Wehrkonzeption der Burg Landeck
Überblick
Die Burg Landeck wurde um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert erbaut. Als Burgenplatz wurde ein Bergsporn oberhalb des Klingbachtales und des Klosters Klingenmünster gewählt. Diese Lage mit steil abfallenden Berghängen zur Süd-, Ost- und Westseite gestatteten eine Feindannäherung nur aus Norden. Folglich befinden sich die Hauptbefestigungen allesamt an der Nordseite.
Mit dem Aufkommen von Pulverwaffen wurde die stauferzeitliche Kernburg durch einen umlaufenden Zwinger und ein Vorwerk verstärkt. Das heutige Antlitz der Burg entwickelte sich also erst im 15. Jahrhundert. Hierbei wurde das Gelände zwischen Kernburg und Zwingermauern aufgefüllt und das Niveau im Bereich des Vorwerks terrassenartig nivelliert. Die Burgenforschung geht davon aus, dass sich erst dardurch die heutige Gestalt des Halsgrabens, dessen Überbrückung und der Bau des Brückenturms ergaben. Ein im Burgmuseum ausgestelltes Modell zeigt das mögliche Aussehen der stauferzeitlichen Burganlage als Kontrast.
Burgweg
Die Geländeform gestattete es dem Burgherrn nicht, den Burgzugang in der feindabgewandten Burgseite zu platzieren, so wie auf Burg Gräfenstein, Neuscharfeneck oder dem Trifels zu sehen, wo man erst einmal die halbe Burg umrunden musste, bevor man das Haupttor erreichte. Der Zugang zur Kernburg auf Landeck musste folglich durch andere fortifikatorische Maßnahmen erreicht werden. Der Weg zur Burg führte vermutlich entlang des ansteigenden Bergkamms, wo heute die kleine Zubringerstraße verläuft.
Der stauferzeitliche Burgzugang
Wie bei stauferzeitlichen Burgen üblich, hat man auch auf Landeck die Burg vom Bergsporn durch einen in die Hauptangriffsseite geschroteten Halsgraben abgeteilt, wie z.B. auf Burg Altdahn, der Ramburg, bei Madenburgs innerem Halsgraben oder auf Hohenecken. Das hatte nicht nur einen wehrtechnischen Hintergrund, sondern man gewann zugleich das benötigte Baumaterial für das Bauprojekt. Wo genau der hochmittelalterliche Burggraben verlief, ob es eine Zugbrücke und einen hierfür erforderlichen Torturm gab, muss offen bleiben.
Der heute sichtbare Halsgraben von Burg Landeck ist mit 20m Breite und 10m Tiefe besonders groß. Er entstand in dieser Form aber erst in der 2.H. des 15. Jh.bei der Errichtung des Vorwerks.Er war nicht mit Wasser gefüllt.
Das Vorwerk aus dem 15. Jh und der Brückenturm
Kurz nach 1456 entstand das vor dem Eingangsbereich sichtbare Vorwerk, welches, wie man auf der Webseite des Landeck-Vereins nachlesen kann, insbesondere in seinem nordöstlichen Bereich auch für den Einsatz von Kanonen tauglich war. Ich bezweifle, dass dort tatsächlich jemals Kanonen Aufstellung fanden. Landeck war keine Kanonenburg. An Pulverwaffen sind lediglich Hakenbüchsen in geringer Anzahl auf der Burg nachgewiesen.
Der Brückenturm in seiner heutigen Erscheinung stammt – trotz Buckelquader-verwendung – vermutlich nicht aus der Stauferzeit, sondern wurde mit Steinmaterial in Sekundärverwendung erst nach 1456 dort errichtet. Dieser Brückenturm war zweigeschossig, hatte feldseitig eine Einsparung zur Aufnahme einer Zugbrücke und musste entsprechende Zugvorrichtungen auf der Innenseite besessen haben. Im 1. OG war der Aufenthaltsort für den Torwächter.
Der Hohe Mantel
Die umlaufende Ringmauer (Bering) von Landeck ist auf der Angriffsseite erheblich stärker und höher ausgeführt. Man bezeichnet sie dort als Hoher Mantel. Es handelt sich bei Landeck definitorisch nicht um eine Schildmauer, da sie das Burgareal nicht in der gesamten Breite absicherte, so wie beispielsweise auf der Madenburg oder auf Hohenecken.
Der Mauer ist ungefähr 2m stark und 10m hoch. Sie trug sicherlich einen überdachten Wehrgang über einem Zinnenkranz.
Die Toranlage
Wie oben dargelegt, befindet sich der Hauptzugang zur Burg in der Frontseite. Zwei bautechnische Besonderheiten sind anzusprechen:
- Das Haupttor ist bis zur Mauerkrone nischenartig eingezogen, was den Bau von Flankierungstürmen verzichtbar machte.
- Der Weg vom Brückenturm zum Haupttor verläuft nicht geradlinig, sondern über Eck. Hierdurch war das Heranschieben schwereren Belagerungsgerätes nicht mehr möglich.
Entgegen des heutigen Erscheinungsbildes gelangte man nicht direkt in den Burghof, sondern musste einen inneren Torzwinger durchschreiten und ein inneres Tor passieren. Dort wo heute die neuzeitliche Burgschänke steht, war im Mittelalter vermutlich ein kleines hölzernes Wachlokal für die Torwache untergebracht.
Der Bergfried
Schmuckstück der Burganlage ist der sehr gut erhaltene, nahezu rechteckige, und heute noch 23m hohe Bergfried. Dessen Seitenkante ist in die Hauptangriffsrichtung gedreht, um auf die Burg abgeschossene Blidensteine zur Seite abzulenken.
Der einzige Zugang in den Bergfried führte über eine auf der Hofseite in 10m Höhe liegende Pforte, zu der man über eine im Krisenfall abschlagbare Holztreppe gelangte. Der heutige genutzte Zugang auf der Zwingerseite ist nachträglich durchgebrochen.
Außer der Tür und einigen Lüftungsschlitzen gibt es keine Öffnungen in dem massiven Baukörper. Das Untergeschoss wurde möglicherweise als Verlies, wahrscheinlicher – so wie heute – als Vorratsraum genutzt.
Buckelquadermauerwerk als Machtsymbol
Zur Feldseite wurde sehr repräsentatives Buckelquadermauerwerk verbaut, welches wir heute noch am Bergfried und an den Außenmauern des Hohen Mantels und des Brückenturms bewundern können. Diese kostspielige Art der Steinbearbeitung zeugte von der finanziellen Leistungsfähigkeit des Burgherrn und symbolisiert dessen Macht, Reichtum und militärische Potenz.
Wehrmauern und Schießscharten
Die Wehrmauern der stauferzeitlichen Burg (Bering) waren mit Zinnen versehen und mit überdachten Wehrgängen bekrönt. Sie boten dem Verteidiger Schutz im Feindfeuer und Pfeilhagel.
Schießscharten finden wir nicht im Bering und auch nicht im Hohen Mantel, sondern nur in den vorgelagerten Zwingertürmen, die nach 1416 der Kernanlage hinzugefügt wurden. Die Schlüsselscharten dort haben unten eine Spatenform und sind tauglich für Handfeuerwaffen (Hakenbüchsen) oder für Armbrüste. Der Abstand zwischen den Zwingertürmen beträgt max. 25m, so dass sowohl mit Armbrust und erst recht mit einer Hakenbüchse von Turm zu Turm und im Kreuzfeuer gewirkt werden konnte. So wurden tote Räume im Schussfeld vermieden.