Geschichte der Madenburg auf dem Zeitstrahl

Erste Erwähnung

Bergfried und ältere Schildmauer gehören nicht zum Baubestand der Erbauungszeit Mitte des 11. Jhdts.

Wie bei so vielen der pfälzischen Burgen, liegt auch der Zeitpunkt des Baus der Madenburg im Unklaren. Suggerieren verbaute Buckelquader an Schildmauer und Bergfried eine Baudatierung in die Stauferzeit, so ist sich die Geschichtsforschung bei der Madenburg einig, dass ihre Wurzeln sogar in die Salierzeit zurück reichen. Möglicherweise ist die Madenburg mit der 1076 erwähnten Burg "parthenopolis" (griechisch „Jungfrauenstadt“) identisch, die im Zusammenhang mit einer geplanten Fürstenversammlung genannt wurde, auf der es über die Positionierung der Fürsten in der Frage der Absetzung des deutschen Königs Heinrich IV. ging.

1076

Bischof v. Mainz verschafft sich vorübergehenden Besitz an der Reichsburg

Zeichnung des Siegels von Erzbischof Adalbert I.
Zeichnung des Siegels von Erzbischof Adalbert I. von Mainz. Creative Commons Lizenz; Autor Karl Rossel

Ein zweites Mal hört man von der Madenburg, als sich 1112 der streitsüchtige Mainzer Bischof Adalbert I. von Saarbrücken († 1137) mit Heinrich V. überwarf und sich in den Besitz der Reichsburgen Trifels und Madenburg brachte. Heinrich V. ließ Adalbert daraufhin umgehend auf dem Trifels gefangen setzen. Ein Aufstand der Mainzer Bürger zwang Heinrich, den Bischof nach 3 Jahren (=1115) wieder frei zu lassen und in seine Ämter zu restituieren, woraufhin - am Rande angemerkt - der Mainzer Erzbischof den Kaiser exkommunizierte. Die Madenburg fiel im April 1113 zurück an das Reich.

1112

Gab es Grafen auf der Madenburg?

Aus einer Entschädigungsurkunde des Abtes des Kloster Limburg, Konrad, erfährt die Welt, dass eine Gräfin Ida von Madenburg (domina Ida cometissa de Maddenberg) ein Gut ihres Sohnes Hermann in Friedelsheim widerrechtlich verkauft hatte, weshalb dieser entschädigt werden musste. Es ist jedoch die einzige Erwähnung eines Grafengeschlechts auf der Madenburg und ist schwer mit der Burggeschichte im 12./13. Jhdt. in Übereinklang zu bringen, da die Madenburg als Reichsburg dem Kaiser und dem Bischof von Speyer gehörte und keine Lehensvergabe an einen Grafen von Madenburg dokumentiert ist.

1176

Conradus de Mathenberc

Als erster Reichsministerialer benennt sich der eingesetzte Konrad von Schüpf (†1276) nach der Madenburg.

1255

Leiningische Erbteilung

Wappen Leiningen-Dagsburg
Creative Vommons Lizenz
Ersteller: Kooij

In der - für die pfälzer Burgengeschichte bedeutsamen - leiningischen Erbteilung fiel (neben Alt- und Neuleiningen auch) die Madenburg 1317 an Graf Friedrichs V. von Leiningen, der die Linie Leiningen-Dagsburg begründete. Die Madenburg war folglich spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr "Reichsburg", sondern gräfliches Allod (erblicher Alleinbesitz).

1317

Ganerbenburg Madenburg

Geldnöte der Grafen von Leininger-Dagsburg leitete eine Phase von Verpfändungen ein, in deren Folge 1372 die Madenburg zur Ganerbenburg wurde. Zu den Gemeinern gehörten später Reinhard IV. von Sickingen, Johann III. von Sickingen (je 25%) und die Fleckensteiner (50% Anteile).

1372

Ganerbenburg

1372 bis 1581

Teilungsurkunde

1423 wurde die Madenburg samt Zughörden unter Reinhard Schwarz, Johann III. von Sickingen und Friedrich von Fleckenstein (†1431 bei Bulgneville) aufgeteilt. Dabei wurde auch die Kapelle St. Nikolaus erwähnt.

Reste der gotischen St. Nikolaus Kapelle der Madenburg
Im Südteil des weiten Areals ragen noch bis zu 2,5m hohe Reste derSt. Nikolaus Kapelle auf. Im Mauerwerk sind noch Ansätze rund- und spitzbogiger Fenster erhalten. Die Kirche weist frühgotische Stilmerkmale auf, wie sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vorkommen. Sie ist somit erheblich älter als die 1415 erstmals archivalisch erwähnte Kapelle.

Anmerkung: St. Nikolaus war der von den Leiningern verehrte Heilige, dem auch die Pfarrkirche in Neuleiningen geweiht war. Die Kapelle auf der Madenburg wurde vmtl. bereits 1415 errichtet, der Kaplan sollte gemeinsam von den Gemeinern bestellt werden. Er wohnte auf der Burg in einem "erker über der stegen und falbrucken" (Erker über der Zugbrücke).

1423

Streit unter den Gemeinern

Dieter von Sickingen stritt sich mit Friedrich d.Ä. v. Fleckenstein über die Frage des Baus eines Wirtshauses auf der Burg und über die getroffene Auswahl des Burgkaplans, den der Ältere Fleckensteiner im Alleingang bestellt hatte und dabei den Sickinger übergangen hatte (vgl. 1423). Der Streit wurde im Schlichtungsverfahren beigelegt.

1463

Pfälzer Kurfürst Friedrich I. erobert die Madenburg

Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, im Gebet. Stifterscheibe Klosterkirche Maulbronn

1470 geriet die Madenburg während des sog. Weißenburger Krieges "in die Schusslinie". Denn der Fleckensteiner Gemeiner hatte den in Gegnerschaft zu Kurpfalz stehenden Herzog von Veldenz mit Kanonen unterstützt, weshalb KF Friedrich I. v.d. Pfalz dem Friedrich v. Rosenberg den Befehl erteilte, die dem Fleckensteiner zur Hälfte gehörende Madenburg zu erobern. Dies geschah in einem nächtlichen Handstreich, ohne dass größere Schäden eingetreten wären. Friedrich von Fleckenstein wurde in einem Turm seiner eigenen Burg gefangen gesetzt und musste seine Anteile an der Burg schließlich an KF Friedrich I. abtreten, der sie ihm aber kurz danach wieder zurückgab. Kurpfalz erhielt das Öffnungsrecht an der Burg, ohne jedoch Gemeinerpflichten (z.B. Bewachung, Bauerhaltungsmaßnahmen) übernehmen zu müssen. Weiterhin wurden Regeln für die Aufnahme neuer Burggemeiner erlassen.

1472

Fleckensteiner Gemeiner wird für verrückt erklärt

Friedrich (der Ältere) v. Fleckenstein wurde 1472 dann auch noch durch der KF v.d. Pfalz für unmündig erklärt, nachdem bei ihm eine "geistige Umnachtung" festgestellt worden war. Der Fleckensteiner wurde für 6 Jahre bei Versorgung mit Essen und Kleidung auf der Madenburg interniert. Der Fleckensteiner Anteil wurde in der Folgezeit von einem kurpfälzischen Ministerialen verwaltet.

1472

Verkauf an Johannes v. Heydeck

Wappen der Familie Heydeck gemeinfrei

Aus Geldmangel veräußerten die Kinder des Fleckensteiners 1481 ihre Anteile an den aus dem mittelfränkischen stammenden Junker Johann von Heydeck (auch Heideck), der zudem die Anteile des Reinhard v. Sickingen (Anm. der Vater des Franz v. Sickingen) erwarb und somit alleiniger Besitzer der Madenburg wurde. Damit endete die 109-jährige Periode der Ganerben.

1481

Weiterverkauf an Württemberg

Als Johann v. Heydeck 1506 verstarb, verkaufte seine Witwe Ottilia die Herrschaft 1511 für 15.000 Gulden an Herzog Ulrich von Württemberg (*1487, † 1550).

1511

Hochstift Speyer kauft die Madenburg

Bischof Georg von der Pfalz (1486 - 1529)

1516, also nur fünf Jahre später, verkaufte Württemberg die Burg samt Zugehörden für 14.000 Gulden an das Hochstift Speyer unter Bischof Georg, der ein Bruder des Pfalzgrafen war. Damit ende eine Phase permanenter Besitzerwechsel. Die Madenburg verblieb - bis auf Ausnahmen während des 30jährigen Krieges - in speyerischen Besitz bis zu ihrer Zerstörung 1680.

1516

Bauern erobern die Madenburg und brennen diese ab

Am 17.Mai 1525 wurde die Madenburg von einem Bauernhaufen, der sich bei Mörlheim versammelt hatte, daher "Mörlheimer Haufen" genannt, kampflos besetzt, denn der Burghauptmann "Niklas Wynstall verrieth mit seinen Mannen seines Herren Schloß, ließ die Aufrührer, bei ihrem Erscheinen vor den Thoren, in dieselben ein, und nun ergoß sich der bunte Haufen durch Keller und Gemächer, raubte, soff, jubelte, warf Feuer in die Burg, überließ sie den verheerenden Flammen, und zog weiter, um fernere Unthaten zu verüben." (Peter Harer). Bischof Georg v. Speyer hatte noch 400 bäuerliche Söldner zur Verstärkung der Garnison angeheuert, die sich beim Nahen des Mörlheimer Haufens mit diesen jedoch solidarisierten.

17. Mai 1525

Wiederaufbau durch die Bauern

Nach der Niederlage bei Pfeddersheim am 24. Juni 1525 mussten die Bauern dann die Madenburg auf eigene Kosten wieder aufbauen und das verschleppte Geschütz und Möbel ersetzen. Überdies wurden die Rädelsführer ein Jahr lang auf der Burg gefangen gehalten. So entstand unter Bischof Georg die Burg, "wie der Phönix, schöner und fester wieder aus der Asche." Mehr zur wehrtechnischen Modernisierung auf der nächsten Tafel.

Nach 1525

Wiederaufbau und wehrtechnische Modernisierung

Madenburg, Rekonstruktionsvorschlag Madenburg um 1595
Barbakane, Äußere Schildmauer, Torbastion: Wehrtechnischer Ausbau Mitte des 16. Jh.

Der Wiederaufbau erfolgte unter gleichzeitiger Modernisierung der Wehrfunktionen für den Einsatz von Geschützen und Pulverhandwaffen. So wurde etwa 1530 der Burg zur Feindseite ein neuer (jüngerer) Halsgraben und eine mächtige keilförmige, die gesamte Breite der Burg abdeckende, Schildmauer und ein Vorwerk vorangestellt.Dass diese Art der Fortifikation nach der Zerstörung von Burg Nanstein im Jahr 1523 erkennbar nicht mehr dem Stand der Wehrtechnik entsprach, wird im Kapitel "Wehrfunktion der Madenburg " näher betrachtet.

1527

Baumaßnahmen, Philippsbau entsteht

 

Madenburg, Rekonstruktionsvorschlag Madenburg um 1595
Ein in Ost-West-Richtung verlaufender Mitteltrakt trennt den Hof der Vorburg von der Kernburg. Der mächtige Bau entstand in mehreren Bauphasen. Die sog. "Philippsbau" (links) ist nach seinem Bauherrn Bischoff Philipp II. von Flörsheim, benannt und entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Bischof Philipp II. v. Flersheim setzte die unter seinem Vorgänger begonnenen Wiederaufbauarbeiten fort. Der sog. Phillippsbau entstand 1550 und das bischöfliche Dokumentenarchiv wurde aus der Kästenburg in das Madenburger Gewölbe umgezogen.

1550

Zerstörung durch Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach

Bildnis des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1557, gemeinfrei)

1552 wurde die Madenburg während des sog. Markgrafenkrieges erneut erobert, diesmal von Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, der mit anderen protestantischen Fürsten einen Aufstand zur Anerkennung des Protestantismus gegen Kaiser Karl V. führte und sich damit auch gegen katholische Güter wandte. Über den Grad der Zerstörungen ist wenig berichtet. Das bischöfliche Dokumentenarchiv war noch rechtzeitig nach Mainz verbracht worden. Ein auf der Burg vorhandenes Geschütz ließ sich der Markgraf nach Frankfurt a.M. senden, musste es aber auf Befehl des Kaisers wieder zurückgeben.

1552

Ausbau zum Renaissanceschloss

Rekonstruktionsvorschlag der Madenburg (Pfalz) um 1595
Der mächtige fünfeckige Bergfried bildete bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts das Kernelement der Burgverteidigung. Als Träger für Kanonen war er jedoch nicht geeignet und wurde daher zum Wart- und Wohnturm umfunktioniert. Die Eckhörnchen sollen im 16. Jh. angesetzt worden sein.

Unter Bischof Eberhard Freiherr von Dienheim fanden im ausgehenden 16. Jahrhundert weitere Ausbauten statt. So wurde in der nördlichen Kernburg 1593 der sog. Eberhardsbau im Stil der Renaissance errichtet, an welchen 1594 zwei Treppentürme angesetzt wurden, die heute noch recht gut erhalten sind.

In den 1590igern

Handstreich gegen die Madenburg wird vereitelt

Im dritten Kriegsjahr war die Pfalz in das Zentrum des Krieges gerückt. Im Spätjahr 1621 und Frühjahr 1622 zogen protestantische Heere aus verschiedenen Richtungen in und durch die linksrheinische Pfalz. Es lag in der Natur der Sache, dass das katholische Hochstift Speyer in schwere Kämpfe verwickelt wurde und auch die Madenburg als bischöfliches Amt betroffen war. Im Dezember 1621 wies der protestantische Heerführer Mansfeld den in seinen Diensten stehenden Graf Georg Ludwig von Löwenstein (Besitzer der Burg Neuscharfeneck) an, die Madenburg zu besetzen. Der Versuch, die Burg im Handstreich zu nehmen, scheiterte jedoch. Bei diesem Treiben ging das unterhalb der Feste gelegene bischöfliche Dorf Eschbach am 30.Dezember 1621 in Flammen auf.

Dez 1621

Madenburg wird nach Belagerung von Mansfeldischen erobert

Nachdem im April 1622 die Mansfeldischen (Söldner-)Truppen ihre Winterquartiere wieder verließen, wurde die Belagerung der Madenburg nach allen Regeln damaliger Kriegskunst aufgenommen und geführt. Mit der Durchführung war der Obrist Hans Georg Peblis († 1650) beauftragt worden. Peblis ließ trotz des steiningen Bodens Belagerungsstellungen vorbereiten, die mit Gräben und Sappen ausgestattet wurden. Schon bald eröffneten seine Geschütze das Feuer.

Beschießung aus Feldschanzen Erhard Schoen, Kupferstich, gemeinfrei

Die bischöfliche Besatzung der Burg zählte ½ Fähnlein, was etwa 200 Landsknechten entsprach. Die Besatzung konnte einen erfolgreichen Ausfall durchführen und erbeutete dabei 2 Geschütze, musste sich aber wieder zurückziehen. Die Belagerten hielten noch 14 Tage durch, bevor sie der Mangel an Brot und Pulver am 21. April 1622 zwang, die Waffen niederzulegen und den Belagerern die Tore zu öffnen. Erst 1629 ist wieder ein speyerischer Amtmann in der Burg belegt.

Im April 1622

Hilferuf an französische Truppen, um den Schweden zuvor zu kommen

Als 1633 die (protestantischen) Schweden nahten, befahl Bischof Philipp Christoph seinem Amtmann, (katholische) französischen Truppen in die Madenburg einzulassen. Und so kam es, dass 1633 die Burg von französischen Truppen unter dem Comte Arpajou für zwei Jahre besetzt wurde. Die Schweden zogen Ende 1634 nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen aus Süddeutschland ab.

1633

Kaiserliche auf der Burg

Die Kaiserlichen hatten am 28.Januar 1635 unter General Gallas die ehem. speyerische Festung Philippsburg von den Franzosen eingenommen und dabei eine Menge Kriegsgüter erbeutet, darunter 128 Kanonen. Danach zogen die Kaiserlichen nach Speyer weiter und nahmen auch diese Stadt wieder ein. Als 1635 die Kaiserlichen gegen die Madenburg zogen, räumten die Franzosen dort ihre Positionen noch vor dem Ausbruch von Kampfhandlungen. Bis 1644 blieb die Burg bei den Kaiserlichen, wohingegen die Stadt Speyer bereits am 12. März 1635 von einem starken französischen Heer zurückerobert wurde.

Von 1635 bis 1644

Erneute französische Besetzung

1644 fiel die Madenburg wieder an die Franzosen unter Duc d'Enguien zu Theil. Erst 2 Jahre nach dem Westfälischen Friedensschluss erfolgte die Rückgabe der Madenburg 1650 an den Bischof von Speyer .

1644 und 1650

Besetzung und endgültige Zerstörung der Madenburg

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts strebte Frankreich unter Ludwig XIV. die Vergrößerung seines Territoriums an der Westgrenze des Reiches an ("Reunionspolitik"). In den Jahren 1679/80 fielen u.a. das Elsass, Gebiete am Rhein sowie große Teile der Pfalz unter französische Herrschaft. So wurde 1680 auch die Madenburg durch Truppen des französischen "General de Montclar " besetzt und bei dessen Abzug später gesprengt. Die Ruine Madenburg wurde nicht wieder aufgebaut.

Joseph de Montclar (Bild: gemeinfrei) Frz. General unter Ludwig XIV. Bekannt durch sein Zerstörungswerk in Südwestdeutschland im ausgehenden 17. Jh.
1680

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