Ausbau zur Kanonenburg nach dem Bauernkrieg
Die Äußere Schildmauer
Definition Schildmauer
In der Fachsprache versteht man unter Schildmauer ein durchgängiges, massives Starkmauerwerk, welches die zu schützende Burganlage auf der gesamten Breite abdeckt. Die mächtigsten Schildmauern auf pfälzer Burgen finden wir auf dem Neuscharfeneck, der Wolfsburg und der Madenburg.
Die Äußere Schildmauer der Madenburg
Nach dem Bauernkrieg wurde vor dem älteren Halsgraben die Äußere Schildmauer errichtet. Sie war trotz 45 m Länge, bis zu 7 m Dicke und 12m Höhe hinsichtlich der Waffenbestückung weniger aufwändig gestaltet als beispielsweise die große Schildmauer auf Neuscharfeneck . So sind auf Neuscharfeneck alleine in der Schildmauer 7 Scharten für Handwaffen und Kanonen bis zum Kaliber eines 12-Pfünders (Viertelkartaune) zu finden. Dagegen nimmt sich die Schildmauer der Madenburg vergleichsweise bescheiden aus.
In ihr war nur ein leichtes Geschütz (2-Pfünder, Falkon oder Lotbüchse) im Zentrum, in einem vorspringenden „Keil“ vorgesehen. Ein solches kasemattiertes Geschütz taugte allenfalls zur Sturmabwehr im Nahkampf mit Hagel / Kartätschen, keinesfalls für ein zielgenaues Abwehrfeuer gegen Geschützstellungen. Dazu waren auch Höhen- und Seitenrichtbereich zu gering.
An den Flanken war die Madenburger Schildmauer lediglich mit Scharten für Handwaffen versehen.
Es darf angenommen werden, dass auf der Schildmauerplattform noch Scharten für kleinere Schlangengeschütze vorhanden waren, z.B. Falkonets, wie sie auch auf der Schildmauerplattform von Neuscharfeneck anzutreffen waren.
Schildmauer – 1523 schon nicht mehr zeitgemäß
Im Zeitalter der Artilleriewaffen konnte eine Schildmauer jedoch keinen vollständigen Schutz mehr bieten, denn:
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- Auf dem Nanstein hatte sich bereits 1523 gezeigt, dass im Abstand von 1 bis 2 Minuten abgegebene Kanonenschüsse im sog. “Taktschießen” auch stärkeres Mauerwerk zum Einsturz bringen konnte. Details zum Untergang des Nanstein finden sie hier. Bei Nachladezeiten von 10-15 Minuten war allerdings eine gut ausgestattete Belagerungsartillerie von etwa 10 Geschützen größeren Kalibers erforderlich.
- Geschütze eines Angreifers im 16. Jh. boten in einer Belagerungsstellung hinter aufgeworfenen Schanzen genügend Bewegungsfreiheit, um mit einem entsprechenden Elevationswinkel auch jenseits der Schildmauer errichtete Bauten empfindlich zu treffen. Mörser als Steilfeuerwaffen konnten eine frontale Schutzmauer sogar mühelos überwinden.
- Die Geländebeschaffenheit im Norden der Madenburg erlaubte dem Feind das Beziehen überhöhter Stellungen, was ein unschätzbarer Vorteil war. Denn der Verteidiger musste sein Abwehrfeuer mit erheblicher Rohrerhöhung auf die Schanzen richten, was mit einer starken Streuung einherging und daher für den Kampf auf Punktziele hinter Schanzkörben untauglich war.
- Auf der Plattform der Schildmauer platzierte leichte Geschütze hatten gegen das Feuer langrohriger Schlangen des Angreifers einen erheblichen Reichweitennachteil und konnten kein wirksames Abwehrfeuer dagegen entfalten, zumal die Geschützplattform(en) zuerst selbst unter Feuer genommen wurde(n). Denn das Ausschalten der Abwehrpositionen war nach den Regeln der Kriegskunst der erste Feuerschwerpunkt des Belagerers.
Die Ausfallpforte
Der Raum zwischen der neuen und der alten Schildmauer ist auf der Nordostseite von einer Verbindungsmauer mit einer spitzbogigen, heute vergitterten Ausfallpforte verschlossen. Von hier aus wurde vermutlich der erfolgreiche Ausfall gegen die mansfeldischen Belagerer im April 1622 geführt, in deren Verlauf die Madenburger Besatzung 2 Geschütze erobern konnten ( mehr darüber).