Die Wasserversorgung auf Burg Meistersel

Die Wasserversorgung im Belagerungsfall, wie auch im Alltag, war bei Felsenburgen immer eine Herausforderung. NatĆ¼rlich konnte man sich in Friedenszeiten mit Wassereseln behelfen und Wasser in HolzfƤsschen aus Frischwasservorkommen aus der Umgebung heranfĆ¼hren. Es war aber auch fĆ¼r den Belagerungsfall Vorsorge zu treffen. Wie wurde die Versorgung mit Wasser auf Meistersel sichergestellt?
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Ɯberlick

Auf Burg Meistersel versorgte man sich aus einer Zisterne (Brauchwasser) und einem gebohrten Brunnen fĆ¼r Frischwasser. Zudem wurde fĆ¼r die Versorgung des Viehs (Rƶsser, MilchkĆ¼he oder -ziegen, Schlachtvieh) das im sĆ¼dlichen Burggraben aufgefangene OberflƤchenwasser herangezogen. Wasserbecken am Felsen, wie wir sie auf Altdahn, Blumenstein oder Neuscharfeneck finden, sucht man auf Meistersel vergeblich. Offensichtlich reichte die vorgenannte Infrastruktur fĆ¼r die Wasserversorgung aus.
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Die Zisterne

Zisternen deckten den Wasserbedarf der Burg nicht kontinuierlich, da es immer wieder zu langen Perioden der Regenknappheit kam. Als Brauchwasser unbedenklich, gab es bei Zisternenwasser immer wieder Probleme mit der QualitƤt des Trinkwassers.

Die Tankzisterne in der nƶrdlichen Oberburg von Burg Meistersel wurde mit ablaufendem Dachwasser gespeist. Ob hierbei eine Filtration erfolgte, ist heute nicht mehr zu beantworten.

Sie misst in der GrundflƤche 2 x 3m und ist mehrere Meter tief. Man erkennt im nordwestlichen Ecke des Tanks ein ausgebrochenes Loch. Ob diese BeschƤdigung erst spƤter entstanden ist oder ob das groƟe Loch frĆ¼her abgedichtet war, bleibt spekulativ.

SĆ¼dlicher Burggraben als Wasserreservoir und ViehtrƤnke

Hierbei war auch die Versorgung der Esel, Pferde und des Viehs ein Thema. Auf Meistersel nutzte man einen Burggraben im SĆ¼den unterhalb des sog. Schnabelecks zu gleich als ViehtrƤnke.

Ob auch Teile des Halsgrabens im Norden als Wasserauffangbecken und ViehtrƤnke genutzte wurden, ist heute nicht mehr feststellbar, m.E. wegen der schlechten Zugangsmƶglichkeiten fĆ¼r das Vieh eher unwahrscheinlich. Abflussrinnen in besser zugƤngliche Wasserbecken sind ebenfalls nicht erkennbar.

Der Burgbrunnen

Brunnen gaben eine grĆ¶ĆŸere Sicherheit, waren aber auf Gipfelburgen mit sehr hohem Aufwand verbunden, da sie per Hand mit Hammer und Meisel spiralfƶrmig sehr tief aus dem Gestein geschlagen werden mussten (Fachbegriff ā€œAbteufenā€), was teuer war und Jahre dauerte. Auf Meistersel begnĆ¼gte man sich dabei nicht auf eine Bohrung in der Unterburg, sondern wƤhlte den Weg durch den Kernfelsen. Denn nur so konnte die Wasserversorgung der Oberburg im Belagerungsfall sichergestellt werden.

Wann genau diese Bohrung vorgenommen wurde, ist nicht dokumentiert. Sie wird wohl erst im 12./13. Jahrhundert erfolgt sein, weil der Felsenkeller unterhalb des SĆ¼dpalas zu diesem Zeitpunkt bereits angelegt war. Unklar ist auch, wann die Ummantelung der Brunnenrƶhe und der Zugang zur Brunnenrƶhre aus dem Hof der Unterburg erfolgte. Ich vermute, dass die untere Entnahmestelle erst eingerichtet wurde, als der gestiegene Wasserbedarf und die sich ausdehnende Unterburg wƤhrend der Ganerbenzeit (ab 1359) neue Lƶsungen erforderten. Denn die 1407 erwƤhnte KĆ¼che neben dem Steinernen Haus benƶtigte permanenten Zugang zu Frischwasser. Dessen Bereitstellung aus der Oberburg wƤre auf Dauer vƶllig unpraktikabel gewesen.

Wie der Burgherr einer so kleinen Anlage wie Meistersel die finanziellen Mittel fĆ¼r die Brunnungbohrung aufbringen konnte, ist erstaunlich. Sie muss aber vor der

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