Nordansicht der langgestreckten Dahner Burgengruppe um 1475
Die drei Dahner Burgen nehmen einen Felsenkamm von 200 Meter LƤnge und 30 Meter Breite auf fĆ¼nf Felssockeln ein. Die Ansicht aus Norden zeigt links die Burg Altdahn, mittig die Burg Grafendahn und rechts (im Westen) die Burg Tanstein. Altdahn und Tanstein erstrecken sich auf je zwei Felsblƶcken.
Blick vom SĆ¼dhang hoch zur Dahner Burgengruppe des Jahres 1475
Die Burgengruppe Dahn zeigt auf ihrer SĆ¼dseite (Bildvordergrund) lediglich im Bereich Burg Altdahn starke Befestigungen. Neben dem sĆ¼dlichen Kanonenturm, der mit seiner Plattform bis zur Oberburg hinaufreicht, ist auch eine unterhalb davor liegende Terrasse mit halbrunden FlankierungstĆ¼rmchen fĆ¼r den Waffeneinsatz angelegt. Am westlichen Ende Altdahns schĆ¼tzte ein Rundturm den dort gebohrten Brunnen.
SĆ¼dliche Langseite der Dahner Burgengruppe um 1475 von oben
Die Burgengruppe Dahn zeigt auf ihrer SĆ¼dseite lediglich auf Burg Altdahn starke Befestigungen fĆ¼r Pulverwaffen. Neben dem sĆ¼dlichen Kanonenturm, der mit seiner Plattform bis zur Oberburg hinaufreicht, ist auch eine unterhalb davon liegende Terrasse mit HalbtĆ¼rmchen fĆ¼r den Waffeneinsatz angelegt. Aufgrund des hohen Holzbedarfs der Schmiede von Tanstein (links) dĆ¼rften die HƤnge unterhalb der Burg baumfrei gewesen sein.
Dahner Burgengruppe um 1475 aus SĆ¼dosten im Abendlicht
Das ƶstliche Vorwerk von Altdahn (Abb. rechts) schlieĆt sich an den mit Wasser gefĆ¼llten Halsgraben an. Die Schildmauer zwischen den beiden FlankierungstĆ¼rmchen trug vermutlich einen Ć¼berdachten Wehrgang. Der sich anschlieĆende ƶstliche Zwinger war nur durch einen Felsengang aus der Oberburg erreichbar. Die Pforte im unteren Bereich des Burgfelsens stellt zugleich den hochmittelalterlichen Zugang zur Oberburg von Altdahn dar, bevor mit den beiden TortĆ¼rmen um 1470 leistungsfƤhigere ZugƤnge erbaut wurden.
Draufsicht auf die Dahner Burgengruppe im Erscheinungsbild von 1475 aus NO
Die Burgengruppe Dahn ist auf einem in Ost-West-Richtung verlaufenden Bergkamm errichtet. In die vermutete Angriffsseite des Feindes im Osten (links) wurde bereits in der Stauferzeit ein Halsgraben in den Fels vor der Burg geschrotet. Dieser Graben fing Regenwasser auf und wurde zugleich als ViehtrƤnke genutzt. Die sich anschlieĆende, mit zwei kleinen FlankierungstĆ¼rmchen eingefasste, Schildmauer und ein auf der ƶstlichen Felsnase aufragender polygonaler Wartturm komplettieren die stauferzeitlichen Wehranlagen. Die zu KanonentrƤgern ausgestalteten beiden TortĆ¼rme beiderseits des Felskamms wurden erst um 1469-1472 an die Burgfelsen angesetzt.
Wem gehƶrte 1475 welche Burg der Dahner Burgengruppe?
Aus nordwestlicher Richtung, von Dahn kommend, erblickt man zunƤchst die Burg Tanstein. Tanstein und Altdahn (ganz links) befanden sich 1475 im Besitz des Nikolaus I. von Dahn, wƤhrend die mittlere Burg Grafendahn 1462 von KurfĆ¼rst Friedrich d. Siegreichen v. d. Pfalz eingenommen worden war. Grafendahn war schon in der ersten HƤlfte des 14. Jhs. aus dem Dahner Familienbesitz herausgelƶst worden und in Besitz der Grafen v. Sponheim und spƤter an den Markgraf von Baden gelangt. Die Grafendahner Schildmauer und der Halsgraben zu Tanstein zeugen von nicht immer friedlichen VerhƤltnissen zwischen den Eignern.
SĆ¼dseite von Tanstein um 1475 vom SĆ¼dhang betrachtet
Der Westfelsen von Tanstein (Abb. links) bildete die strategisch wichtige Randposition der Schlƶssergruppe im SĆ¼dwesten. Das steil abfallende GelƤnde auf der SĆ¼dseite schloss einen Angriff mit schwerem GerƤt von dieser Seite aus. Der zentral auf dem Oberburgfelsen platzierte – alles Ć¼berragende – Bergfried war der weithin sichtbare Beleg der Wehrhaftigkeit dieser Burg.
Tanstein – Burg auf zwei Felsen mit Ringmauern im SĆ¼dteil
Die sĆ¼dwestliche Unterburg (Abb. links) von Tanstein war von einer Ringmauer umgeben, die im Osten (Abb. rechts) sehr hoch war und bis zur Oberburg heranreichte. Im Schutze der hohen Riegelmauer befand sich eine Filterzisterne mit Entnahmerƶhre. Die Unterburg wurde in den 1970er Jahren von Schuttbergen freigelegt. Hierbei wurden die Sockel von zwei Brennƶfen zum Schmelzen von Eisenerz entdeckt, die auf eine hier einst betriebene Burgschmiede schlieĆen lassen.
Tanstein um 1475 aus SĆ¼dwesten
In der sĆ¼dwestlichen Unterburg von Tanstein wurde eine Burgschmiede betrieben. Die Sockel von zwei Brennƶfen zum Schmelzen von Eisenerz aus erzhaltigem Gestein sind im Wirtschaftshof vor dem WerkstattgebƤude nachgewiesen. Unterhalb des nach SĆ¼den aus der Gesamtanlage vorkragenden Wirtschaftshofes befindet sich eine wannenfƶrmig in den Felsen gehauene Zisterne.
Zur Bebauung des Westfelsens von Burg Tanstein
Die ursprĆ¼ngliche GebƤudeanordnung der Oberburg des westl. Burgfelsens von Tanstein (Abb. links) ist heute kaum noch zu erkennen. Der zentral liegende Turm war von Anbauten umgeben. Bildmitte: Reste eines Kamins und kleinere Felsenkammern, vermutlich LagerrƤume, lassen auf eine BurgkĆ¼che ƶstlich am FuĆe des Turms schlieĆen.
Zur Bebauung des Ostfelsens von Burg Tanstein um 1475
Der fast rechteckige Ostfels von Tanstein (Abb. rechts) mit 20m LƤnge und 12m Breite trug vermutlich ein grƶĆeres WohngebƤude mit Zisterne (Brunnen?). Denkbar dass dies ein Palas war. Beim FreirƤumen der Oberburg 1977 hat man unter den Schuttbergen noch drei Lagen aus Buckelquadern entdeckt, die mƶglicherweise zu einer gegen Grafendahn (Abb. rechts) gerichteten Schildmauer gehƶrten.
Zur strategischen Bedeutung des Westfelsens von Burg Tanstein
Der Westfelsen von Tanstein (Abb. rechts) bildete die strategisch wichtige Randposition der Schlƶssergruppe im SĆ¼dwesten und wurde entsprechend befestigt. Die FelswƤnde wurde im unteren Bereich nahezug senkrecht abgearbeitet. In die Oberburg gelangte man nur Ć¼ber eine mehrfach abgewinkelte und sperrbare Felsentreppe. Im Felsenkeller des groĆen Turms (von dem kein aufgehendes Mauerwerk mehr vorhanden ist) befand sich eine groĆe rechteckige Zisterne.
Aufgang zur Oberburg auf dem Ostfelsen von Tanstein im Jahr 1475
Tansteiner Ostfels (Abb. links): Reste des Aufgangs zur heute nicht mehr zugƤnglichen Oberburg sind noch sichtbar. Der ausgehauene Treppengang war oben offen. Er war nur durch ein an die Nordseite (vorne) des Felsens angelehntes GebƤude erreichbar, von dem sich heute nur noch Fundamente und ein ƶffnungsloses MauerstĆ¼ck erhalten haben. Ein weiterer Zugang war vom Nachbarfels Ć¼ber eine die beiden Felsen verbindende HolzbrĆ¼cke mƶglich.
Vermutete ZugƤnge zum Tanstein des Jahres 1475
Neben Altdahn ist Tanstein wohl der Ƥlteste Teil der Burgengruppe. Von den ƤuĆeren Schutzmauern sind heute nur noch spƤrliche Reste vorhanden. Ich gehe davon aus, dass eine kleinere Toranlage den Zutritt in den Nordwestzwinger vor Tanstein ermƶglichte. Auch dĆ¼rfte ein FlankierungstĆ¼rmchen am Knick des Nord- zu, Westbering anzunehmen sein. Der Werkstattbereich in der sĆ¼dwestlichen Unterburg (Abb. ganz rechts) konnte durch einen kleinen Felstunnel und Passieren einer WƤchterkammer betreten werden.
Dahner Burgengruppe um 1475 im Licht des Sonnenuntergangs aus SSW
Die Burgengruppe Dahn zeigt auf ihrer SĆ¼dseite (rechts) lediglich auf Burg Altdahn starke Befestigungen fĆ¼r Pulverwaffen. Grafendahn (Bildmitte) und Tanstein (links) waren im SĆ¼den durch eine Ringmauer gesichert. FlankierungstĆ¼rme sind in diesem Bereich nicht nachgewiesen. Unterhalb des nach SĆ¼den vorkragenden Wirtschaftshofes von Tanstein befindet sich eine wannenfƶrmige, in den Felsen gehauene, Zisterne.
Die Oberburg von Burg Grafendahn um 1475
Von der Oberburg Grafendahns sind nur wenige Mauerreste verblieben. Erhalten sind die Reste der gegen Tanstein gerichteten Schildmauer, die auĆen durchgƤngig mit Buckelquadern verkleidet ist. An der SĆ¼dseite (Bildmitte) schloss sich ein GebƤude mit mehreren Fenstern an. Der Halsgraben entstand erst in der 1. HƤlfte des 14.Jh..Hier kann ein Pferdestall vermutet werden, wie eine Vorrichtung zum Anleinen im Fels andeutet. Ćber die Bebauung der frei gewordenen FlƤche im Halsgraben und Ć¼ber die Nutzung des gewonnenen Steinmaterials entbrannten zwischen den Eignern von Tanstein und Grafendahn heftige Streitigkeiten.
StallgebƤude an der Ostflanke von Burg Grafendahn
An der ƶstlichen Seite des Grafendahner Burgfelsens war ein GebƤude mit Pultdach angelehnt, welches in jĆ¼ngerer Zeit aufgestockt wurde und heute das Burgmuseum beherbergt. FrĆ¼her diente es vermutlich als Stallung.
Ober- und Unterburg von Grafendahn um 1475 von oben
Eine hohe Ringmauer grenzte Grafendahn gegen Altdahn (Abb. links) ab. Eine Zwingeranlage mit einer Riegelmauer schĆ¼tzte die Unterburg im Norden (Abb, unten). Auf einer schmalen Felsterrasse befanden sich ein WirtschaftsgebƤude und eine 6m x 3m groĆe Felsenkammer, die heute als Steinmetzwerkstatt bezeichnet wird. An der Westseite dieser Terrasse befinden sich eine Brunnenanlage und ein Wasserbecken.
Bauliche Gliederung der Burg Grafendahn um 1475 in der Draufsicht
Grafendahn besteht aus einer dicht bebauten Oberburg und einer schmalen Unterburg. Im Westen (Abb. rechts) wurde im frĆ¼hen 14. Jh nach der Herauslƶsung der Burg aus dem Dahner Familienverband ein Halsgraben und eine Schildmauer gegen Tanstein angelegt.
Aufgang zur Oberburg von Grafendahn um 1475
Der Aufgang zur Oberburg fĆ¼hrte auf der Nordseite Ć¼ber eine entlang des Burgfelsens hochgefĆ¼hrte und im unteren Bereich abbaubare Holztreppe. Im oberen Drittel befindet sich eine in den Fels geschrotete WƤchterhƶhle mit einer weiteren Sperre. Die Oberburg konnte durch ein kleines Tor betreten werden, dahinter lag ein kleiner Hof. Ich vermute, dass der Treppenaufgang durch einen Hurdenkranz entlang der nƶrdlichen Langmauer Ć¼berwacht werden konnte.
Die Bebauung des Westfelsens von Altdahn
Der Westfelsen von Altdahn trug den Palas der Burg. Er stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert. An ihn angelehnt war ein schmaler, fast quadratischer, Wartturm, der vom Palas aus betreten werden konnte. Die beiden Untergeschosse des Turms nahmen die Aborte der jeweiligen Palasebenen auf. Die sich nach Westen anschlieĆende Bebauung (rechts) ist bei einem Felssturz 1820 zu groĆen Teilen abgegangen. Die Handwaffenscharte an der westlichen Stirnseite dieses ruinƶsen GebƤudes ist heute noch zu erkennen.
Nƶrdlicher Torturm von Altdahn um 1475 mit Kanonenscharten
Etwa um 1470 wurde Altdahn mit zwei mƤchtigen hufeisenfƶrmigen, an den Fels angelehnten, TortĆ¼rmen verstƤrkt. Im hier abgebildeten nƶrdlichen Turm konnten auf drei Ebenen Pulverhandwaffen und kleinere GeschĆ¼tze zum Einsatz gebracht werden. Die vierte Plattformebene kragte mit einem doppelten Rundbogenfries nach auĆen etwas vor. Sie war einst Ć¼berdacht und mit 4 Scharten fĆ¼r langrohrige SchlangengeschĆ¼tze versehen. Am FuĆe des Turms zeugen Konsolsteine und ein TorgewƤnde davon, dass sich hier einst ein weiteres Zwingertor mit Wehrgang befand.
Torbastion von Altdahn um 1475 aus Osten
Der Burgenkomplex Dahn war Ć¼ber eine Torbastion im Osten der Anlage betretbar. Dieser Bereich war stark befestigt und etwa um 1470 auch noch fĆ¼r den Einsatz von Pulverwaffen ertĆ¼chtigt worden. Hinter dem mit Wasser gefĆ¼llten Halsgraben ragt eine Schildmauer mit FlankierungstĆ¼rmchen noch aus der stauferzeitlichen Bauphase auf. Das KernstĆ¼ck der Altdahner Torbastion ist jedoch der mƤchtige Torturm mit Scharten fĆ¼r den Einsatz von Pulverwaffen. Der flache Flankierungsturm (Bildmitte) konnte aus der 3. GeschĆ¼tzebene Ć¼berschossen werden.
Westliche Oberburg von Altdahn mit sĆ¼dlichem Torturm um 1475
Der Hufeisenturm auf der SĆ¼dseite von Altdahn entstand etwas spƤter als der nƶrdliche Turm, also etwa um 1470 oder kurz danach. Er Ć¼berwachte den westlichen Zugang aus Richtung Grafendahn (Abb. links) in die Burg. Der Felssturz von 1820 lieĆ groĆe Teile der sĆ¼dlichen Oberburg abgehen und legte eine trichterfƶrmige Zisterne frei. Meine Rekonstruktion zeigt die von mir als wahrscheinlich angenommene Bebauung des westlichen Altdahnfelsens um 1475.
Bebauung des terrassierten SĆ¼dhanges von Burg Altdahn um 1475 (aufziehendes Gewitter)
Die Ansicht Altdahns aus SĆ¼dwesten zeigt eine terrassenfƶrmig gestufe Burganlage. Die sĆ¼dliche Unterburg auf der untersten Ebene besteht aus einem mit HalbschalentĆ¼rmchen eingerahmten Zwinger, aus denen mit GeschĆ¼tzen die SĆ¼dflanken von Altdahn Ć¼berwacht wurden. Die darĆ¼ber liegende sĆ¼dliche Unterburg wird durch eine Ringmauer mit Wehrgang und an ihrer SĆ¼dwestseite (Abb. links) von einem Rundturm begrenzt. Dieser Turm sollte neben dem Westzugang zur Altdahner Burg auch einen dort gebohrten Brunnen sichern.
Ostfels von Altdahn mit stauferzeitlichem Wartturm
Altdahn besaĆ keinen Bergfried. Der auf der ƶstlichen Felsnase Ć¼ber dem Nordzwinger aufragende polygonale Turm war ein Wohn- und Wartturm. Er war nur Ć¼ber eine kleine BrĆ¼cke und weiter auf einer in den Fels gemeiĆelten Treppe erreichbar.
Neudahn Ć¼ber dem Wieslautertal aus Osten
Der steil ansteigende Hang von der Wieslauter hinauf zur Burg war fĆ¼r einen Feindangriff nicht tauglich, weil keine schweren Waffen mitgefĆ¼hrt und eingesetzt werden konnten. Hingegen konnte der Verteidiger die StraĆe im Wieslautertal zwischen Bergzabern und Pirmasens mit schweren Waffen aus den nƶrdlichen GeschĆ¼tzkasematten des Batterieturms und aus dem nƶrdlichen Flankierungsturm Ć¼berwachen.
Neudahn hoch Ć¼ber der Wieslauter aus Nordosten
Bis auf wenige Fundamentreste sind heute an der Ostseite keine Spuren mehr von einer Ringmauer zu erkennen. Dennoch musste dieser Bereich aus wehrtechnischen Gesichtspunkten mit einer Ringmauer gesichert gewesen sein. Einen Wehrgang auf diesem Mauerzug schlieĆe ich aus, hƤtte er doch das Schussfeld aus den TĆ¼rmen, dem “Rechteckhaus” sowie dem Vorwerk unnƶtig eingeschrƤnkt. Der Bereich vor den Mauern wurde baumfrei gehalten, um Angreifern keine Deckungsmƶglichkeiten zu geben.
Neudahn hoch Ć¼ber der Wieslauter aus Norden
Der 7 Meter durchmessende (abgegangene und restaurierte) nordƶstliche Flankierungsturm war mit einer heute vƶllig abgegangenen Ringmauer verbunden. Der geschlossene Rundturm war Ć¼ber einen Wehrgang entlang der Zwingermauer zu betreten. Seine zum ArtillerietrƤger ausgebaute Plattform war fĆ¼r ein vermutlich langrohriges GeschĆ¼tz (aus der Gruppe der Schlangen) mit hoher Reichweite und Zielgenauigkeit eingerichtet. Die Plattform dĆ¼rfte zum Schutz der Kanone(n) Ć¼berdacht gewesen sein.
Feldseite von Neudahn aus Osten
Die in Spornlage errichtete Burg Neudahn wurde gegen 1530 wehrtechnisch modernisiert. Zur VerstƤrkung der Feindseite wurden das Vorwerk mit dem Mauerkeil, die beiden FlankierungstĆ¼rme sowie der Doppelbatterieturm errichtet. Die geschossablenkende Funktion des spitzen Keils ist einzigartig in der Pfalz. Das Vorfeld der Burg war bis zur Kampfentfernung der zeitgenƶssischen Artillerie insbesondere in der Hauptangriffsrichtung (SĆ¼dosten) baumfrei zu halten.
Feldseite von Neudahn aus SĆ¼dosten
Aus der Feindsicht wird die fortifikatorische WIrkung des Keils besonders deutlich. Er sollte Kanonenfeuer auf die Burg zur Seite ablenken und die “wertvollen” Bauten der Kernburg schĆ¼tzen.
Feldseite von Neudahn aus SSO
Neudahn wurde um 1530, nach dem Bauernkrieg, zur Artillerie tragenden (“Kanonen-“)Burg, ausgebaut. Das KernstĆ¼ck der Verteidigung sind die hohen ZwillingsbatterietĆ¼rme, die eigentlich gar keine “TĆ¼rme” sind, da sie innen miteinander verbunden sind und den Wohnbereich in der Bauhƶhe nicht Ć¼berragen. Auf vier Ebenen sind verschieden ausgerichtete und groĆe SchieĆscharten angeordnet, die sich in ihrer Form zwar Ƥhneln, aber unterschiedlich bestĆ¼ckt waren. Die hochrechteckigen Ćffnungen in der etwas eingerĆ¼ckten Mitte des Doppelturmes sind Fenster, zugleich nutzbar als SchieĆƶffnungen fĆ¼r Handwaffen (Arkebusen, Doppelhaken auf Bocklafette).
Keilspitze hinter Vorbastei von Neudahn
Die MauerstƤrke der BatterietĆ¼rme auf Neudahn war relativ gering. So erklƤrt sich die Anlage eines spitzen Keils in die Feindseite, der die Funktion zu Ć¼bernehmen hatte, feindliches Flachfeuer abzulenken. Die den Mauerkeil umgebende flache Bastei weist in der Spitz zwei Ausschussƶffnungen fĆ¼r kleine GeschĆ¼tzkaliber auf.