Zeitreise zum Steinenschloss des Jahres 1150
Die in der Galerie verwendeten Rekonstruktionen wurden von Peter Wild im Nov 2020 neu erstellt. Sie sind urheberrechtlich geschützt.

Burg in Spornlage
Die Burg Steinenschloss liegt auf einem Spornausläufer des Schlossberges, der auf drei Seiten etwa 50 Meter steil ins Tal abfällt .
Auf der Feldseite im Norden steigt der Berg leicht an. In dieses für einen Angreifer vorteilhafte Gelände hat man die Hauptbefestigungen der Burg errichtet. Halsgraben, Schildmauer und Bergfried.

Steinenschloss zählte um 1100 zu den größten Burganlagen in der Pfalz
Die Burganlage misst in der Länge 70 Meter, die größte Breite beträgt rund 46 Meter. Sie war damit zu Beginn des 12. Jahrhunderts eine der größten Burganlagen in der Südwestpfalz.

Gliederung in Ober-und Unterburg
Eine Quermauer trennte den herrschaftlichen Bereich in der Oberburg vom Wirtschaftbetrieb und Gesindehäuser der Unterburg. Eine solche Trennmauer finden wir auch auf Burg Schlössel. Der Zugang zur Oberburg führte durch die Torgasse des Inneren Torturms. Das Palasgebäude mit der angebauten Abwasser- und Toilettenanlage nahm den Ostbereich der Oberburg an.

Blick aus der Feindrichtung (aus Norden) auf die Burg
Der Burgberg wurde auf der Feldseite auf mindestens 40-50m Tiefe von Vegetation – bis auf Gebück / Dornensträucher – freigehalten, um dem Angreifer wenig Deckung zu bieten und eine rasche Annäherung zu verzögern.
Die stärksten Wehrelemente der Burg sind im Norden zur Feindseite hin zu finden. Der hohe Bergfried erlaubte eine gute Überwachung des Vorfeldes.

Die stärksten Wehrelement auf der Nordseite
Der mächtige, um 1150 erbaute, runde Bergfried steht hinter der 2,50 starken Nordmauer, ist aber nicht mit ihr verzahnt. Er hat eine lichte Weite von 8,5 Meter, sein Mauerwerk ist 2,50m dick. Er dürfte etwa 20 bis 25 Meter hoch gewesen sein. Eine Bedachung ist wahrscheinlich. Der mit Buckelquadern verkleidete westliche Bereich (im Bild rechts) der Nordmauer war während der Errichtung des Bergfrieds “flachgelegt” und erst nach Fertigstellung wieder aufgemauert und mit Buckelquadermauerwerk verkleidet.

Grundform eines Bügeleisens und zum Bering
Der Bering hat die Form eines Bügeleisens, dessen Spitze nach Süden (Torturm) zeigt. Der polygonale Grundriss folgt dem Verlauf des Geländes. Die Außenmauern sind etwa 180cm stark, auf der Nord(Feld-)seite etwa 250cm. Dort wurde die Schildmauer in frühstaufischer Zeit in westlichen Bereich mit Buckelquadermauerwerk verschalt. Man nimmt an, dass dieser Mauerzug für den Bau des Rundturmes abgerissen worden war, um die gebrochenen Steinquader besser an die Baustelle heranführen zu können. Danach wurde der Mauerzeug wieder mit Buckelquadern aufgerichtet.

Halsgraben und rechtwinkelig getreppte Schildmauer
Halsgraben und Schildmauer zählen neben dem Bergfried zu den typischen stauferzeitlichen Wehrelementen aus der Bauphase um 1150. Der bereits um 1100 angelegte Burggraben an der Nordseite des Steinenschloss wurde während der Erweiterungsmaßnahmen von 1150 verbreitert und noch tiefer ausgeschrotet, vermutlich um das benötigte Steinmaterial für den Rundturm zu gewinnen. Die alte Nordmauer hat man zum Bau der Bergfrieds vermutlich “flachgelegt”, um die Bereitstellung der bis zu 16 Zentner schweren Buckelquader zu erleichtern. Bei der Fertigstellung des Turmes gegen 1150 wurde dann die Mauerlücke in der Westhälfte (rechts) mit Buckelquader-Mauerwerk geschlossen.
Die nördliche Schildmauer hatte eine Mauerstärke von 2,50m und bestand aus größeren, überwiegend sorgfältig bearbeiteten Quadern, die im Westteil der Nordmauer einen Randschlag (“Buckelquader”) aufweisen.

Zugemauerte Bresche in der westlichen Schildmauer
Bei der Eroberung der Burg 1168 durch kaiserliche Treppen wurde eine Bresche in die westlichen Schildmauer gelegt, durch die die Angreifer eingedrungen sind. An mindestens vier Stellen am Rundturm belegen starke – durch Brand verursachte – Abplatzungen an den Buckelquadern die Kampfspuren. Die Bresche wurde gegen Ende des Jahrhunderts wieder mit Buckequadermauerwerk verschlossen.

Oberburg im Schutze zinnengekrönter Wehrmauern hinter Burggräben
Vor der Erbauung des Bergfrieds (um 1150) war die Burg von einem zinnengekrönten Bering umgeben gewesen. Mit der wehrtechnischen Aufrüstung wurde die Nordmauer erhöht und verstärkt. Sie trägt zwar die Bezeichnung “Schildmauer”, war aber zu nieder, um die Bauten der Kernburg vor einem Beschuss mit Katapulten (z.B. Blide) zu schützen.

Westansicht der Burg Steinenschloss
Der Burgweg verlief entlang des Burggrabens an der Westmauer und entlang einer Hüttenansammlung, die man als Vorburg bezeichnen kann, bis zur Toranlage im Südwesten.

Vorburg mit Wirtschafts- und Wohnbauten, ggf. mit Stallungen
Der Burgweg verlief entlang des Burggrabens an der Westmauer und entlang einer Hüttenansammlung auf einem schmalen Plateau, die man als Vorburg bezeichnen kann, bis zur Toranlage im Südwesten. Das Plateau ist im 20. Jh. während Freilegungsarbeiten durch Abraum überformt worden.

Torturm hinter Burggraben mit Holzbrücke
Der Torturm muss früher mindestens zwei, möglicherweise sogar drei Geschosse gehabt haben. Eine Überdachung zum Schutz vor Witterungseinflüssen ist wahrscheinlich.
Ein Gusserker (Pechnase) über dem Tor war zur Erbauungszeit der Burg noch nicht üblich. Eine Holzbrücke überspannte den Burggraben. Ein Felsblock vor dem Tor diente als Brückenauflage, weshalb eine Zugbrücke ausscheidet. Die Holzbrücke konnte im Krisenfall vermutlich rückgebaut werden.

Ringmauer im Westen, Süden und Osten
Bereits die spätalierzeitlichen Burganlage um 1100 war von einer Ringmauer umgeben, die einen Wehrgang trug und Zinnenbekrönt war. Die Außenschale der östlliche und südlichen Ringmauer bestanden überwiegend aus mittelgroßen Quadern mit Schichthöhen von 20-30cm und Steinlängen bis max. 75cm. Die westliche Ringmauer (links) weist etwas größere Mauerschichten von 40-50cm auf und Quaderlängen bis zu 1m auf.

Unterburg mit Torturm und Wirtschaftsgebäuden
Der Zugang zur Unterburg wird dominiert von der großen Toranlage. Links des Torturmes befand sich wahrscheinlich eine Unterkunft für die Wachen. Aus dem Obergeschoss dieser “Kaserne” dürfte ein Zugang zum Wehrgang geführt haben. Rechts des Torturms schloss sich ein Wirtschaftsgebäude an, von dem heute nur noch Grundmauerreste vorhanden sind. Ein 10x6m großes Steinhaus, von dem heute nur noch Kellerreste vorhanden sind, bildete den Übergang zur Oberburg.

Wirtschaftsgebäude in der Unterburg
In der Unterburg befanden sich mehrere Wirtschaftsgebäude, teilweise in Holzbauweise, von denen sich nur noch wenige Fundamentreste erhalten haben und deren Funktion heute nicht mehr bestimmbar ist.

Innerer Torturm
Eine 2,50m breite, in den Fels gehauene, Auffahrt führte in die Oberburg. Fundamentreste belegen, dass hier einst ein quadratischer Torbau stand. Dessen Obergeschoss diente vermutlich als Aufenthaltsraum für die Burgwache der Oberburg. Eine direkt an die Trennmauer angelegte 1,80m tiefe Tankzisterne wurde mit Wasser aus der Oberburg gespeist.

Trennmauer zwischen Wirtschafts- und Herrschaftsbereich
Eine direkt an die Trennmauer angelegte 1,80m tiefe Tankzisterne wurde mit Wasser aus der Oberburg gespeist. Mit ihrem Wasser könnten z.B. in der Unterburg gehaltene Tiere getränkt worden sein.

Hohe Zugangspforte zum Bergfried
Die durch einen Mauerzug von der Unterburg abgetrennte Oberburg wird durch den gegen 1150 erbauten runden Bergfried dominiert. Eine Holztreppe führte auf der feindabgewandten Seite zu einer Pforte in etwa 10m Höhe hoch. Sie konnte bei Gefahr abgeschlagen werden, um dem Feind das Nachstoßen in den Turm zu verwehren. Sicherlich wurden im Bergfried Vorräte gelagert. Auf der Plattform waren für den Krisenfall sicherlich Steine zum Herabwerfen auf einen in die Oberburg eingedrungenen Angreifer geschichtet worden.

Wohnhaus in der Südwestecke der Oberburg
In der Südwestecke (Bild rechts) der Oberburg lag ein 11,5 x 8m großes Steingebäude, das aufgrund zahlreicher Funde von Ofenkacheln als Wohnhaus bezeichnet werden kann. Heute sind nur noch Mauerreste des Felskellers erhalten.

Palasbau (Hofseite)
Der 25×12 Meter große Palasbau auf Burg Steinenschloss wurde in der ersten Bauphase um 1100 errichtet. Er besaß im EG drei Räume, der Anbau rechts wurde erst später angefügt. Ein Kamin kennzeichnet den Wohnraum im Erdgeschoss. Zwei Feuerstellen im Nachbarraum deuten auf eine Nutzung als Küche hin. Im Obergeschoss befand sich ein großer Saal (ca. 85m²), der repräsentativen Zwecken diente. Für genügend Licht sorgten rundbogige Doppelfenster mit Mittelsäulen. Das Dach war mit Schiefer gedeckt. Eine Brandschicht im Mauerwerk belegt das Zerstörungswerk der Kaiserlichen im Jahr 1168.

Südliche Hofbebauung am Torturm
Auf der südlichen Seite (im Bild links) des Tores lag ein etwa 30 Quadratmeter großer Raum, der als Wohnraum für die Burgwache gedient haben könnte. Die eigentlichen Wachräume sind auf der nördlichen Seite des Torturms zu finden. Rechts des Torturms schloss sich ein Wirtschaftsgebäude an, von dem heute nur noch Grundmauerreste vorhanden sind.

Kein Graben am östlichen Bering
Der steil abfallende Hang auf der Ostseite machte einen Burggraben auf dieser Seite überfüssig. Die Außenmauer ist hier etwa 180cm stark und war mit einem Wehrgang ausgestattet, der vom Obergeschoss des Wachhauses (Bild links vorne) betreten werden konnte.

Aborttorm von Burg Steinenschloss
An der Außenseite der östlichen Ringmauer befand sich ist eine aufwändige Abwasser- und Abortanlage mit zwei Kammern. Ihre Abmessung beträgt 9 x 4m. Die Ausflussöffnung in der Ringmauer wies ursprünglich einen Rundbogen auf. Die rechte Kammer handelte es sich um eine Abortanlage.

Palas und Abortturm in der Nordostansicht
Die Nordostseite der Burg wird von dem großen Palasgebäude bestimmt. Dieses war 25m lang und 12m breit und vermutlich zweigeschossig. Ein drittes Geschoss ist nicht ausgeschlossen. An seiner nördlichen Außenseite befindet sich ein Anbau (9x4m), der als Abwasser- und Abortanlage diente. Damit besaß Burg Steinenschloss einen hohen hygienischen Standard.

Runder Bergfried als weithin sichtbares Symbol der Wehrhaftigkeit
Der einst 25m hohe runde Bergfried hat eine lichte Weite von 8,5 Meter und sein Mauerwerk ist 2,50 m dick. Das kompakte, fensterlose und mit Buckelquaderverblendung imponierende Erscheinungsbild sollte die Wehrhaftigkeit der Burg und die Bedeutung des Burgherrn symbolisieren.

Verwendung von Buckelquadern in Schildmauer und Bergfried
Während der frühstaaufischen Bauphase um 1150 wurde der Bergfried errichtet. Die Steine wurden durch Vertiefung und Verbreiterung des Halsgrabens gewonnen. Die Quader der kompakten Nordmauer besitzen keine Hebewerkzeugspuren oder Steinmetzzeichen. Das Buckelquadermauerwerk kann grob um die Mitte oder in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden.
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