Rätselhafte Burgzugänge

Der Burgbesucher betritt heute die Burg durch das Westtor.

Es befinden sich in der Anlage jedoch weitere Zugangsöffnungen, alleine drei in der Schildmauer, von denen man heute kein abschließenden Erkenntnisse über Entstehungszeit und Zugangskonzept hat.  Rolf Übel schreibt unter Bezugnahme auf die vermauerten Tore, die Ausbauphasen der Schildmauer und den Turmrest unter dieser: ,,Neuscharfeneck ist eine Burg mit Geheimnissen.”

Der frühest bekannte Weg in die Burg führte über einen Zugang in der Schildmauer. Er war mit einer den Halsgraben überspannenden Brücke versehen, die an ihrem burgseitigen Ende als Zugbrücke ausgeprägt war und jenseits des Halsgrabens entweder in eine Barbakane (vorgelagertes Verteidigungswerk, vermutlich mit Holzpalisaden) oder in eine dem Graben vorgelagerten Brückentor-Anlage mündete. Es gibt keine baulichen Nachweise hierfür. Auch die in den 1930er Jahren noch beschriebenen Reste der Pfeiler sind heute nicht mehr erkennbar.

Als die Schildmauer mit Kasematten für Kanonen versehen wurde, konnte der “alte Zugangsweg” nicht mehr aufrecht erhalten werden. Der Zugang wurde im Verlauf des Ausbaus durch die Nordverdickung der Schildmauer geführt. Der Durchlass war breit genug, um ihn mit Fuhrwerken passieren zu können. Hatte man ihn passiert, gelangte man außerhalb des nördlichen Zwingers nach Westen und betrat die Burganlage durch das Westtor. Ich vermute, dass der Durchlass durch die Nordverdickung durch ein Holztor gesichert wurde und nicht permanent offen blieb. Der vormalige Brückenweg mit Zugbrücke über den Halsgraben hatte aber ausgedient, so dass die Brücke sicherlich abgebaut worden sein dürfte.

  Während der weiteren Erweiterung der Anlage nach dem Bauernkrieg 1525-1530 hat man den Zugangsweg südlich um die Burg herum geführt und dabei eine hölzerne Brückenkonstruktion mit einem durch den dritten Pfeiler führenden Zugbrückenteil ergänzt.  Die Rekonstruktion im Burgmodell von Erwin Metz (Abb.2) erlaubt eine realistische Vorstellung von dem späteren Zugangskonzept Neuscharfenecks entlang der Südseite.

Abb. 2 Neuscharfeneck nach den Ausbaumaßnahmen Ende des 16.Jh. Modell von und mit Genehmigung von Erwin Merz
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