Wehrkonzeption der Turmburg
Die salierzeitliche Turmburg des 11. Jhdt. wurde in ihren wichtigsten Elementen bereits aus Stein gebaut . Mit dem Steinenschloss (bei Pirmasens) sowie dem Schlössel (bei Klingenmünster, SÜW) sind noch zwei dieser frühen Turmburgen aus der Salierzeit in der Pfalz in Bauresten zu finden.
Die typischen Baumerkmale des Burgtypus “Turmburg” wurden bereits in der Rubrik “Burgenkunde>Turmburg” vorgestellt. Hier soll es nun um die Fortifikationselemente der Burg Schlössel gehen. Als solche können erfasst werden
- Wahl des Burgenplatzes auf einer Kuppe (= überhöhte Stellung)
- Vorburg, umgeben mit einem Ringwall mit geschichteten Steinlagen und/oder Palisaden und einem Graben als “äußere Hülle”
- Alle Fortifikation (Türme, Tore, Bering) wurden aus Stein ausgeführt (Abb. 1).
- Mächtiger, vermutlich zweigeschossiger, steinerner Torturm mit einer Mauerstärke von 85-115cm. Sicherung mit zwei beschlagenen Holztoren. Oben Wehrplattform mit Zinnenkranz zum Herabwerfen von Gegenständen und Flüssigkeiten. War überdacht.
- Freistehender Wohnturm mit
- starkem Mauerwerk von 250cm Dicke im Erdgeschoss
- einem hochliegenden Zugang an der geschützt liegenden Ostseite, zu dem eine im Alarmfall abschlagbare Holztreppe hinauf führte, Dieser Zugang war zusätzlich durch einen Vorbau gesichert (Abb.2)
- einer Wehrplattform mit Zinnenkranz , überdacht
- Fensteröffnungen, die auch als Schießscharten für Pfeilwaffen genutzt werden konnten
- Umlaufende etwa 5m hohe Ringmauer, Mauerstärke bis 120cm. Auf der Mauerkrone befand sich ein Zinnenkranz und ein Wehrgang aus Holzbohlen.
Ein Burgbrunnen ist nicht nachgewiesen. Die Wasserversorgung erfolgte, so kann angenommen werden, in Friedenszeiten durch Wasserholer, die ihre Esel mit Wasserfässchen von der nahen Marthaquelle heranführten. Durch eine Öffnung im Wohnturm wurde es vermutlich in den Keller geleitet und dort gespeichert. Wahrscheinlich wurde auch Dachwasser als Brauchwasser gesammelt. Um einer längeren Belagerung standzuhalten, wären dieser Vorkehrungen sicherlich unzureichend gewesen.
Führt man sich vor Auge, dass dem Burgverteidiger im 11. Jhdt allenfalls Wurfspieß, Bogen und (erst gegen Ende des 11. Jhdt.) die Armbrust als “Fern”-Waffen zur Verfügung standen, so wird klar, dass eine kleine salierzeitliche Burg mit vielleicht 15-20 Mann Kampfbesatzung gegen einen mit Sturmleitern zahlenmäßig überlegenen Angreifer so gut wie nicht rundum zu verteidigen war.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die wehrtechnische Reife einer Turm(hügel)burg noch nicht sehr entwickelt war. Verglichen mit der Burg des 13. Jhdt., für deren Planung die wehrtechnische Erfahrung aus den ersten Kreuzzügen einfloss, ist die salierzeitliche Turmburg, vereinfacht gesagt , nicht m e h r als eine steinerne Ringmauer mit Toranlage und einem kombinierten Wehr- und Wohnturm. Die vier Zerstörungen des Schlössel innerhalb von 140 Jahren belegen ihre geringe Wehrhaftigkeit .