Die Ramburg damals & heute

Erstellt und mit freundlicher Genehmigung von Erwin Merz

Bei vielen und gerade bei den älteren der pfälzer Burgen, so auch bei der Ramburg, fehlt eine belastbare baugeschichtliche Dokumentation. Und so basieren Rekonstruktionsversuche auf dem heutigen Baubestand und archäologischen Interpretationen von Ausgrabungen oder der Auswertung von Inventaren. Von der Ramburg sind im Internet so gut wie keine Rekonstruktionsskizzen oder -modelle zu finden. Daher bin ich dankbar, dass Erwin Merz mir die Nutzungsrechte an den Fotos seiner Modelle eingeräumt hat.

Würdigung der Rekonstruktion von Erwin Merz

  • Das Burgmodell zeigt die Anlage um das Jahr 1610, also nach dem Wiederaufbau nach dem Blitzschaden von 1560 und den Erweiterungsmaßnahmen durch Graf Wolfgang II.   Denn der Einbau einer Turmuhr im Eingangsportal der Kernburg wurde erst zu dieser Zeit beauftragt.
  • Merz hat den Halsgraben des Jahres 1610 oben links mit einer Stallung versehen, der sog. “Eselskrippe”, ein Unterstand für Reit- und Nutztiere der Burgbewohner.
  • Der Weg in die Kernburg führt im Modell durch drei Toranlagen:

A)  Mehrgeschossiger äußerer Tor- und Wohnturm an der Nordwestseite (links), der in einen schmalen Unterburgzwinger führt . Aufgrund seiner Enge sind hier keine weiteren Bauten platziert.

B)  Innerer Torturm (rechts). Beide Türme sind mit einem Gusserker (“Pechnase”) zur Feindseite bestückt. 

C)  Der oben angesprochene dritte Tor- und Treppenturm mit der Turmuhr befindet sich unmittelbar vor dem Eingang zur Oberburg. Zu ihm führt die Treppenrampe hoch, die überdacht war und entweder hinter einem Arkadengang oder hinter einer Schutzmauer verlief. Interessanterweise ist die Darstellung des Aufgangs in Bild 1 und 3 unterschiedlich.  In Bild 3 wird der Arkadengang gewählt, in Bild 1 ist lediglich ein Holzgeländer zu erkennen.

  • Die Schildmauer war einst 21m hoch, wurde aber 1903 als Sicherungsmaßnahme auf 18m gekürzt und oben mit Beton planiert. Merz hat seine Schildmauer mit einer überdachten Plattform versehen, deren Existenz jedoch nicht nachgewiesen ist. Auch wird im Modell nicht ersichtlich, wie der Aufgang auf die Plattform erfolgte, denn die 3m dicke Schildmauer ist massiv ohne Einschnitte und Treppenansätze ausgebildet.
  • Merz führt auf der Westseite (Bildvordergrund) zwei Ringmauern um die Kernburg, beide mit Schießscharten im Abstand von etwa 2m, und mit überdachten Wehrgängen ausgestattet.
  • Rundbogenfriese an der inneren Ringmauer und der Schildmauer sind als Schmuckelemente nicht nachgewiesen.

Schildmauer in einer anderen Darstellung

Im Bild 4  des LA Speyer wird die  Schildmauer als Wohnturm dargestellt.  Für diese Darstellung der Schildmauer spricht nicht nur die im heutigen Mauerrest erkennbaren Geschosseinteilungen, sondern auch die Tatsache, dass hinter der Schildmauer 2 Flügelmauern die Verbindung zum Palas herstellten und diese Flügel den Korpus des Palas noch überragten.

Mir persönlich scheint die hier gezeigte Schildmauer die wahrscheinlichere Rekonstruktion zu sein.

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