Burgenkunde

Die Felsenburg

Ein besonderer Typ des mittelalterlichen Wehrbaus ist die Felsenburg. Der Burgenforscher Otto Piper verwendete die Bezeichnung Felsenburg für Burganlagen, die über künstlich aus dem Burgfelsen ausgehauene Hohlräume verfügen. Besonders häufig ist dieser Burgentyp dort anzutreffen, wo weiches Gestein das Aushöhlen des (Burg-)Felsens begünstigte. Die Sandsteinriffe der Pfalz, insbesondere des Wasgaus, boten beste Voraussetzungen für den Bau von Felsenburgen.

Im Unterschied zu “gewöhnlichen” Höhenburgen, die den anstehenden Fels als Untergrund für die einzelnen Bauten nutzen, wurde bei Felsenburgen die gesamte Anlage in den Fels, auf den Fels und um den Fels herum umgesetzt.

Als besonders ausgeprägte Beispiele dieses Burgentyps gelten Drachenfels, Berwartstein, Blumenstein, Tanstein, Grafendahn, Meistersel., Nanstein, Falkenburg. Bei ihnen wurden Wohn und Funktionsräume sowie Keller (Ramburg) aus dem Felsen herausgeschrotet und mit Gängen oder Treppen verbunden. Das ermöglichte eine hocheffektive Raumnutzung. Allerdings wird das Raumklima in den klammen Felsenkammern, insbesondere in den kalten Jahreszeiten, für manche Rheumaerkrankung ihrer Bewohner verantwortlich gewesen sein.

Die Wasserversorgung im Belagerungsfall aber auch im Alltag war bei Felsenburgen immer ein Problem. Man hatte wenig Raum für Filterzisternen und musste das Wasser in Felsbecken (Drachenfels, Neuscharfeneck, Blumenstein) auffangen, worunter die Wasserqualität gelitten haben mag. Wo immer möglich, versuchte man die Wasserfrage durch das Bohren von Brunnenschächten (z.B. Berwartstein, Neuscharfeneck, Trifels, Meistersel, Madenburg, Wegelnburg), das mehrere Jahre in Anspruch nehmen konnte, und / oder die Anlage von Zisternen (Drachenfels, Neuscharfeneck, Neudahn, Landeck, Steinenschloss, Blumenstein, Grafendahn, Tanstein) zu lösen. Auch Pferdetränken (Trifels, Drachenfels u.a.) wurden häufig aus Platznot in den Fels eingearbeitet.

Die aus Holz oder Stein errichteten Gebäude auf und am Burgfelsen nutzen den Burgfelsen als Fundament oder Wand. Die Lage der Holzbauten lassen sich jedoch heute nur noch an Balkenlöchern oder -auflagen erkennen.

Abb. 1: Drachenfels im Wasgau, 
Inbegriff einer Felsenburg, Mrz 2017
Abb. 2: Felskammern und Durchgänge auf Drachenfels, Mrz 2017
Wachraum der Torwächter auf Burg Blumenstein
Abb. 3: Wächterkammer mit Aufnahme für Tretrad auf Burg Blumenstein (Sep 2020)
Abb. 4: Wasserbecken im Zentralfelsen von Neuscharfeneck, Feb 2017
Tiefe Felskammer an der Südseite des Burgfelsens
Abb. 5: Felsbecken südliche Unterburg des Blumenstein (Sep 2020)
Abb. 6: 74 Meter tiefer Brunnen auf Burg Berwartstein, Mai 2017
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