Angriffstaktik im Hochmittelalter

Angriff durch das Tor

Wenn die Brücke bereits durch einen Verräter herabgelassen worden war, erübrigten sich weitere Kampfhandlungen um das Tor. Derart leicht wurde es dem Angreifer aber nur selten gemacht.

So gehörte der Versuch, das Tor mit “leicht bewaffneten, beweglichen Haufen” in einem Überraschungsangriff zu nehmen, immer zu den ersten Kampfhandlungen vor der eigentlichen Belagerung.

In vielen mittelalterlichen Miniaturen wird eine Technik vorgestellt, die das Herabreißen einer hochgeklappten Zugbrücke mit langen Haken und durch Manneskraft zeigt, siehe Abbildungen.

Mein Kommentar dazu: So einfach war spätestens zur Stauferzeit (ab ca. 1150) eine Toranlage nicht mehr zu überwinden. Diese war meistens mehrstufig ausgeführt und beinhaltete außer einer Zugbrücke oder einem massiven Balkentor weitere Wehrelemente, wie z.B.

    • Flankierungstürme mit Schießöffnungen, aus denen vor das Tor gewirkt werden konnte
    • Eine turmartige Überbauung des Tores mit einer Pechnase, aus der siedende Flüssigkeiten oder Steine herabgeworfen werden konnten
    • Verlängerung des Torbaus mit einem tonnengewölbtem Durchgang und einem rückwärtigen zweiten Riegel sowie oben liegenden Abwurföffnungen (Bsp. Burg Drachenfels, wie abgebildet)

In der Burg selbst befanden sich zumeist Gänge mit weiteren Sperrmöglichkeiten, insbesondere in den Felsenburgen. Auch eine Zwingeranlage diente als zusätzlicher Verteidigungsriegel, der zunächst überwunden werden musste, bevor um die Kernburg gekämpft werden konnte.

Führte aufgrund der baulichen Gegebenheiten kein Weg an einem Angriff auf das Tor vorbei, so musste schweres Antwerk zum Einsatz kommen. Der Einsatz einer Katze oder des Katzwagens war für das Einbrechen des Burgtores mit dem Rammbock unerlässlich. Diese Belagerungstechnik wird auch im Video  dargestellt.

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Torhalle auf Burg Drachenfels mit einer Öffnung im hinteren Bogen zum Herabgießen von Flüssigkeiten

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