Zeitreise zur Burg Blumenstein des Jahres 1330
Das Burgmodell habe ich mit der Software MAXON Cinema 4D erstellt.

Blumenstein aus Südwesten (Vogelperspektive)
Burg Blumenstein wurde etwa Mitte des 13. Jh. in Spornlage in fast 500m Höhe und 250m über dem Talgrund errichtet. Die Kérnanlage steht auf einem 50m langen und 10m breiten Felsenriff. Die Enge auf dem Felsen ließ nur kleine Bauten zu. Die Hohe Mantelmauer, die die dahinterliegenden Burggebäude gegen Beschuss schützte, und ein vorgelagerter Halsgraben sind typische Wehrelemente stauferzeitlicher Burgen.

Eine Hohe Mantelmauer schützte die Kernburg gegen Beschuss
Eine hohe Mantelmauer sollte die Burg gegen Wurfgeschosse schützen. Da sie auf dem Kernfelsen aufsitzt, war ein Unterminieren gänzlich ausgeschlossen. Der Hohe Mantel ist heute noch etwa 5 m hoch und hat oben einen restaurierten glatten Abschluss. Im 13. Jh. war sie höher und trug vermutlich – wie bei Schildmauern häufig anzutreffen – eine Wehrplattform mit Zinnenkranz.

Blick auf den langgestreckten Burgfelsen der Burg Blumenstein aus Süden
Die gewählte Spornlage des Burgbergs erlaubte eine Annäherung des Feindes nur aus Westen (links). Ein dort in den Felsen geschroteter Halsgraben trennte die Burganlage vom Bergrücken ab. So war das Heranführen von Belagerungsgerät (insb. des Rammbocks) an die Burg sehr erschwert.

Verteidigungskonzept der Burg Blumenstein
Die Burgverteidigung des Blumenstein zielte auf die Uneinnehmbarkeit der Oberburg ab und ist defensiver Natur. Anders als bei größeren Felsenburgen des Wasgaus (z.B. Altdahn, Drachenfels) finden sich auf dem Blumenstein keine Flankierungstürme. Auch wurde die Burg nie für den Einsatz von Pulverwaffen ertüchtigt. Bestimmende Elemente der Burgverteidigung sind die Gräben als Annäherungshindernisse und die abriegelbaren Felstreppen, die so schmal sind, dass ein Angreifer sich nicht entfalten konnte und die durch geringe eigene Kräfte verteidigt werden konnten.

Defensives Verteidigungskonzept ohne Türme
Um in die Oberburg auf dem Burgfelsen zu gelangen, musste zunächst eine kleine Toranlage mit Zugbrücke in der südwestlichen Unterburg passiert werden. Auf der feindabgewandten Seite in der östlichen Unterburg begann der Aufgang entlang einer etwa 30m langen, sehr schmalen, Felsentreppe. Diese war mehrfach durch Tore absperrbar, im oberen Drittel sogar mit einer Zugbrücke. Die große Felskammer zwischen Zugbrücke und Palas zeigt zum Treppenweg mehrere Öffnungen auf, die für den Einsatz von Handwaffen (v.a. Armbrust) geeignet waren. Eine weitere Scharte in der Palasostwand darf angenommen werden.

Bebauung der Oberburg auf zwei Ebenen
Die Oberburg auf dem Kernfelsen umfasst zwei Bebauungsebenen. Zunächst erreichte man den im Schutze der Mantelmauer errichteten Palasbau. Eine weitere Felsentreppe führte von dort weiter auf das hochgelegene schmale Felsplateau, das ebenfalls bebaut war, denkbar mit einem schmalen Wartturm (ähnlich aber kleiner als Altdahn oder Nanstein). Eine Tankzisterne am Fuße des Wartturms diente der Wasserversorgung der Oberburg im Belagerungsfall. Mauerreste auf dem nach Osten leicht abfallenden Felsrücken belegen, dass dort einst weitere kleine Gebäude standen.

Oberer Abschnitt der Felsentreppe zwischen Zugbrücke und Palas
Im oberen Drittel der aus der östlichen Unterburg beginnenden und nach Westen ansteigenden Felsentreppe wurde ein vorhandener Felsspalt künstlich verbreitert und mit einer kleinen Toranlage mit Zugbrücke gesichert. Die Zugbrücke wurde über eine Tretradwinde bedient, die in einer 8 x 4m großen Felskammer (“Wächterkammer”) Platz fand. Dort hielt sich die Burgwache auf. Der Zugang in die Oberburg war mit geringen Kräften zu verteidigen.

Palas im Schutze des Hohen Mantels
Burg Blumenstein zeigt zur Feindrichtung lediglich seine westliche Schmalseite. Entsprechend schmal konnte die Wehrmauer auf dieser Seite ausfallen. Die Hohe Mantelmauer hatte (nur) den Palasbau zu decken und überragte ihn folglich. Ich nehme an, dass er – ähnlich wie auf Landeck, Madenburg, Ramburg oder Wolfsburg – oben eine Wehrplattform mit Zinnenkranz trug. Da heute keine Reste eines steineren Aufgangs zur Plattform erkennbar sind, könnte der Aufgang vom Palas durch einen Holzanbau erfolgt sein.

Schmale Unterburg an der Südseite des Kernfelsens
Dem Kernfelsen war auf der Südseite eine schmale Unterburg vorgelagert, die mit einer Ringmauer umschlossen war und nur durch eine kleine Toranlage mit Zugbrücke betreten werden konnte. In ihrem östlichen (rechten) Bereich wurde ein 5,90 x 3,50m messendes Felsbecken, vermutlich eine Zisterne, in den Fels gemeißelt. Führungsrinnen im Fels könnten den Verlauf einer hölzernen Zuleitung kennzeichnen, mit der das Wasser zur Zisterne geführt wurde.

Bebauung der östlichen Unterburg
Die Unterburg von Burg Blumenstein erstreckte sich auf der Südost- und Ostseite der Gesamtanlage. Balkenlöcher an der Ostseite des Kernfelens weisen auf eine Bebauung mit einem vermutlich zweigeschossigen Gebäude hin. Dieses Gebäude könnte im Erdgeschoss auch als Stall für das Burgvieh gedient haben (vgl. Wirtschaftsgebäude in der Vorburg von Neuscharfeneck).

Palasbau im Schutze der Mantelmauer
Der im Schutze der Mantelmauer erbaute ehemalige Palas reichte bis an den Burgfelsen heran. Der Palas besaß vermutlich 2 Geschosse, wobei das obere vermutlich das beheizte Wohngemach der Herrschaft und einen kleinen Saal umfasste. Aus dem Palas führte eine weitere Felsentreppe zum oberen Plateau mit Wartturm und Zisterne. Weitere Baubauung auf dem hinteren Felsabschnitt ist anzunehmen.

Burg Blumenstein aus Nordwesten
Die Platzverhältnisse um das und auf dem schmalen Felsenriff von Burg Bumenstein waren sehr beengt. Den Raum unmittelbar hinter der Mantelmauer nahm ein rechteckiger, vermutich zweigeschossiger, Palasbau ein, dessen Westwand mit der Mantelmauer verschmolz. Vom Palas führt eine weitere Felsentreppe auf die 3. Bebauungsebene.

Rekonstruktion der Oberburg des Blumenstein
Die obere Plattform des Oberburgfelsens ist mit einer Fläche von ca. 5 auf 3 Meter sehr klein. Hier soll im Hochmittelalter noch ein bergfriedähnlicher Turm gestanden haben. Wegen der baulichen Enge vermute ich eher einen Wartturm zur Überwachung des Vorgeländes. Am Fuße des Baus befindet sich eine D-förmige Zisterne, die in den Fels gemeißelt wurde. Denkbar, dass sie – ähnlich wie auf Burg Tanstein – auch in den Turmbau integriert war. Die Zisterne wurde durch abfließendes Dachwasser gespeist.Das Vorhandensein von Wasser in der Oberburg war für die Burgverteidigung unerlässlich. Die speicherbare Wassermenge hätte aber für eine längere Belagerung nicht ausgereicht.

Nordansicht der rekonstrurierten Felsenburg Blumenstein
Die gewählte Spornlage der Burg war für die militärische Verteidigung günstig. Die Zunge des Burgberges fällt auf drei Seiten steil ab. Eine Annäherung des Feindes mit Belagerungsgerät konnte also nur aus Westen (rechts) erfolgen. Ein dort in den Felsen geschroteter Halsgraben trennte den Bergrücken vom Vorgelände ab. So war das Heranführen von Belagerungsgerät (insb. des Rammbocks) an die Burg sehr erschwert. Für den Beschuss aus Katapulten boten nur die schmale Felsseite und die (hier nicht einsehbare) Unterburg auf der Südseite ein Ziel. Eine Hohe Mantelmauer reichte zum Schutz der Oberburg aus.