Zeitreise zum Trifels des Jahres 1280

Warum eine Rekonstruktion?

Burg Trifels war nach einem Blitzeinschlag 1602 ausgebrannt und nicht mehr instandgesetzt worden, so dass die Burg 1635 als unbewohnbar galt. Die einst so stolze Burg der deutschen Könige wurde in der Folge von ihren jeweiligen Besitzern immer weiter “ausgeschlachtet”; alles, was irgendwie von Wert und anderweitig noch zu gebrauchen war, wurde fortgebracht. Ab 1706 diente der Trifels als Steinbruch der Stadt Annweiler. Erst 1841 wurde dem Raubbau ein Ende gesetzt und wurden erste Sicherungsmaßnahmen eingeleitet. So mancher Mauerzug verschwand bei den Aufräumungsarbeiten, um die Burg besser zugänglich zu machen.

Das im Palasuntergeschoss des Trifels ausgestellte Modell zeigt den Zustand der Burg Trifels nach Abschluss der Ausgrabungen im Jahr 1937 durch Friedrich Sprater.

Einige Sanierungsmaßnahmen nach 1841 wichen aber vom historischen Urbild ab. Die „schöpferische Denkmalspflege“ (Rudolf Esterer), die dem Trifels durch Wiederaufbaumaßnahmen während der NS-Zeit widerfuhr und auch nach dem Krieg noch fortgeführt wurde, verwischte das historische Bild des Trifels am nachhaltigsten. Der Trifels in seinem heutigen Erscheinungsbild ist keine Rekonstruktion, sondern eine Ansammlung von Bauwerken aus unterschiedlichen Epochen, die vom 11. bis zum 20. Jahrhundert reichen, wobei die weltanschaulich geprägte Architektur der NS-Zeit nach 1938 überwiegt.

Ich wurde neugierig und stellte mir die Frage, wie denn die Burg in ihrer Blüte gegen Ende des 13. Jahrhunderts tatsächlich ausgesehen haben könnte, also bereinigt um die NS-geprägte Symbolarchitektur. In sechswöchiger Recherche und 3D-Konstruktionsarbeit am PC entstand mein nun vorliegender „Rekonstruktionsvorschlag der Burg Trifels um 1280“, den ich nachfolgend erläutern möchte.

Zeitliche Einordnung “1280”

Die Rekonstruktion des Trifels um 1280 zeigt auch ohne die nach 1938 vorgenommenen unhistorischen Baumaßnahmen an Palas und Hauptturm bereits eine beeindruckende repräsentative und wehrhafte Anlage.

Reste einer frühen salierzeitlichen Burganlage aus der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts wurden 1937 bei Ausgrabungen wiederentdeckt. Sie dürften – zumindest in Teilen – auch 1280, dem gewählten Zeitpunkt für meine Rekonstruktion der Reichsburg Trifels, noch vorhanden gewesen sein. Die stauferzeitlichen Baumaßnahmen zwischen 1200 und 1250 prägen noch heute das Erscheinungsbild der “Burg der Könige”. In diese Periode fallen der Neubau des Hauptturms (1200), des Palas (kurz nach 1200), des Brunnenturms (1230), die Anlage eines zweigeschossigen (unteren) Torturms (2. Hälfte 13. Jh.) nebst neuem Treppenaufgang zur Oberburg, Erweiterungen der Ringmauer und das Anfügen des Kapellenerkers (1230) auf der Schauseite des Hauptturms.

Aus den Erträgen der Münze von Annweiler wurde nach 1219 die Bauunterhaltung des Trifels bestritten. Bis 1273 wurden die Reichskleinodien im Raum oberhalb der Kapelle im Hauptturm aufbewahrt.

Als in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft der Staufer zu Ende ging, änderten sich die Machtverhältnisse im Reich. Es folgte eine lange königlose Zeit („Interregnum“), die erst mit der Wahl des Rudolf von Habsburg 1273 zum deutschen König zu Ende ging. Der Habsburger orientierte sich zur Sicherung seiner Macht aber mehr und mehr in Richtung des Alpenraumes und in den Südosten des Reiches, während die “alten Reichslande” aus seinem Fokus verschwanden. Das spürte man auch auf dem Trifels. Der beginnende Bedeutungsverlust des Trifels manifestiert sich u.a. im Umzug der Reichskleinodien, die Rudolf nach 1273 auf der Kyburg (bei Winterthur) in seinem Stammland verwahrte. Die Reichsburgen wurden wieder durch Ministeriale verwaltet. Der 1278 vom König eingesetzte Burggraf mit Sitz auf der Reichsburg Trifels war übrigens Graf Konrad.

Baubeschreibung der Burg um 1280

Reste der salierzeitlichen Anlage am östlichen Berghang

Auf dem stark abfallenden östlichen Berghang wurden 1937 die Reste einer salierzeitlichen Burganlage entdeckt. Ein 100m langer Mauerzug zog sich entlang der Hangseite bis zur südlichen Felsnase. Analysen des Mauerwerks lassen auf eine Entstehung in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts schließen. Dieser Mauerzug dürfte mit dem Ausbau der Burg auf dem Felsenriff seine fortifikatorische Bedeutung verloren haben und verfiel. Erst Ausgrabungsarbeiten in den 1930er Jahren legten Reste dieser Mauer frei. Sie sind heute aber wieder unter einer dichten Vegetationsdecke verschwunden.

Reste der salierzeitlichen Burganlage am Fuße der Kernburg sind heute abgegangen und unter einer dichten Vegetationsdecke verschwunden.

Nur noch undeutlich sind die Reste der Grundmauern eines etwa 8,5 m auf 17,5 m großen Gebäudes nordöstlich des Brunnenturms erkennbar, das mit seiner Längsachse in Ost- West-Richtung lag und daher noch im 16. Jh., wie das Inventar von 1595 belegt, als zweite Kapelle genutzt wurde.

Hauptturm mit Peripherie

Der Hauptturm wurde zeitlich vor dem Palas errichtet. Aufgrund der Bauzier seiner Kapelle im 3. Geschoss lässt sich der Bau in das Jahr 1200 oder wenig später datieren. Der Hauptturm wurde in den 1960er Jahren um ein viertes Geschoss auf 32m erhöht, der staufische Hauptturm (nicht Bergfried!) besaß hingegen nur 3 Geschosse, wobei der untere Abschnitt aus einem mit Buckelquadern verblendeten Felsblock nicht mitgezählt wird. Dieser machte etwa 1/3 der Höhe des Turms aus.

Hauptturm und Palas des Trifels wurden auf Basis von Plänen aus der NS-Zeit nachträglich – aber unhistorisch – erhöht. Oben Eigenes Foto 2017.
Mein „Rekonstruktionsvorschlag der Burg Trifels um 1280“ zeigt Hauptturm und Palas in ihren historischen Dimensionen.

Das Stadtsiegel von Annweiler zeigt auf seiner linken Seite den Trifels mit Turm und vorkragendem Zinnenkranz und ohne Dachkonstruktion. Auf eine Überdachung des Turms, wie man sie in den Rekonstruktionsskizzen von Essenwein oder Hartung sieht, habe ich daher verzichtet.

Blick aus Süden auf Ritterhaus, Hauptturm und Abortschacht auf der Südseite des Palas
Der Zugang zum dreigeschossigen Hauptturm erfolgte auf der Südseite durch ein 3m hohes Rundbogenportal. Die rundbogige Öffnung links am Palassockel gehört zur Abortanlage.

Eine Zisterne im kleinen Hof vor dem Hauptturmportal wurde vermutlich nach der Inbetriebnahme des Brunnenturms zurückgebaut. Zum Schutz der Entnahmestelle darf eine Schutzmauer auf dem Felsblock angenommen werden.

Der Kapellenerker wurde vermutlich 1235 an den Hauptturm angefügt.

Die spätmittelalterliche Treppe auf den Felsblock vor dem Südportal (vgl. Abb. im Abschnitt “Ritterhaus”) dürfte 1280 bereits bestanden haben, wohingegen das heute so genannt “Wachthaus” auf dem Felsblock, von dem heute nur noch Reste zu sehen sind, erst im 14. Jahrhundert erbaut wurde.

Palas

Der heute auf Burg Trifels zu besichtigende Palas ist ein völliger Neubau der Jahre 1938 bis 1946 und hat mit dem historischen Bau nicht mehr viel zu tun. Aus der Stauferzeit stammen lediglich die unteren Steinlagen und ein Rundbogenportal an der Nordostecke, das in staufischer Zeit lediglich als Zugang zu einem kellerartigen Raum diente.

Der Palas hat eine trapezoide Grundform und schließt unmittelbar an den Hauptturm an.
Der Palas entstand vermutlich kurz nach dem Bau des Hauptturmes Anfang des 13. Jh. und ersetzte einen salierzeitlichen kleineren Vorgängerbau.

Die heutige Höhe des Palas von ca. 27 Metern mit drei Vollgeschossen und üppiger Befensterung entspricht nicht dem staufischen Zustand, der mit zwei Geschossen und geschätzten 22m Höhe etwas kleiner ausfiel. Brandspuren auf der Nordseite des Hauptturms auf alten Fotografien zeigen, wo einst der hölzerne Dachstuhl verlief, der durch Blitzeinschlag 1602 völlig ausbrannte.

Vom stauferzeitlichen Palas wissen wir leider nur wenig. Er entstand vermutlich gegen 1200, kurz nach dem Bau des Hauptturmes und ersetzte einen salierzeitlichen kleineren Vorgängerbau. Sein unterer Bereich wird von dem mit Buckelquadern ummantelten Burgfelsen eingenommen. Sein trapezförmiger Umriss ist der Form des Burgfelsens geschuldet. Verbrieft ist die Existenz eines großen Saales. Dieser kann sich, da das Untergeschoss zur Hälfte vom Burgfels eingenommen wird, nur im darüber liegenden Geschoss befunden haben. Ich habe die Saalebene in meiner Rekonstruktion daher mit mehreren gekuppelten, lichtspendenden und repräsentativen Doppelarkadenfenstern auf der Ebene des Kapellengeschoss des Hauptturms platziert.

Ringmauer

Die Ringmauer der Burg entstand in mehreren Bauphasen. Bereits zur Zeit der salischen Herrscher wurden in der Vorburg zweischalige Wehrmauern errichtet (siehe oben).

Die Ringmauer um die Kernburg wurde ständig erweitert und verstärkt. Ihre Höhe betrug vermutlich 4 Meter, ihre Mauerstärke war mit 1,2 bis 1,5m vergleichsweise gering. In ihrem heutigen Erscheinungsbild weist sie weder Zinnenkranz noch Schießscharten auf. Man darf aber annehmen, dass Burg Trifels zumindest auf der Nord- und Ostseite solche besaß, um den Burgweg mit Bogen oder Armbrust zu überwachen. Ich meine, dass auch der Hauptaufgang durch Ringmauern mit Zinnenkränzen und Scharten geschützt wurde.

An der Ostseite, wo heute das erste Kastellanhaus steht, ist der Ringmauerabschnitt bis zum oberen Burgtor des Treppenweges mit Buckelquadern ausgeführt. Weiter nach Norden, in Richtung Brunnenturm, tritt an dessen Stelle hammerrechtes Kleinquaderwerk aus dem Spätmittelalter. Dieser Ringmauerabschnitt könnte also bereits 1280 so bestanden haben.

Den Mauerabschnitt nördlich des Torturms bis zum Eckturm wurde in den 1970er Jahren neu errichtet . Ich habe mit diesen Teil der Ringmauer mit einem überdachten Wehrgang versehen, der zugleich dem Zugang zum 1. OG des Torturms diente. Von hier aus konnte das Fallgatter bedient und zugleich eine über dem Tor (angenommene) Stellung in der Pechnase bezogen werden.

Von den im Frühjahr 1938 unterhalb der westlichen Ringmauer auf dem Berghang freigelegten Mauerresten aus Buckelquadern mit schmalem Saumschlag auf der Feldseite sind unter der dichten Vegetation keine Spuren mehr auszumachen. Ihr Zweck ist unklar, dient möglicherweise als stauferzeitliche Ringmauer, die die nordwestliche Felsspitze mit einbezog.

Brunnenturm

Der Tiefbrunnen im Nordosten wurde außerhalb der Kernburg wurde durch einen Brunnenturm gesichert.
Der Brunnenturm ist über eine Bogenbrücke mit der Hauptburg verbunden. Rechts erkennt man mehrere Steinlagen mit Buckelquadern einer nicht vollendeten Mauer, womöglich ein vorgelagerter westlicher Bering.

Der Brunnenturm wurde außerhalb der Kernanlage hochgezogen. Hier wurden kleine Quader verbaut, die keine sichtbaren Ansatzpunkte für Hebegeschirre aufweisen. Der Turm sicherte die Frischwasserversorgung der Hauptburg auch im Belagerungsfall. Der stauferzeitliche Brunnenturm hat ín Abhängigkeit der Hangneigung eine Höhe von 17-20m und ist mit dem Nordhof der Oberburg durch eine Bogenbrücke verbunden, die möglicherweise zur Stauferzeit noch aus Holz gefertigt war. Auf ihr gelangt(e) man zur Plattform des Turms, wo einst das Wasser mit einer Haspel/Winde gefördert und in Eimern in die Hauptburg gebracht wurde. Die heute offene Turmplattform war zur Entstehungszeit 1230 vermutlich überdacht.

Torweg und unterer Torturm

Der hochmittelalterliche Zugang zur Kernburg nutzte eine Felstreppe auf der Ostseite, die parallel zum Kernfelsen aufwärts führte. In der Stauferzeit wurde der Burgzugang jedoch nachweislich abgeändert und nun durch einen (unteren) Torbau geführt, durch den man auch heute noch die Burganlage betritt. 

Rekonstruktion des unteren Burgtores, wie es 1280 ausgesehen haben könnte
Unteres Burgtor der Reichsburg Trifels um 1280 (eigener Rekonstruktionsvorschlag)

Dieser Torbau war einst zweigeschossig. Er wurde später noch mehrfach umgestaltet und restauriert. Sein heutiges Erscheinungsbild ist nur wenig beeindruckend. Ich behaupte: Die Burg Trifels, auf der die Reichsinsignien und Schätze der Kaiser aufbewahrt wurden und als sicheres Gefängnis galt, hatte sicherlich einen wehrhafteren Zugang aufzuweisen als die heutigen Mauerreste vermuten lassen. Meine Rekonstruktion zeichnet daher das Bild eines zweigeschossigen Torturms mit Torgasse, Fallgatter und einer Pechnase über dem äußeren Tor. Das Obergeschoss des Turms konnte (nur) über einen Wehrgang aus dem Eckturm erreicht werden.

Eckturm

Torturm, Eckturm und Brunnenturm auf der Nordostseite des Trifels.
Torturm und Eckturm auf der Nordostseite des Trifels sicherten den Zugang zur Burg und den Treppenweg zur Oberburg.

Die Nordostecke der Kernburg ist heute hofartig angelegt, unbebaut, und von einer neuzeitlichen Brüstung umsäumt. Eine Brücke führt hinüber zum stauferzeitlichen Brunnenturm. Dieser nordöstliche Teil der Kernburg war in der ausgehenden Stauferzeit vermutlich befestigt, etwa durch einen Eckturm, der aber nicht nachgewiesen ist. Da alle mir zugänglichen Rekonstruktionsvorschläge und Burgmodelle den Trifels mit einem Eckturm zeigen, schließe ich mich dieser Idee an, die wehrtechnisch zudem Sinn macht.

Ritterhaus

Von der Existenz des “Ritterhauses” (im Bild links) wissen wir aus einem Inventar von 1595. Man vermutet, dass das abgegangene Ritterhaus einst auf der freien südlichen Felsfläche östlich des später entstandenen Wachthauses stand. Sein Kellergeschoss ist in den östlichen Ringmauerabschnitt integriert und in Buckelquadermauerwerk ausgeführt. Heute nimmt das erste Kastellansgebäude in großen Teilen den Platz des damaligen Ritterhauses ein.

Bebauung der südlichen Felsnase

Die südliche Felsnase des Trifels war einst bebaut.
Das südliche Felsplateau war zur Stauferzeit bebaut.

Das südliche Felsplateau ist heute unbebaut. Die Brüstungsmauer wurde nach 1950 ergänzt, könnte aber auch im Mittelalter durch einen Vorgänger gesichert gewesen sein. Das gesamte Felsplateau wie auch die heute nicht mehr zugängliche südöstliche Felsnase sind mit zahlreichen Pfostenlöchern und Einarbeitungen überzogen. Diese zeugen von einer umfangreichen Fachwerk- und/oder Steinbebauung in mittelalterlicher Zeit.

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