Ausbau zur Kanonenburg nach dem Bauernkrieg

Die Äußere Schildmauer

Jüngere Schildmauer der Madenburg im Panormafoto

In der Fachsprache versteht man unter Schildmauer ein durchgängiges, massives Starkmauerwerk, welches die zu schützende Burganlage auf der gesamten Breite abdeckt. Die mächtigsten Schildmauern auf pfälzer Burgen finden wir auf dem Neuscharfeneck, der Wolfsburg und  der Madenburg.

RMadenburg, Rekonstruktionsvorschlag Madenburg um 1595
Um 1530 enstanden Barbakane und Schildmauer im Norden, der ehemaligen Angriffsseite. Die hinter dem Halsgraben stehende Schildmauer erstreckt sich mit 45 m über die gesamte Breite der Burg. Sie war ursprünglich etwa 12 m hoch bei einer durchschnittlichen Mauerstärke von fast 5 m.
 
Schildmauersporn mit Kanonenscharte
Ein solches kasemattiertes Geschütz taugte allenfalls zur Sturmabwehr im Nahkampf mit Hagel, keinesfalls für ein zielgenaues Abwehrfeuer gegen Geschützstellungen.

Es darf angenommen werden, dass auf der Schildmauerplattform noch Scharten für kleinere Schlangengeschütze vorhanden waren, z.B. Falkonets, wie sie auch auf der Schildmauerplattform von Neuscharfeneck anzutreffen waren.

Im Zeitalter der Artilleriewaffen konnte eine Schildmauer jedoch keinen vollständigen Schutz mehr bieten, denn:

  1. Auf dem Nanstein hatte sich bereits 1523 gezeigt, dass im Abstand von 1 bis 2 Minuten abgegebene Kanonenschüsse im sog. “Taktschießen” auch stärkeres Mauerwerk zum Einsturz bringen konnte. Details zum Untergang des Nanstein finden sie  hier. Bei Nachladezeiten von 10-15 Minuten war allerdings eine gut ausgestattete Belagerungsartillerie von etwa 10 Geschützen größeren Kalibers erforderlich.
  2. Geschütze eines Angreifers im 16. Jahrhundert boten in einer Belagerungsstellung hinter aufgeworfenen Schanzen genügend Bewegungsfreiheit, um mit einem entsprechenden Elevationswinkel auch jenseits der Schildmauer errichtete Bauten empfindlich zu treffen. Mörser als Steilfeuerwaffen konnten eine frontale Schutzmauer sogar mühelos überwinden.
  3. Die Geländebeschaffenheit im Norden der Burg erlaubte dem Feind das Beziehen überhöhter Stellungen gegen die Madenburg, was ein unschätzbarer Vorteil war. Denn der Verteidiger musste sein Abwehrfeuer mit erheblicher Rohrerhöhung auf die Schanzen richten, was mit einer starken Streuung einherging und daher für den Kampf auf Punktziele hinter Schanzkörben untauglich war.
  4. Auf der Plattform der Schildmauer platzierte leichte Geschütze hatten gegen das Feuer langrohriger Schlangen des Angreifers einen erheblichen Reichweitennachteil und konnten kein wirksames Abwehrfeuer dagegen entfalten, zumal die Geschützplattform(en) zuerst selbst unter Feuer genommen wurde(n). Denn das Ausschalten der Abwehrpositionen war nach den Regeln der Kriegskunst der erste Feuerschwerpunkt des Belagerers.
    Madenburg, Rekonstruktionsvorschlag Madenburg um 1595
    Bild zeigt die Schildmauerplattform mit Geschützstellungen, den älteren Halsgraben mit einer Palisadensperre und die ältere Hohe Mantelmauer (links) mit einem überdachten Wehrgang. Der Einsatz von leichten Schlangengeschützen auf der Schildmauerplattform, so wie auf Neuscharfeneck, gilt als wahrscheinlich.

Der Raum zwischen der neuen und der alten Schildmauer ist auf der Nordostseite von einer Verbindungsmauer mit einer spitzbogigen, heute vergitterten Ausfallpforte verschlossen. Von hier aus wurde vermutlich der erfolgreiche Ausfall gegen die mansfeldischen Belagerer im April 1622 geführt, in deren Verlauf die Madenburger Besatzung 2 Geschütze erobern konnten ( mehr darüber).

Ausfallpforte (Poterne)
Von hier aus wurde vermutlich der erfolgreiche Ausfall gegen die mansfeldischen Belagerer im April 1622 geführt, in deren Verlauf die Madenburger Besatzung 2 Geschütze erobern konnte
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