Kampf um Burgen

Der Gegenangriff (Ausfall)​

Die Konzeption der Burgverteidigung sah im Hochmittelalter, aber auch noch nach Einführung von Pulverwaffen, an einer versteckten und von außen nicht gut zugänglichen Stelle eine Ausfallpforte (Poterne) vor, siehe Abbildung.

Durch diese konnten in Kriegszeiten Boten schlüpfen, um die wichtige Kommunikation mit der Außenwelt aufzunehmen oder zu unterhalten. Das Schleusen von Boten brachte allerdings nicht nur diese selbst in Lebensgefahr. Bei Gefangennahme drohte auch, dass die Nachrichten, die neben der Bitte um Verstärkung oder Entsatz sicherlich auch den Stand der Versorgung, erlittene Verluste, aktuelle Kampfstärke und Bewaffnung usw. enthielten, bekannt wurden.

Bei der Abfassung seiner Nachrichten aus dem belagerten Nanstein 1523 verwendete der Ritter Franz v. Sickingen einen Verschlüsselungscode, der allerdings dem Feind – ohne Franzens Wissen – bereits in die Hände gefallen war. So wurden die Pläne Sickingens aufgedeckt.

Durch die Ausfallpforte konnten auch begrenzte Gegenangriffe und Sabotageunternehmen, wie z.B. an Belagerungsgerät oder dem Raub von Vorräten, gestartet werden.

    • So gelang es einem Kommando der Stadt Neuss während der neunmonatigen Belagerung (1475-1476) durch Burgund insgesamt vier Ausfälle zu unternehmen, die erheblichen Schaden anrichteten. Bei einem (stillen) Ausfall wurden alle Zimmerleute des Belagerers niedergemacht, die gerade dabei waren, eine überhöhte Schießplattform zu errichten.
    • Der Stadt Trier gelang 1522 ein Ausfall gegen Sickingens Belagerungskräfte, bei dem Kanonen, die vor dem Schellenberg Stellung bezogen hatten, mit Eisennägeln in den Zündkanal (zumindest vorübergehend) blockiert werden konnten.
    • Während der Belagerung von Burg Nanstein im Mai 1523 gelang es Franz v. Sicking durch einen Ausfall ein Ablenkungsmanöver zu starten, bei dem 40 Berittene, die ihm in der Burg nicht von Nutzen waren, entkommen konnten.
    • Auch bei der Belagerung der Madenburg 1622 durch mansfeldische Truppen konnte die Burgbesatzung bei einem überraschenden Ausfall zwei Geschütze, Pulver und sogar eine Regimentsfahne zu erobern. Mehr dazu.

Auf der Hardenburg wurde der sog. “Große Ausfallgarten” angelegt, der als Bereitstellungsraum auch für stärkere, zum Ausfall bestimmte, Truppen diente und auch für Reiter passierbar war. Ansonsten bestand immer noch die Möglichkeit, einen größeren Ausfall durch das Haupttor zu führen, was aber Gefahren barg.

Die wichtigsten Vorkehrungen des Angreifers bestanden darin, das eigene Lager gegen Entsatzangriffe oder Ausfälle der Belagertem zu schützen. Dazu wurden häufig Schanzen angelegt, die durch Gräben und Wälle mit hölzernen Palisaden befestigt wurden.

Burg Landeck: Ausfallpforte in den Südzwinger
Madenburg: Ausfallpforte durch Schildmauer in Halsgraben
Ausfallgang Hardenburg
Hardenburg: Ausfallgang entlang Nordseite der Vorburg
Burg Gräfenstein: Ausfallporte
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