorraten. Durch ein durch die Bauern gelegtes Feuer brannte die Burg aus. Mit dem gesamten Hausrat ging auch das Burgarchiv verloren. Die Schädigungen der Bausubstanz müssen sich aber in Grenzen gehalten haben, denn sonst wäre der weitere Ausbau der Burg im Jahr ab 1526 wohl nicht in Angriff genommen worden.
1525Wiederaufbau und Erweiterung
Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck ließ nach dem Bauernkrieg die Burg in Fronarbeit wieder aufbauen.
1526 bis 1530Besitzerweiterung
Friedrich kaufte 1536 das Dorf Ramburg nebst der Ramburg auf der gegenüberliegenden Talseite des Dernbaches.
1536Weitere Ausbaumaßnahmen
Von den Umbaumaßnahmen 1555 und zwischen 1570 und 1580 sind keine Details dokumentiert. Vermutlich wurden die Wohnräume noch prächtiger ausgestattet. Die Aufbauskizze des Landauer Architekten und Burgenforschers Arndt Hartung kommt dem zeitgenössischen Antlitz Neuscharfenecks wohl sehr nahe.
1555 und 1570-1580Burgordnung
Graf Heinrich von Löwenstein erließ im Jahr 1577 eine Burgordnung für Neuscharfeneck, die das Zusammenleben auf der Burg regelte, insbesondere wenn der Burgherr selbst nicht anwesend war.
1577Waffenverzeichnis 1605
Aus dem Waffenverzeichnis von 1605 wissen wir heute um den Feuerwaffenbestand auf Neuscharfeneck. Demnach waren 16 Geschütze unterschiedlicher Bauart in der Burg stationiert, alleine 10 davon wirkten aus Stellungen in und auf der Schildmauer, der Rest aus nicht näher bezeichneten Scharten in der übrigen Burg. Weiterhin waren rund 50 Hakenbüchsen im Bestand.
1605Dreißigjähriger Krieg
Aufgrund der Gefolgschaft für die Reformationsbewegung war auch die Herrschaft von Scharfeneck unweigerlich Parteigänger und im Fokus ihrer Gegener während des 30-jährigen Krieges. Die Burg wurde von Kaiserlichen, dann von Spaniern und auch durch die Schweden besetzt. Letztere sprengten die Burg 1634 bei ihrem Abzug in die Luft.
1618 bis 1648Verlust an den Kaiser
Als Anhänger der Reformation und Gefolgsmann des rebellierenden Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz verfiel Georg Ludwig in die Reichsacht und verlor die Herrschaftsrechte über Neuscharfeneck.
1622Johann Diedrich wird neuer Herr
Kaiser Ferdinand II. übertrug 1625 die Herrschaft Scharfeneck dem Grafen Johann Dietrich aus dem verwandten, katholischen, schließlich gefürsteten Familienzweig Löwenstein-Wertheim-Rochefort (später umbenannt in Löwenstein-Wertheim-Rosenberg), in dessen Besitz das Gebiet bis zur französischen Okkupation 1794 verblieb. Die Burg hat er nie bewohnt.
1625Zweite Linie stirbt aus
Georg Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck, der 1622 vom Kaiser geächtet und entrechtet worden war, fiel 1633 im 30-jährigen Krieg bei Erfurt und mit ihm starb seine Familie im Mannesstamm aus.
1633Sprengung der Burg
Die Schweden sprengten im Oktober 1634 bei ihrem Abzug aus Südwestdeutschland nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen (Sep.1634) die Schildmauer und weite Teile des Wohnbereichs. Die Burg war völlig zerstört, ein Wiederaufbau lohnte nicht mehr.
Oktober 1634