Die Wehrkonzeption der Burg Gräfenstein
Beim Gräfenstein handelt es sich um eine Höhenburg (Typ: Gipfelburg), er wurde also nicht in Spornlage errichtet. Somit fehlt der Halsgraben als typisches stauferzeitliches Wehrelement. Die Burg wurde auch nie zur Kanonenburg ausgebaut, es sind nur Scharten für Pulverhandwaffen des 15./16. Jahrhunderts vorzufinden, nicht aber Scharten für Geschütze.
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Bergfried
Der Bergfried, der heute noch 17m hoch ist und vorne noch 10m über der Schildmauer aufragt, ist siebeneckig. Er ist der Felsform des Burgfelsens angepasst. Ob er mit einem Zinnenkranz abschloss, oder gar ein Pyramidendach trug, ist meine Annahme. Auffällig ist, dass weder der Bergfried noch die Mantelmauer zur Feindseite Öffnungen zeigen.
Hohe Mantelmauer
Die Schildmauer trug einen um den Bergfried umlaufenden und vorkragenden Hurdenkranz mit Wehrgang. Pfostenlöcher sind im Mauerwerk des Bergfrieds zu erkennen.
Treppenturm zur Oberburg
Der Aufgang zur Oberburg führte über eine Freitreppe und wurde durch einen halbrunden, mit Buckelquadern verkleideten, Turm gesichert. Darüber erkennt man einen hervorkragenden Kampfstand, der eine Gussöffnung besaß. Er ist heute noch durch eine große Bogenöffnung zu erkennen.
Südliche Ringmauer
Die südliche Ringmauer ist 2m stark und etwa 6m hoch. An sie, zur Hofseite angelehnt wurden Wohnbauten, das sog. Kasernement, errichtet. Die Ringmauer war im unten Bereich mit Schlitzscharten für Bogen durchsetzt. Mit fortschreitender Waffentechnik kamen vermutlich Pulverhandwaffen aus den schmalen Fenstern zum Einsatz.
Äußerer Zwinger ohne Flankierungstürme
Ein um die Gesamtanlage herumgeführter Mauerring sollte den unmittelbaren Zugriff auf die Burg verwehren. Die Existenz einer solchen Mauer ist allerdings nicht nachgewiesen.
Äußeres Tor zum Torzwinger
Der Zugangsweg führte ab etwa 1370 durch einen engen langen Torzwinger, der neben dem Außentor durch zwei oder sogar drei weitere Tore gesichert war. Die Halbschalentürme hatten den Zweck, das jeweilige Abschnittstor zu decken. Die gut erhaltenen Schlüssellochscharten (vormals für Armbrust) wurden vermutlich um 1500 für die Nutzung von (Hand-)Feuerwaffen ertüchtigt
Flankierungsturm des nördlichen Zwingers
Der dreiviertelrunde Flankierungsturm vor dem Torturm war innen offen. Die südliche Mauer verbindet den Nordzwinger mit dem Südbering am Inneren Torturm. Die Sperrmauer ist mit Schlüssellochscharten durchsetzt und weist eine kleinen rundbogige Pforte (Ausfallpforte?) auf.
Torturm
12m hoch. Zweigeschossig. Im oberen Geschoss war Platz für die Winde des Fallgatters und für eine dort vermutete Pechnase (Vorbau). Das OG zur Kernburg war hinten offen, damit sich dem Feind im Turm keine Stellung bot.
Südliche Unterburg
Die südliche Unterburg zeigt eine an die Ringmauer angelehnte Hofbebauung, die heute als “Kasernement” bezeichnet wird. Sie war mit Schlitzscharten für Bogen durchsetzt. Späterer Einsatz von Feuerwaffen aus den gotischen, schmalen Fenstern wahrscheinlich.
Riegelmauern mit befestigten Toren
Die schmale westliche Unterburg gehört zum stauferzeitlichen Baubestand und schützte den Aufgang zur Oberburg. Sie war durch Riegelmauern zu beiden Seiten vom übrigen Burgareal absperrbar .
I Bauphase (um 1200)
- Die Wehrfunktion der ursprünglichen Burganlage des Jahres um 1200 umfasste:
- Siebeneckiger Bergfried, der Felsform des Burgfelsens angepasst, in die Feindseite gelegt, Oben mit Plattform und vmtl. mit Zinnenkranz. Dach unklar.
- Hohe Mantelmauer mit Wehrgang, um den Bergfried herumgeführt
- Treppenaufgang zum hochgelegten Zugang in die Oberburg, der mit einem Gusserker gesichert war. Heute noch durch eine große Bogenöffnung zu erkennen.
- Mit glatten Steinquadern verkleideter Burgfels, die das Ersteigen unmöglich machten
- Westliche Unterburg (Bildmitte) mit Riegelmauern im Süden und Norden
- Zisterne im Oberhof für die Wasserversorgung
II Bauphase (gegen 1250)
Der (Alt)Leininger Graf erweiterte die Anlage mit einer
- Zwingeranlage im Süden (Bild rechts oben) .
Die gesamte Zwingermauer ist mit Bogen- und Armbrustscharten durchsetzt - Zwei weitere Zisternen in der Unterburg
- Zwingeranlage im Süden (Bild rechts oben) .
III Bauphase (ca. 1375)
- Der Weg zur Kernburg führt nun durch den neu angelegten Torzwinger (links im Bild)
- Überwachung des Torweges aus Flankierungstürmen neben den Toren, Abstand der Türme u. Riegeltore ist durch die Kampfentfernung der Armbrust ca. 30m vorgegeben.
- Zweigeschossiger Torturm zwischen Nordzwinger und Unterburg, zum Burghof hinten offen, um eingedrungenen Feind bekämpfen zu können.
IV Spätere Bauphasen (15. / 16. Jahrhundert)
- Verbreiterung von Schlüsselscharten für die Nutzung mit Handfeuerwaffen.