Wehrkonzeption der Festungsanlage des 16. Jh.

Welche wehrtechnischen Überlegungen flossen in den Ausbau der Hardenburg ein?

Kernstück der neuen Leininger Festung waren mehrere mächtige Rondelle mit rund 20 Metern Durchmesser. Diese waren auf mindestens zwei Geschützebenen mit großen rechteckigen Kanonenscharten, aber auch mit Handwaffenscharten, ausgestattet. Sie wurden an die strategischen Ecken der Burganlage angesetzt und erlaubten einen Wirkungsbereich von 180 bis 270 Grad.

Zur Anordnung der Rondelle

Die Anordnung der Rondelle war so gewählt, dass diese

    1. sich im Feuerkampf gegenseitig unterstützen (Kreuzfeuer) und tote Räume weitgehend vermieden werden konnten
    2. die Anmarschwege zur Burg auf höchste bis kurze Kampfentfernung mit unterschiedlichen Waffentypen überwacht werden konnten (“nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen”)
    3. Denkbare Stellungsräume feindlicher Geschützstellungen auf den Höhen im Norden und östlich des Isenachtales bekämpft werden konnten
    4. die Überhöhungen im Westen durch ein hohes Bollwerk zur Burg hin abgeriegelt und bekämpft werden konnten.

Die wirksame Kampfentfernung von Kanonen gegen starke Burgmauern betrug im beginnenden 16. Jahrhundert noch 500 Meter. Schäden an Wohnbauten, wenngleich ohne breschierende Wirkung, konnten auch bereits aus Kampfentfernungen von 750 Meter oder sogar darüber erzielt werden. Für eine Breschierung von Mauern mussten die Kanonen auf 100-300 Meter vor die Mauern in Stellung gebracht werden.

Die Karte rechts unten zeigt mit zwei Kreisen die relevante Kampfentfernung. Sie belegt, dass alle wesentlichen Kampfaufträge an die Rondelle mit den zeitgenössischen Geschützen erfüllbar waren.

Die Hardenburg liegt auf einer Bergzunge mit steilen Hängen an drei Seiten. Das überhöhte Westbollwerk schützt primär gegen den Höhenkamm im Westen (linke Bildseite)
Karte: Vasco Streetmaps, Weiterbearbeitung Peter Wild
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