Residenz der Grafen v. Leiningen-Hardenburg

Der Graf und seine Residenz

Hierarchische Einordnung des Grafen im Adel

Nach der Heerschildordnung gab es eine Adelshierarchie. Unter dem König bildeten die geistlichen Reichsfürsten (Bischöfe, Äbte) den zweiten Heerschild, gefolgt von den weltlichen Fürsten (Herzöge, Pfalz-, Mark-, und Landgrafen). Der Graf gehörte zum vierten Heerschild und war hierarchisch dem Hochadel zuzurechnen, bildete aber dessen untere Stufe. Der Graf stand damit aber immer noch über den Rittern und Ministerialen.

Welche Aufgaben hatte der Graf?

Der Graf war zunächst ein vom König eingesetzter Amtsträger, der in seiner Grafschaft als Vasall königliche Hoheitsrechte ausübte. Im Kriegsfall hatte er dem König Truppenkontingente zu stellen. Der Graf hatte die Wehrhoheit und war in der Grafschaft zugleich Gerichtsherr, durfte dort sogar ein Blutgericht (Hochgericht) über Leben und Tod abhalten. Später kamen zusätzlich die Finanz- und Verwaltungshoheit hinzu. Seit Mitte des 10. Jhdts. übertrug der König Grafschaften auch an Bischöfe. Da die “Männer Gottes” das Blutgericht aber nicht selbst abhalten konnten, setzten sie weltliche Herren (Vögte) an die Spitze der Gerichte. So ist die Übertragung der Vogtei des Speyergaus an Friedrich I. von Leiningen zu verstehen, der Begründer des Leininger Grafengeschlechts.

Ab dem Hochmittelalter war die Grafschaft mit eigenem Besitz verbunden und war erblich. So bildeten sich schnell Territorien um die Stammburg des Grafen aus. Im Spätmittelalter gewannen die Grafen weiter an Bedeutung und wurden mehr und mehr bestimmende Regionalmacht. Je nach Geschick und Erfolg in Fehden und Kriegszügen oder durch Heirat und Erbschaft, konnte eine Grafschaft schnell wachsen oder Gebiete verlieren, z.B. durch Erbteilung an Söhne. Abb. 1 zeigt die Ausdehnung der Leininger Grafschaft Ende des 18. Jhdts., kurz vor der Inbesitznahme durch die Franzosen.

Residenz zur Repräsentation und Verwaltung

Im Gegensatz zum Ritterstand war die Wirtschaftsleistung einer Grafschaft meist sehr auskömmlich, durfte der Graf doch Steuern / Abgaben / Zölle erheben. Dies gestattete es dem Grafen, auch in seine Außendarstellung zu investieren. So ist auch der Ausbau der Hardenburg zur repräsentativen Leininger Residenz und Festungsanlage im 16. Jahrhundert einzuordnen.

Der Begriff Residenz steht für einen Amts- und Wohnsitz eines weltlichen oder kirchlichen Fürsten, umfasst repräsentative Bau- und Wohnelemente wie auch amtliche Funktionsbauten oder Amtsstuben.

Woran kann man heute noch den Residenzcharakter der Hardenburg festmachen?

Großer Saalbau

Über der Tordurchfahrt befand sich ein einst prächtiger mehrgeschossiger Saalbau. Ihm vorgesetzt ist ein achteckiger Renaissance Treppenturm. (Abb. 2. Abb. 5 zeigt den Giebel der Südostfront des Saalbaus)

Der Große Ausfallgarten und Lustgarten

Die langgezogene Bergnase bis zum Ostwerk wurde 1501 zu einer Gartenanlage umgestaltet. Sie dürfte seinerzeit eine etwas repräsentativere Bepflanzung gehabt haben. Um 1587 kam der sog. Lustgarten hinzu. Dieser nimmt südlich außerhalb der Kernburg ein Areal von 52 auf 63m ein. Er war mit einer schwachen Mauer umgeben. Heute versprüht die Grasfläche wenig Charme. In der Renaissance dürfte hier eine ansprechende Gartenanlage gestanden haben (Abb. 3 – 5). Es ist nicht ganz klar, ob die Brunnenschale im großen Ausfallgarten oder um Lustgarten aufgestellt war.

Verwaltungsfunktion

Die Wahrnehmung der Verwaltungsfunktion erfolgte von der Hardenburg aus. So finden wir in der Oberburg zwischen Kapelle und Gefängnisturm das Burgarchiv, weitere Amtsräume befanden sich im EG und im 1. OG des Verbindungsbaus auf der Hofseite.

Gefängnis

Die Gerichtsbarkeit setzte das Vorhandensein eines Gefängnisses voraus. In der unteren Ebene des Gefängnisturms befindet sich ein Verließ. Eine zweite, fensterlose und feuchte Zelle war im Verbindungsbau in der Durchfahrt untergebracht. Ob vorgenannte (kleine) Gefängnisse für die Dimension einer Grafschaft ausreichten, darf bezweifelt werden, so dass weitere, hier nicht dokumentierte Örtlichkeiten außerhalb der Hardenburg sicherlich vorhanden waren.

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